Wenn die Liebe dich findet
aber dort standen nur einige Pärchen. Er blickte in den Flur. Leer. Er ging auf den Balkon. Es war zu kalt, um die Tür weit offen zu lassen, aber er hatte bemerkt, dass ab und zu Leute hinausgingen, um sich kurz abzukühlen. Verdammt, der Balkon war ebenfalls leer! Tanzten etwa alle außer ihm?
»Ich habe das Gefühl, Sie warten auf mich.«
Devin drehte sich um und sah Jacinda Brown auf ihn zuschlendern. Er hatte sie vorher schon im Raum entdeckt, sich aber nicht genähert. Das Mädchen war für seinen Geschmack viel zu forsch. Er hatte nichts gegen eine kurze Affäre hier und da, aber zwei Dinge waren für ihn tabu: verheiratete Frauen und unberührte Frauen. Wenn er irgendetwas aus der Geschichte mit Hilary gelernt hatte, dann, dass unerfahrene Frauen mehr in eine einfache Freundschaft hineininterpretierten, als er bieten konnte.
»Eigentlich wollte ich gerade einen Moment allein sein«, erwiderte er.
Sie ignorierte den Einwand und hielt erst viel zu nah vor ihm an.
»Ich habe versucht, meine Mutter zu überzeugen, dass sie Cupido beauftragt, um mir in dieser Saison zu helfen.« Sie sah ihn mit einem Schlafzimmerblick an.
Wo sie doch schnurstracks auf das zuging, was sie wollte? Devin hätte fast gelacht. »Sie sind wohl so ziemlich die letzte junge Frau hier, die Hilfe braucht.«
Sie errötete hübsch und nahm das als Kompliment. »Aber ich will nicht bis zum Ende der Saison warten, um meinen Mann zu finden. Außerdem wäre es ein großer Spaß, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Meinen Sie nicht?«
Er wollte ihre Gefühle nicht verletzen, aber für solch albernes Geflirte hatte er keine Zeit. »Was ich mache, ist garantiert kein Spaß. Wenn Sie mich jetzt bitte entschu…«
»Mir ist kalt!« Sie zitterte sogar.
»Dann gehen Sie wieder rein!«
»Sie könnten mich doch wärmen – nur ganz kurz!«
Sie legte die Arme um ihn und schmiegte sich eng an ihn. Er war so überrascht von ihrer Dreistigkeit, dass er nicht so schnell reagierte, wie es sich gehört hätte. Weshalb Mabel Collicott entsetzt dreinblickte, die gerade in diesem Moment die Balkontür schließen wollte und die beiden in einer Pose sah, die wie die Umarmung eines Liebespaars aussah.
Doch noch bevor die alte Dame ihre falschen Schlüsse laut herausposaunen konnte, rief Devin: »Miss Collicott, Sie schickt der Himmel!« Er schob Jacinda zu ihr hinüber. »Jacinda hat mir gerade gestanden, dass sie für diese Saison einen Partnervermittler sucht. Ich wollte Sie gerade empfehlen, als ihr plötzlich kalt wurde. Bei Ihnen ist sie in guten Händen.«
Devin entkam, hörte Mabel aber noch sagen: »Hat dieser Mann endlich Vernunft angenommen? Ich rede mit Ihrer Mutter, ich weiß nur …«
Mehr bekam er nicht mit, was auch nicht nötig war. Jacindas Plan war nicht aufgegangen. Hoffentlich ließ sie nun endlich davon ab, ihm nachzustellen! Erleichtert ging er wieder zurück an den Platz, wo Blythe ihn gleich erwarten würde, und er kam gerade noch rechtzeitig. Lord Carlton Webb übergab sie ihm mit einem formellen Nicken. Blythe seufzte, als der junge Mann sich entfernte.
Devin sah sie an. »Was ist los? Ist er dir auf die Füße getreten?«, scherzte er.
»Nein, aber er zog die ganze Zeit nur über Viscount Altone her. Mir ist Lord Robert nicht unangenehm aufgefallen, ganz im Gegenteil, er sieht unheimlich gut aus. Aber Lord Carlton hat kein gutes Haar an ihm gelassen.«
Devin hob eine Augenbraue, da erschien Blythes nächster Tanzpartner und entführte sie. Er beobachtete, wie Carlton sich seinen Weg durch die Menge bahnte, und folgte ihm in der Hoffnung, er wäre nicht auf dem Weg zu seinem nächsten Tanz. Aber nein, er steuerte direkt auf das Büfett zu, um sich ein Glas Champagner zu schnappen. Devin stellte sich neben ihn und begann ein Gespräch.
Die anderen beiden Männer, mit denen er sich heute Abend unterhalten hatte, hatten nichts über sich preisgegeben und waren, wie auch Carlton Webb, nur an Klatsch über Robert Brigston interessiert. Das überraschte nicht. Der Junge stand im Zentrum der Gerüchte, wobei aus der anfänglichen Neugier nun etwas ganz anderes geworden war.
Eifersucht und Neid schienen sich der Ballgäste bemächtigt zu haben. Brigston sah sehr gut aus, was auch den jungen Debütantinnen nicht verborgen geblieben war. Doch das war nicht der Grund, warum die jungen Herren heute Abend so schlecht auf ihn zu sprechen waren. Sie alle waren hier, um nach einer Frau fürs Leben Ausschau zu halten. Das neueste Gerücht, das
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