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Wenn die Demokratie zusammenbricht

Titel: Wenn die Demokratie zusammenbricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Karsten , Karel Beckman
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tun hat oder dass sich historisch gesehen Demokratien friedlich gegenüberstanden.
    Im alten Griechenland führten demokratische Stadtstaaten regelmäßig Krieg gegeneinander. Im Jahr 1898 führten die USA und Spanien Krieg. Der Erste Weltkrieg wurde gegen ein Deutschland geführt, das nicht weniger demokratisch war als Großbritannien oder Frankreich. Das demokratische Indien und das demokratische Pakistan führten ab 1947 einige Kriege. Die Vereinigten Staaten unterstützten antidemokratische Staatsstreiche gegen demokratisch gewählte Regierungen im Iran, in Guatemala und Chile. Israel hat Kriege gegen demokratische Länder wie den Libanon und den Gazastreifen geführt. Das demokratische Russland führte kürzlich eine Schlacht gegen das demokratische Georgien.
    Mit demokratischen »Rechten« gehen demokratische Pflichten einher. Man hat Abstimmungsrechte und darum die Pflicht, für die Verteidigung des eigenen Landes zu kämpfen.
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    Der Grund, warum moderne westliche Demokratien nach dem Zweiten Weltkrieg keine Kriege gegeneinander führten, hat mit sehr spezifischen historischen Umständen zu tun, auf deren Grundlage es schwierig ist, allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen. Der wichtigste Grund ist, dass sie alle in einem Militärbündnis, der NATO, zusammengeschlossen waren.
    Es gibt auch ein »Gesetz«, das besagt, dass »keine zwei Länder, in denen sich ein McDonald’s-Restaurant befindet, jemals einen Krieg gegeneinander geführt haben«. Dies scheint für eine lange Zeit gestimmt zu haben – bis zur Bombardierung Serbiens durch die NATO 1999 (spätere Gegenbeispiele sind die Invasion des Libanon durch Israel und der Konflikt zwischen Russland und Georgien). Aber das besagt genauso wenig wie die Aussagen von Clinton und Thatcher.
    Man könnte sogar dafür argumentieren, dass Demokratie zu einer Intensivierung der Kriegsführung geführt hat. Bevor die Demokratie populär wurde, bis zum 18. Jahrhundert, führten Könige Kriege mit Söldnertruppen. Es gab keinen Wehrzwang und die Menschen mussten nicht kämpfen oder andere Nationen hassen.
    Mit dem Aufstieg demokratisch-nationalistischer Staaten änderte sich das. In allen demokratischen Ländern wurde der allgemeine Wehrzwang eingeführt, beginnend in Frankreich mit der Französischen Revolution. Die gesamte Bevölkerung wurde mobilisiert, um Kriege gegen die Völker anderer Länder zu führen. Zwangsrekruten konnten leicht als Kanonenfutter verwendet werden, da sie durch neue Zwangsrekruten ersetzt werden konnten.
    Es mag unfair erscheinen, Demokratie mit Nationalismus gleichzusetzen, aber diese beiden Ideologien wurden aus einem bestimmten Grund gleichzeitig populär. Demokratie bedeutet Regierung durch »das Volk«. Dieser Begriff birgt sicherlich nationalistische Tendenzen. Mit demokratischen »Rechten« gehen demokratische Pflichten einher. Man hat Abstimmungsrechte und darum die Pflicht, für die Verteidigung des eigenen Landes zu kämpfen.
    Man sollte nicht vergessen, dass der verhängnisvolle Erste Weltkrieg – der den Weg bereitete für die totalitären Staaten des 20. Jahrhunderts und den Zweiten Weltkrieg – zu einem großen Teil von demokratischen oder halbdemokratischen Ländern geführt wurde. Der Erste Weltkrieg fand in Europa statt, nachdem der demokratische Nationalismus das klassisch liberale Denken weitgehend verdrängt hatte.
    Auch in den Vereinigten Staaten kam der Anstoß zum Krieg von fortschrittlichen Demokraten, die am Ende des 19. Jahrhunderts die öffentliche Meinung zu beherrschen begannen. Die Vereinigten Staaten nahmen am Ersten Weltkrieg unter dem berühmten Slogan von Präsident Wilson teil: »Die Welt sicher für die Demokratie machen.« Wären die Amerikaner den libertären, »isolationistischen« Prinzipien ihrer Gründerväter treu geblieben, wären die USA nicht in den Ersten Weltkrieg eingetreten. Dann hätte der Krieg wahrscheinlich unentschieden geendet. In diesem Fall wären die Alliierten nicht in der Lage gewesen, den Deutschen den belastenden Vertrag von Versailles aufzuzwingen, Hitler wäre vielleicht nie an die Macht gekommen und der Zweite Weltkrieg und der Holocaust hätten nicht stattgefunden.
    Auch bringt Demokratie nicht notwendig mehr »Transparenz« oder Verantwortlichkeit mit sich, wie oft behauptet wird. In Wirklichkeit

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