Wenn die Liebe dich findet
überfüllten Stall erinnert. Daran würde sie sich wohl gewöhnen müssen, wenn sie ihn wählte. Vielleicht sollte sie herausfinden, was er darüber dachte, dass sie ohne Damensattel ritt.
»Ich freue mich schon darauf, morgen mit Ihnen auszureiten. Norford Hall ist zwar nicht der Hyde Park, aber hier gibt es herrliche Reitwege, und das Gelände ist sehr groß.«
Kendall strahlte sie an. »Eine hervorragende Idee! Ich muss zugeben, dass ich es auch vorschlagen wollte.«
»Dann lassen Sie sich von unserem Butler Ihren Raum zeigen. Wir können uns später beim Dinner unterhalten, wenn Sie wieder zurück sind.«
Sie beendete das Gespräch so schnell, weil sie Mabel Collicott entdeckt hatte, die zielstrebig auf sie zukam.
Kapitel 44
A manda wappnete sich. Die alte Dame, wie immer mit ihrer Freundin Gertrude im Schlepptau unterwegs war, verschwendete kaum Zeit mit einer Begrüßung, sondern hakte sich bei Amanda ein und zerrte sie durch den Salon, bevor sie vor Farrell Exter zum Stehen kam. Da er nicht überrascht schien, fragte Amanda sich, ob Mabel Farrell wohl gesagt hatte, dass er im Rennen war. Nur weil die alte Kupplerin ihn ihr empfohlen hatte? Das würde sie doch nicht wagen, oder?
Farrell sah heute Abend etwas derangiert aus, als hätte er in seinen Kleidern geschlafen. Er war gestern angekommen, also war das gut möglich. Hatte er seinen Diener etwa nicht mitgebracht? Im Bedienstetentrakt war reichlich Platz für Zofen und Diener, die mit den Gästen reisten, aber nicht alle hatten Personal dabei, weshalb Ophelia dafür gesorgt hatte, dass zusätzliche Bedienstete zur Verfügung standen. Sie hatte wirklich an alles gedacht.
Amanda fragte sich, ob sie das erwähnen sollte, verwarf den Gedanken indessen wieder, da sie Farrell nicht in Verlegenheit bringen wollte. Und er selbst schien nicht zu denken, dass etwas mit ihm nicht stimmte, denn er nahm sofort Amandas Hand, um sie zu küssen.
»Ah, die schönste Lady von England! Du siehst atemberaubend aus wie immer, Amanda.«
Farrell wusste, wie man ein schönes Kompliment machte, aber das war auch schon alles, was er gut konnte. Mabel jedoch strahlte ihn an und sagte so laut, dass alle Umstehenden es hören konnten, zu ihrer Freundin Gertrude: »Sie wären ein wunderschönes Paar, nicht wahr?«
Es war Amanda so peinlich, dass sie husten musste. Diese Bemerkung war absolut deplatziert, selbst für eine Kupplerin. Mabels Freundin schien dasselbe zu denken.
»Ich denke, das ließe sich immer sagen, egal, neben wem Lady Amanda gerade steht.«
Der Augenblick war gerettet, aber um das Thema zu wechseln, wandte Amanda sich an Farrell: »Ich glaube, Ophelia will morgen Whist-Tische im ganzen Haus aufstellen.«
Seine Augen leuchteten, wie sie erwartet hatte. Umso mehr überraschte es sie, als er erwiderte: »Ich spiele nicht mehr.«
»Nicht einmal mehr zum Vergnügen?«
»Um ehrlich zu sein, ich habe mittlerweile festgestellt, dass es kein Vergnügen ist zu verlieren.«
Er hatte für diese Erkenntnis fünf Jahre gebraucht? Er war ein schlechter Spieler und auch kein guter Lügner. Nicht einen Moment lang glaubte Amanda, dass er das aufgegeben hatte, wonach er so sehr verlangte. Hatte Mabel ihm geflüstert, dass er nur so eine Chance bei ihr hatte? Äußerte er deshalb, was sie vermeintlich hören wollte? Sie musste ihm ehrlich raten, sich anderweitig nach einer Geldquelle umzusehen. Er war vielleicht manchmal ganz amüsant, aber ganz sicher nicht der richtige Mann für sie.
John Trask rettete sie davor, diese unangenehme Wahrheit auszusprechen – entweder aus Eifersucht, weil er sich ebenfalls Hoffnungen auf Amanda machte, oder einfach weil er Farrells Liebe zum Spiel teilte. Amanda wusste es nicht, und es war ihr auch gleichgültig.
John packte Farrell am Arm und sagte aufgeregt: »Einen Moment, alter Freund! Du bist der Einzige, der unsere Wette entscheiden kann.« Damit zerrte er ihn fort.
Amanda ergriff die Gelegenheit und erklärte Mabel: »Ich will seine Gefühle nicht verletzen, aber ich werde es müssen, wenn Sie weiter insistieren. Wer bezahlt Sie dafür, mir jemanden zu empfehlen, der so überhaupt nicht zu mir passt? Ich dachte erst, mein Vater, aber jetzt beginne ich zu glauben, dass Sie für Exters Familie arbeiten.«
Mabel schnappte nach Luft. Julie stand gerade in der Nähe und hatte es gehört. Sie wusste anscheinend, was Mabel gerade versucht hatte. Sie trat hinzu und schnauzte Mabel an: »Herrgott, Mabel, sind Sie auf Ihre alten Tage
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