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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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gefunden, aber doch die Zeit, ein Held auf den Schlachtfeldern in Burma zu werden?«
    Er hob eine Schulter, machte eine abwertende Handbewegung. »Wie schwer ist es, ein Held zu sein, wenn man nicht sterben kann? Warum sollte ich mich nicht freiwillig melden, jeden Vorstoß anzuführen? Hinter die Kampflinien zu gehen und verwundete Soldaten retten? Es war schließlich nicht so, als hätte ich etwas zu verlieren.«
    »Außer bei Sonnenschein.«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Es war Monsun-Zeit.«
    »Da der König dich mit dem Ritterschlag belohnt hat, nehme ich an, er war von deinen Bemühungen stärker beeindruckt, als du es bist.«
    »Die Träumer dieser Welt sind stets auf der Suche nach einem Helden. Ich nehme an, der König unterscheidet sich darin nicht allzu sehr von dem Mann auf der Straße.«
    »Oder einer Frau«, bemerkte sie und erwiderte kühn seinen Blick.
    Er richtete sich auf, verschränkte die Arme über der Brust. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass du mir verrätst, was genau du suchst , Portia. Wenn es nämlich ein Held ist, dann bist du an der falschen Adresse gelandet. «
    Unbeeindruckt von seinem durchbohrenden Starren, erhob sie sich von dem Sessel und trat ans Fenster. Während sie den schweren Kreppstoff zur Seite schob, spähte sie in die schwach beleuchtete Gasse unten. Jeder Schatten schien gesichtslose Gefahren zu beherbergen, aber keine davon war gefährlicher für sie als der Mann, der hinter ihr — nicht wirklich geduldig — auf ihre Antwort wartete.
    Sie tauschte mit ihrem Spiegelbild in der Scheibe einen mutmachenden Blick, dann ließ sie den Vorhang fallen und drehte sich zu ihm um. »Ich suche einen Mörder.«
    Die grimmigen Worte hingen fast greifbar zwischen ihnen, bis Julian lachend den Kopf in den Nacken warf und erwiderte: »Dann bist du ja doch zu dem Richtigen gekommen.«

4
    Portia spürte, wie alles Blut aus ihrem Gesicht wich. »Also stimmt es«, hauchte sie, und ihre Finger krallten sich in die glatte Seide ihres Retiküls.
    »Dass ich ein Mörder bin? Dass ich Menschen umgebracht habe, um zu überleben? Ich hasse es, deine mädchenhaften Illusionen um meine Person zu zerstören, Süße, aber in dieser Hinsicht bin ich nicht anders als jeder beliebige Soldat im Dienste Seiner Majestät.«
    Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Ich habe nicht den Krieg gemeint. Ich habe von den Frauen in Charing Cross und Whitechapel gesprochen.«
    Das amüsierte Glitzern in seinen Augen verblasste. Er runzelte die Stirn. »Welche Frauen?«
    »Die vier Frauen, die seit deiner Rückkehr nach London umgebracht wurden. Die vier Frauen, denen von einem gnadenlosen Mörder das Blut bis auf den letzten Tropfen aus dem Körper gesaugt wurde.«
    Julians Stirnrunzeln vertiefte sich. Er wandte sich von ihr ab und dem gemauerten Kamin zu. »Wann genau haben sich diese Morde ereignet?«
    »Der erste vor vielleicht vierzehn Tagen, kurz bevor Adrian davon hörte, dass du in London gesehen worden seiest. Die beiden anderen folgten kurz darauf. Und dann, vor gerade einmal drei Tagen, wurde die vierte Frau in einer Gasse hinter der Kirche Gesegnete Maria gefunden, der Leichnam noch warm.«
    Er betrachtete die kalte Feuerstelle, verschränkte die Hände im Rücken. »Bist du dir ganz sicher, dass sie von einem Vampir getötet wurden?«
    »Ohne den Hauch eines Zweifels«, erklärte Portia, deren Stimme von unterdrückten Gefühlen leicht bebte. »Und ich kann dir versichern, dass diese Frauen keine willfährigen Opfer waren, die sich dem Kuss eines Vampirs ausliefern wollten. Ihre Hände waren blutverschmiert, ihre Fingernägel abgebrochen. Sie alle haben sich sehr heftig und überaus mutig gewehrt, um ihr Leben gekämpft.« Obwohl sie wusste, dass es Irrsinn war, konnte sie sich nicht davon abhalten, zu ihm zu gehen. »Hast du es getan, Julian? Hast du diese armen, hilflosen Geschöpfe umgebracht?«
    Er drehte sich um und musterte sie aus seinen dunklen Augen. »Du traust mir so ein Verbrechen zu und hast mich dennoch heute Nacht aufgesucht? Warum benimmst du dich so närrisch?«
    Wie konnte sie ihr unerschütterliches Vertrauen in ihn erklären? Ihr unbeirrbarer Glaube, dass er ihr nichts antäte. Dabei wusste sie nicht wirklich, wozu genau er in der Lage wäre. »Ich habe nicht geglaubt, dass du mir etwas tun würdest. «
    »Ich habe dir schon etwas getan.« Sein träger Blick streifte ihren Hals, wich ihren Augen aus. »Du trägst noch die Narben als

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