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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Manteltasche und drückte sie ihr in die Hand. »Warum nehmen Sie das hier nicht einfach und wärmen sich heute Nacht an Ihrem eigenen Kamin?«
    Damit tippte er sich an die Hutkrempe und überquerte die Straße, wo ein Metzger gerade dabei war, die Tür zu seinem Laden für die Nacht zu schließen.
    Portia befand sich wieder in der Gruft.
    Der modrige Geruch von bröckelndem Lehm und Verfall stieg ihr in die Nase. Sie wäre gelähmt vor Angst und Schreck, wenn Julian nicht bei ihr wäre. Wenn er seine starken Arme nicht um sie geschlungen hätte, damit sie aufhörte zu zittern. Er hatte schon den Knebel herausgezogen und die Stricke gelöst, mit denen Duvalier sie gebunden hatte, hatte mit seinen eigenen alles andere als ruhigen Händen ihre Gelenke gerieben, um die Blutzirkulation anzuregen und ihr wieder Gefühl in ihre Finger zu vermitteln.
    »Warum hat Duvalier so schreckliche Sachen gesagt?« Ein ersticktes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, während sie die Arme um seine Mitte legte und ihre Wange an seine Brust presste. »Warum hat er gesagt, du würdest mich umbringen?«
    Julian schob sie von sich und ging auf unsicheren Beinen in die Ecke, zog den Kopf ein und hob eine Hand, um sein Gesicht vor dem Lichtschein der Fackel zu schützen. »Duvalier hatte Recht«, knurrte er. »Du musst dich verdammt noch mal von mir fernhalten!«
    Trotz seiner warnenden Worte machte sie unwillkürlich einen Schritt auf ihn zu. »Aber warum? Warum sollte ich auf irgendetwas hören, was dieses Ungeheuer zu sagen hat?«
    »Er mag ein Ungeheuer sein, Portia. Aber das bin ich auch.« Julian hob langsam seinen Kopf und ließ die Hand sinken, sodass sie sein Gesicht im Fackelschein sehen konnte.
    Sie schlug sich eine Hand vor den Mund, aber es war zu spät, ihr entsetztes Aufkeuchen zu unterdrücken. Seine Haut war straff über die fein gemeißelten Knochen seiner Züge gespannt, seine Augen waren eingesunken, aber in ihnen loderte ein primitiver Hunger. Es war, als sei alles, was er war, auf die Essenz reduziert, sodass nun etwas an seine Stelle getreten war, das sowohl schrecklich als auch überirdisch schön anzusehen war. Während sie ihn anstarrte, gebannt von seiner wilden Anmut, wurden seine Eckzähne spitzer, länger, bis sie wie Reißzähne aussahen, wie vom Teufel für einen einzigen tödlichen Zweck geschaffen.
    »Adrian war nie ein Vampir, nicht wahr?«, fragte sie leise, obwohl sie die Antwort schon kannte.
    Julian schüttelte langsam den Kopf
    »Das bist immer schon du gewesen. «
    Er nickte.
    Ein noch unmöglicherer Anblick als der seiner Reißzähne lenkte sie ab. Die Fetzen seines Hemdes hingen bis zu seinem Bauch halb offen, sodass darunter auf der Haut über seiner Brust ein Brandmal in einer vertrauten Form zu erkennen war.
    Mit einem erstickten Schrei lief Portia zu ihm. Sie fuhr die Umrisse des Kruzifixes nach, das sich in seine Haut gebrannt hatte, als könnte sie durch ihre Berührung seinen Schmerz auf sich nehmen. Dann hob sie ihren tränen-feuchten Blick zu seinem Gesicht. »Lieber Gott, was hat er dir angetan?«
    Julian schluckte, mit seiner Zunge strich er in einem vergeblichen Versuch, sie zu befeuchten, über seine ausgetrockneten Lippen. Seine Stimme war nur noch ein heiseres Krächzen. »Mit dem Kruzifix hat er mich aller Kraft beraubt. Ausgehungert. Hat sich geweigert, mich etwas trinken zu lassen. «
    Er kämpfte darum, sich von ihr zu lösen, aber dann verlor er das Gleichgewicht und ging in die Knie, während sein Körper von unkontrollierbaren Krämpfen geschüttelt wurde.
    Portia kniete sich neben ihn. »Du stirbst«, flüsterte sie, nicht länger in der Lage, die erschütternde Wahrheit zu leugnen.
    Er nickte. »Ich habe nicht mehr ... viel Zeit. Du wirst in Sicherheit sein, sobald es vorbei ist. Duvalier wird dafür sorgen, dass man uns findet.« Ein bitteres Lächeln kräuselte seine Lippen. »Der Bastard konnte noch nie der Versuchung widerstehen, ... mit seinen Taten zu prahlen. Siehst du die Handschellen dort drüben?«, fragte er und deutete auf die rostigen Ketten, die an in die Steinmauer fest eingelassenen Ringen hingen. »Du musst sie benutzen, um mich an die Wand zu ketten. «
    Sie wich zurück, unfähig ihr Entsetzen zu verbergen. »Wie ein Tier?«
    »Ich bin ein Tier, Portia. Je eher du das akzeptierst, desto sicherer wirst du sein. «
    Sie schüttelte den Kopf, und ihre Stimme war fest, obwohl ihr Tränen über die Wangen liefen. »Nein, das tue ich nicht. Ich werde dich nicht

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