Wenn die Demokratie zusammenbricht
Werbung und Einschränkungen bezüglich der Zeit, des Raums und der Art und Weise. Das sind eine Menge Ausnahmen.
Der Punkt, den es hier zu beachten gilt, ist jedoch, dass die Verfassung der USA â und die mit ihr einhergehende Redefreiheit â vor dem Aufkommen der Demokratie verabschiedet wurde. Der Grund, warum die Menschen in westlichen Demokratien etliche Freiheiten genieÃen, ist nicht, dass es Demokratien sind, sondern dass sie klassisch-liberale oder libertäre Traditionen haben, die im 17. und 18. Jahrhundert entstanden, bevor sie demokratisch wurden. Viele Menschen in diesen Ländern wollen diese Freiheiten nicht aufgeben, auch wenn der Geist der Freiheit fortwährend durch den Geist der demokratischen Einmischung untergraben wird.
In anderen Teilen der Welt hängen die Menschen weniger an persönlichen Freiheiten. Viele nichtwestliche Demokratien zeigen sehr wenig Respekt für individuelle Freiheit. In demokratischen islamischen Ländern wie Pakistan haben Frauen wenig Freiheit, auch gibt es dort keine Redefreiheit oder Religionsfreiheit. In diesen Ländern ist Demokratie eine Rechtfertigung für Unterdrückung. Würde die Demokratie in absoluten Monarchien wie Dubai, Katar oder Kuwait eingeführt, so würde dies höchstwahrscheinlich zu weniger Freiheit führen statt zu mehr. Die Palästinenser im GazaÂstreiÂfen haben die fundamentalistische, nicht sehr freiheitsliebende Hamas demokratisch gewählt (ein Ergebnis, das dann ironischerweise von den USA und anderen westlichen demokratischen Regierungen nicht akzeptiert wurde).
MYTHOS 10
Demokratie fördert den Frieden und hilft, Korruption zu bekämpfen
In der internationalen Arena sind demokratische Staaten fast per definitionem die Guten und die anderen sind böse. Demokratien sind schlieÃlich friedliebend, oder nicht? Nun, nicht ganz. Allzu oft erweisen Demokratien sich als ziemlich kriegerisch. Die Vereinigten Staaten, die mächtigste Demokratie der Welt, begann Dutzende von Kriegen. Die amerikanische Regierung führte zahlreiche Staatsstreiche durch, stürzte Regierungen, unterstützte Diktatoren (Mobutu, Suharto, Pinochet, Marcos, Somoza, Batista, den Schah von Persien, Saddam Hussein und so weiter) und warf Bomben auf hilflose Zivilisten. Sogar Atombomben. Gegenwärtig haben die USA Truppen in mehr als 700 Militärbasen in über 100 Ländern und geben ungefähr so viel für »Verteidigung« aus wie der Rest der Welt zusammengenommen.
Das demokratische GroÃbritannien erfand die Konzentrationslager (in Südafrika) und war das erste Land, das die nationalistische Opposition in seinen Kolonien durch Luftbombardements unterdrückte und dabei ganze Dörfer zerstörte (im Irak in den 1920ern). Das demokratische britische Weltreich unterdrückte zahlreiche Unabhängigkeitsrevolten in seinen Kolonien, so in Afghanistan, Indien und Kenia. Unmittelbar nachdem sie durch die Alliierten von den Nazis befreit worden waren, führten die demokratischen Niederlande in Indonesien einen Krieg gegen Menschen, die unabhängig sein wollten. Frankreich machte in Indochina dasselbe. Demokratische Länder wie Belgien und Frankreich haben viele schmutzige Kriege in Afrika ausgefochten (z. B. in Belgisch-Kongo und Algerien). Die Vereinigten Staaten kämpfen zur Zeit immer noch in Kriegen im Irak und in Afghanistan, die von Folter und Tausenden unschuldiger Opfer begleitet werden.
Quelle: Eigene Darstellung
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Eine Variante dieses Mythos besagt, dass Demokratien nicht gegeneinander Krieg führen. Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher sagte dies während eines Besuchs in der Tschechoslowakei 1990 (»Demokratien ziehen nicht gegeneinander in den Krieg«), und Bill Clinton sagte es in einer Rede vor dem US-Kongress 1994 (»Demokratien greifen einander nicht an«). Das bedeutet, dass all die Kriege, die Demokratien geführt haben, mehr oder weniger gerechtfertigt waren, da sie nicht gegen andere Demokratien gerichtet waren, und dass, wenn die ganze Welt demokratisch wäre, es keinen Krieg mehr geben würde.
Nun trifft es zu, dass sich seit dem Zweiten Weltkrieg eine groÃe Zahl »westlicher« Länder â die zufällig auch »Demokratien« sind â in der NATO zusammengeschlossen haben und wenig Neigung zeigen, einander anzugreifen. Aber das bedeutet nicht, dass dies irgendetwas mit Demokratie zu
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