Wenn die Liebe dich findet
du mir das antun?! Ihn hinter meinem Rücken zu beauftragen? Ausgerechnet ihn ? Nicht mal, wenn ich kurz vor dem Ertrinken wäre, würde ich seine Hilfe annehmen!«
Ophelia zuckte zusammen. »Mandy …«
»Nein, nein, nicht vor ihm – kein Wort mehr vor ihm!«, zischte Amanda. Sie hob ihren Rock an und rannte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war, aus Angst, jeden Moment in Tränen auszubrechen. Ihr blieb fast die Luft weg. Noch nie war sie so gedemütigt worden, aber andererseits hatte sie sich auch noch nie so gehen lassen. Mein Gott, sie wusste gar nicht, was schlimmer war: das, was sie gehört hatte, oder wie sie reagierte!
Sie drückte die Stalltür auf, lief hinaus und stieß mit jemandem zusammen. Sie hätte beinahe das Gleichgewicht verloren, wenn nicht ein Paar Hände sie schnell an den Schultern gepackt hätte. Sie blickte auf, um sich für den Beinahe-Unfall zu entschuldigen, aber sie brachte kein Wort heraus. Vor ihr stand einer der umwerfendsten Männer, die sie je gesehen hatte.
»Hallo«, grüßte er mit dunkler Stimme und liebenswürdig-gefasstem Blick. »Das war sehr ungeschickt von mir. Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht wehgetan?«
»Nein, ich …« Amanda war immer noch beinahe sprachlos. Er sah so gut aus! Hellbraunes lockiges Haar, wunderschöne grüne Augen und etwa einen Meter achtzig groß.
»Setzen wir uns einen Moment, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.« Er führte sie zu der Bank unter dem einsamen Baum vor den Ställen. »Bitte erlauben Sie mir, mich vorzustellen: Lord Kendall Goswick, Milady, zu Ihren Diensten. Dürfte ich Sie nach Ihrem Namen fragen?«
Errötend hauchte sie: »Amanda.«
»Geht es Ihnen wirklich gut? Bitte, sagen Sie es mir!«
»Ganz bestimmt, es ist alles in Ordnung. Es war meine Schuld, ich habe nicht aufgepasst, wo ich hinlaufe.«
Mit einem jungenhaften Grinsen gab er zurück: »Ich betrachte das als mein Glück. Sind Sie hier, um ein Pferd zu kaufen? Baldwin hat eine ganz beachtliche Auswahl an Pferden.«
»Ja, als Geburtstagsgeschenk für meinen Bruder.«
»Dann lieben Sie Pferde genauso wie ich?«
»Nun ja, eigentlich war es die Idee meiner Schwägerin, aber ja, sicher, wie könnte man Pferde nicht lieben?« Amanda lächelte ihn an, aber innerlich stöhnte sie auf. Sie konnte nicht glauben, dass sie das gerade gesagt hatte.
Kapitel 9
D evin starrte der jungen Dame hinterher, wie sie davonlief, und selbst als sie außer Sichtweite war, sah er ihr noch nach. Jetzt war sie schon zwei Mal wütend davongerannt. Amanda Locke bot definitiv einen sehenswerten Anblick, wenn sie so außer sich war. Die blitzenden blauen Augen, die kleinen Fäuste geballt, der schlanke kleine Körper, der vor Zorn bebte … Sie war so wütend, dass sie nicht einmal auf Ophelias Erklärungen achtete. Er kannte nicht viele Frauen, die so aus der Fassung gerieten – nein, falsch, er kannte nicht eine einzige.
Einen Moment später schnippte Ophelia mit den Fingern vor seinem Gesicht, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er musste über sich selbst lachen, dann hielt er inne und blickte sie an. Sie sah ebenfalls nicht glücklich aus, sondern schien ernsthaft bekümmert.
»Sie hätten sie wohl besser vorwarnen sollen«, meinte er mit amüsiertem Grinsen.
»Nein, ich wollte sicher sein, dass Sie es überhaupt machen wollen, bevor ich mit ihr rede.«
Devin zuckte mit den Achseln. »Na ja, sehen Sie jetzt, was ich meine? Statt zuzugeben, dass sie die Suche nach einem Ehemann falsch angeht, ist sie beleidigt.«
Ophelia schnalzte missbilligend mit der Zunge. » Jeder wäre angesichts dessen beleidigt gewesen, was Sie gesagt haben.«
»Ich gebe ja zu, dass sie das nicht hätte hören sollen, aber die Wahrheit ist eben nicht immer schön.«
»Die Wahrheit kann man auf verschiedene Weise äußern, auch ohne Spott. Der erste Eindruck ist nicht immer der richtige, und wie es scheint, schätzen Sie Mandy völlig falsch ein. Ich hoffe nicht, dass Sie bei allen Leuten so vorschnell urteilen.«
Die Lady tadelte ihn? Diesmal musste er wirklich lachen. »Sie will meine Hilfe nicht, und ich habe keine Lust, heute irgendwelche Herren zur Schlachtbank zu führen. Warum betrachten wir diese Angelegenheit also nicht einfach als undurchführbar?«
»Aus Ihrem Mund klingt das, als sei sie ein hoffnungsloser Fall. Aber das stimmt nicht. Sie hat nur noch nicht den richtigen Mann getroffen. Und es wäre Ihr Part gewesen, den richtigen Mann für sie zu finden. Warum
Weitere Kostenlose Bücher