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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Shandy
faszinierend fand. Erst als es so dunkel geworden war, daß man nicht mehr
erkennen konnte, was in den Baumschulen wuchs und gedieh, fiel Peter der
eigentliche Grund für seinen Besuch wieder ein.
    »Die Mücken fangen an zu stechen«,
stellte er nicht ohne Grund fest, auch wenn sie damit schon vor einer ganzen
Weile begonnen hatten. »Falls du mit dem Gedanken spielen solltest, mich auf
einen Drink zu dir einzuladen, wäre jetzt der geeignete Moment, mich zu fragen.
Was aber natürlich keineswegs ein Wink mit dem Zaunpfahl sein soll.«
    »Du hattest schon immer eine sehr
subtile Ader, Pete. Mann, bin ich froh, dich wiederzusehen. Dann nichts wie
los! Das Gebäude da vorne ist mein Haus.«
    Das Heim des Präsidenten in Sasquamahoc
war nicht etwa ein Herrenhaus mit Säulenvorbau, sondern nur ein wenig
imposantes einstöckiges Holzhaus, das vermutlich in den häßlichen Zwanzigern
errichtet worden war. Die Holzschindeln waren in dem unbeschreiblichsten
Gelbton gestrichen, den Peter je gesehen hatte. Vermutlich hatte Elisa Alicia
die Farbe ausgesucht. Das Haus besaß eine nutzlose kleine Veranda und eine
Eingangstür, die mit viereckigen kleinen Glasbausteinen in schreiendem Rot,
Blau, Grün und Bernstein eingefaßt war. Ein großer Kranz aus Weinlaub, in den
Kunstblumen, Trockengras, zahlreiche Perlhuhnfedern und zwei Auberginen aus
Plastik integriert waren, sollte zweifellos den Besucher willkommen heißen,
auch wenn das Arrangement auf Peter wenig einladend wirkte.
    Nachdem Guthrie die Tür aufgeschlossen
hatte, fand sich Peter mit einem riesigen Gesteck aus vergoldeten Binsen,
Pampasgras und Pfauenfedern in einem Spucknapf aus lackiertem Messing
konfrontiert. Als er nervös zurückschreckte, stolperte er über ein Stück Ast,
das mit Gips überzogen war und anscheinend diversen Kunstvögeln als Nistplatz
diente. Es gab sogar einige mit Schellack behandelte Nester aus buntem
Raffiabast und Papierschlangen.
    Entsetzt stellte Peter fest, daß darin
echte, ausgeblasene Vogeleier lagen. Jeder Zweifel, daß Guthries unstete Gattin
mit der Verbrecherbande, deren Abgang er erst vor kurzem hatte mitverfolgen
dürfen, unter einer Decke steckte, löste sich auf der Stelle in Luft auf. Eine
Frau, deren Gehirn eine derart scheußliche Eingangshalle aushecken konnte, war
zu jeder Schandtat fähig.
    »Komm, wir gehen in mein
Arbeitszimmer«, drängte Guthrie. »Es ist der einzige Raum, den Elisa Alicia mit
ihrem Gemütlichkeitstrieb verschont. Steht deine Frau auch auf so was?«
    »Sie backt ab und zu Pies für mich«,
erwiderte Peter vorsichtig.
    »Elisa macht auch Pies. Aus Pappmache,
mit einer Garnierung aus Plastikkirschen.«
    Guthrie versank einen Moment lang
wieder in düsteres Schweigen, ließ sich dann jedoch zu einem Gefühlsausbruch
hinreißen. »Gott sei mein Zeuge, Pete, manchmal frage ich mich wirklich, wozu
die Menschheit wohl sonst noch fähig ist.«
    Eine bessere Einleitung hätte Peter
kaum erwarten können. Er räusperte sich und wagte den Sprung ins kalte Wasser.
»Wie hast du sie eigentlich kennengelernt, Guthrie?«
    »Ich war bei einer Konferenz in New
York und bin ihr zufällig über den Weg gelaufen. Sie kannte einen der Männer,
mit denen ich mich unterhalten habe, und danach sind wir alle gemeinsam einen
trinken gegangen. Dann führte eins zum anderen, du weißt schon, was ich meine.«
    Guthrie zuckte mit den Achseln. »Später
ist sie übers Wochenende nach Portland geflogen, und ich bin mit dem Auto
hingefahren, um sie zu treffen. Sie war irgendwie... na ja, exzentrisch, würde
ich sagen. Sie trug ausgefallene Kleider, ausgefallene Parfüms, hat sich
ausgefallen ausgedrückt. Auch ein paar andere Dinge, die sie tat, waren
ausgefallen, wenn du die Wahrheit wissen willst. Teufel noch mal, Pete, ich war
außer während meiner College-Zeit nie im Leben weiter als fünfzig Meilen von
Sasquamahoc weg, und du weißt ja selbst, wie unsere Glamour-Girls damals
ausgesehen haben. Gute Kumpel, mit denen man die Ställe ausmisten konnte, aber
was ist schon romantisch an Gummistiefeln und durchgeschwitzten
Arbeitsanzügen.«
    »Das ist doch recht anheimelnd, oder?«,
murmelte Peter, doch Guthrie war viel zu sehr in seine trübsinnigen Gedanken
versunken, um ihn zu hören.
    »Jedenfalls ist es ein paar Monate lang
so weitergegangen, dann habe ich ein langes Wochenende frei genommen, und wir
haben zusammen einen Kurztrip nach Costa Rica gemacht. Ich habe mich die ganze
Zeit mit Planter’s Punch vollaufen lassen,

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