Wenn der Wind dich ruft
aus ihrem Versteck locken, ehe sie noch mehr unschuldige Frauen ermordet.«
Sie erhob sich und ging vor dem Kamin auf und ab, sich genau bewusst, dass Julian jeden ihrer Schritte aus schmalen Augen verfolgte. »Sie scheint unter der irrigen Annahme zu leiden, dass Julian immer noch eine Art sentimentale Zuneigung an mich bindet, was, wie wir alle wissen, totaler Blödsinn ist.«
Obwohl Julian die Zähne zusammenbeißen musste, behielt er klugerweise seine Gedanken zu dem Punkt für sich und nahm stattdessen noch einen Schluck Portwein.
»Wenn wir nur einen Weg finden könnten, ihre Eifersucht als Waffe gegen sie einzusetzen ...« Portia klopfte sich mit einem Finger auf die Unterlippe. »Ich muss immer wieder an etwas denken, was Duvalier gesagt hat, kurz bevor er mich und Julian zusammen in der Gruft eingesperrt hat.«
Adrian tauschte einen besorgten Blick mit Larkin. »Du bist in dieser Gruft beinahe gestorben, Kleines. Es gibt keinen Grund, dass du dich mit schmerzlichen Erinnerungen beschäftigst.«
»Dein Bruder ist damals auch beinahe gestorben«, erinnerte sie ihn, ehe sie sich wieder Julian zuwandte. »Erinnerst du dich, was Duvalier gesagt hat, kurz bevor er mich in deine Arme geschubst hat? Er sagte, dass du, wenn du mir meine Seele nähmest, >das Vergnügen meiner Gesellschaft auf ewig genießen< könntest.«
»Wie könnte ich das vergessen? Er schlug schließlich vor, dass ich dich zu meiner ewigen Braut mache.« Julian schwenkte mit bitterer Miene den Portwein in dem bauchigen Glas. »Für einen blutrünstigen Bastard war er eigentlich ziemlich romantisch. «
»Was wäre, wenn wir Valentine glauben machen, dass du genau das getan hast?« Portia berührte mit einer Hand den weißen Schal um ihren Hals. »Sie weiß bereits, dass du dein Mal auf mir hinterlassen hast. Warum also lassen wir sie nicht einfach denken, dass du nach London zurückgekehrt bist, um zu Ende zu bringen, was du vor so vielen Jahren begonnen hattest? Gäbe es irgendetwas, das sie wütender machen würde? Himmel, es wäre, als würde ihr Weihwasser ins Gesicht gespritzt!« Obwohl sie sich große Mühe gab, konnte Portia ihr Entzücken angesichts dieser Aussicht nicht ganz verbergen.
»Ich dachte, wir wollten versuchen, dein Leben zu retten, und sie nicht dazu reizen, es umso schneller zu beenden«, wandte Larkin ein. »Wird ihre Wut sie nicht weitaus gefährlicher machen?«
»Möglich. Aber sie wird sie auch unüberlegt handeln lassen, zu Fehlern verleiten. Wenn sie wirklich glaubt, dass Julian mich statt ihrer gewählt hat, wird sie nicht länger warten wollen. Ihre Geduld wird zu Ende sein. «
»Wie dein Leben, wenn du nur einen einzigen Fehler machst«, erinnerte Adrian sie mit finster gerunzelter Stirn.
Julian betrachtete sie ebenfalls skeptisch. »Meinst du wirklich, du könntest dich so lange und so glaubhaft als Vampir ausgeben, um Valentine hereinzulegen?«
Portia zuckte die Achseln. »Warum nicht? Vampire bewegen sich unter Menschen, sobald die Sonne untergegangen ist. Ihr esst unser Essen, ihr trinkt unseren Wein, ihr tanzt zu unserer Musik und ihr ahmt unser Atmen nach.« Sie erwiderte seinen Blick herausfordernd, senkte ihre Stimme zu einem heiseren Ton. »Himmel, ihr habt sogar Geschlechtsverkehr mit uns.«
Dieses Mal griff Adrian gleich nach der ganzen Flasche Portwein statt nur nach seinem Glas. Er nahm einen großzügigen Schluck, dann reichte er sie weiter an einen dankbaren Larkin.
»Aber Sterbliche sind leichter zu täuschen«, erwiderte Julian ruhig, ohne sie aus dem hypnotischen Bann seines Blickes zu entlassen. »Sie sind gut darin, nur zu sehen, was sie sehen wollen.«
Einen Herzschlag lang befand sich Portia wieder in der Bibliothek, in seinen Armen. »Möglicherweise ist das so, weil wir gelernt haben, an Meerjungfrauen, Kobolde und edle Prinzen auf weißen Pferden zu glauben, ehe wir erwachsen werden und unsere närrischen Träume begraben müssen.«
»Valentine ist keine Närrin. Du wirst sie nicht nur davon überzeugen müssen, dass ich dich in einen Vampir verwandelt habe, sondern auch, dass du mich liebst.«
»Das sollte nicht allzu schwer sein.« Portias Stimme klang einen Hauch zu hell und spröde, selbst für ihre eigenen Ohren. »Du hast selbst gesagt, dass ich eine begabte Schauspielerin sei.«
Adrian seufzte, als ihm allmählich die Argumente ausgingen. »Denkst du ehrlich, dieser Plan hat eine Chance auf Erfolg, Julian? Du kennst diese ... Frau besser als wir.«
»Und das in jeder
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