Wenn die Liebe dich findet
Worte brachten sie zum Erröten. Aber sie bemühte sich weiter, die Konversation auf schicklichere Themen zu lenken – und mehr über ihn zu erfahren. »Ich habe gehört, dass dies Ihre erste Saison in London ist. Sind Sie gerade von einer Europareise zurückgekommen? Oder sind Sie – waren Sie zu Hause zu beschäftigt, um auszugehen?«
Fast hätte sie gesagt, frisch von der Schulbank ! Er brachte sie so durcheinander, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Das hätte sie beide in Verlegenheit gebracht. Sie hoffte nur, dass er nicht erst achtzehn war. Er sah zumindest nicht so aus. In einer Universität, in der junge Lords studierten, wäre er nicht aufgefallen.
»Sie sterben fast vor Neugier auf mich, nicht wahr?«
Natürlich, aber das hätte Amanda gewiss nicht zugegeben. »Studieren Sie?«
Robert lachte. »Spielt es denn eine Rolle, wo ich vorher war? Alles, was zählt, ist, dass ich jetzt hier bin – mit Ihnen.«
Da war das Kribbeln wieder. Wann hatte sie in den letzten zwei Jahren eine solche Erregung verspürt? Sie beschloss, es in Ordnung zu finden, dass er für den Moment geheimnisvoll bleiben wollte. Irgendjemand würde schon mehr Informationen über ihn herausfinden und verbreiten.
Kurz darauf sagte er: »Dieser Tanz ist gleich vorbei. Ich muss sagen, ich kann es kaum erwarten, Sie wiederzusehen.«
Sie lächelte. »Wir sehen uns bestimmt wieder. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Sie auf dieselben Veranstaltungen eingeladen werden wie ich.«
»Ich dachte eigentlich nicht an große Gesellschaften.«
Er wollte ihr den Hof machen! »Wenn ich in der Stadt bin, wohne ich bei meiner Tante Julie St. John.« Sie gab ihm die Adresse in der Arlington Street. »Sie können gern vorbeikommen.«
Er machte ein ungeduldiges Geräusch. »Ich will nicht Ihre Verwandtschaft kennenlernen, ich will Sie besser kennenlernen!«
Amanda runzelte die Stirn, sie verstand nicht recht. »Zweisamkeit vor einer Verlobung ist schlichtweg nicht erlaubt. Was denken Sie sich nur?«
»Sie wollen, dass ich mir hier auf der Tanzfläche einen Kuss stehle, nicht wahr?«
Erschrocken wich sie zurück.
Robert lachte. »Hat Sie denn noch nie jemand etwas geneckt? Ein Spaziergang im Park wäre nett. Bringen Sie Ihre Zofe als Anstandsdame mit – das ist doch selbstverständlich.«
Kapitel 16
D evin wusste, dass es ziemlich aussichtslos war, an Amandas Mut und Ehrgeiz zu appellieren, um sie dazu zu bringen, das Reiten zu erlernen. Ein Mann hätte die Herausforderung angenommen, aber eine Frau findet zahlreiche Ausreden. Offensichtlich hatte Lady Ophelia sie nicht davon überzeugen können, seine Hilfe anzunehmen, weder in Form von Reitstunden noch in Form der Suche nach Heiratskandidaten. Sie wusste nicht einmal, dass er es Ophelia zugesagt hatte. Anscheinend mussten es doch andere Kandidaten für das Mädchen sein.
Was für Devin als ein Spaß begonnen hatte, fühlte sich inzwischen wie eine lästige Arbeit an – zumindest in Amandas Fall. Das Dumme war, dass sie zu viele Bewunderer hatte. Wahrscheinlich sollte er sie einfach fragen, welche Männer ihr am besten gefielen, abgesehen von Goswick, um die Auswahl einzugrenzen, aber er glaubte nicht, dass sie es ihm verraten würde. Da sie immer noch wütend angesichts seiner Äußerung gegenüber Lady Ophelia über sie war, mutete es wie ein Wunder an, dass sie überhaupt mit ihm getanzt und sogar mit ihm geredet hatte. Doch jetzt war Devins Ehrgeiz geweckt. Er könnte auch einfach eine Nachricht an Ophelia schicken, dass Amanda ein hoffnungsloser Fall wäre, und es dabei belassen. Auch das stellte immer noch eine Möglichkeit dar. Zwei Saisons verschwendet, die dritte angebrochen. War sie zu eigensinnig? Suchte sie etwas Bestimmtes in einem Mann, das sie einfach noch nicht gefunden hatte? Vielleicht ging es auch einfach nur um Titel, da ihr Vater einen so hohen innehatte. Guter Gott, sie suchte doch nicht etwa einen Herzog?!
Ein Ball war absolut nicht der richtige Anlass, um mehr über Amandas Verehrerschar herauszufinden, oder darüber, welcher Gentleman zu Blythe passen könnte. Zwei Drittel der anwesenden Herren hatte Devin schon kennengelernt, aber Amanda hatte mit einigen jungen Männern getanzt, die er zum ersten Mal sah. Es erwies sich als ziemlich schwierig, diese Herren außerhalb der Tanzfläche anzutreffen, denn ihm blieben nur die kurzen Momente, in denen Blythe, die sonst ständig an seiner Seite war, gerade tanzte.
Er versuchte es erneut und ging zum Büfett,
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