Wenn die Liebe dich findet
Amanda nicht erwartet. Sie hatte die Decke nicht ganz ausgebreitet, sondern gefaltet, damit sie dicker war. Aber weil Devin gerade so freundlich war, rutschte sie ein Stück zur Seite und machte ihm Platz. Ein Fehler! Als er sich im Schneidersitz neben sie setzte, landete ein Knie in ihrem Schoß, und sein Arm lehnte sich an ihren. Er unternahm keinerlei Anstrengung, seine Position zu korrigieren, allerdings musste sie einräumen, dass auf seiner Seite der Decke nicht viel Platz war. Er schien die Berührung gar nicht zu bemerken, also schwieg sie. Es wäre ziemlich prüde von ihr gewesen, einen Mann zu bitten wegzurutschen, der schon beinahe auf ihr gelegen hatte. So nah, wie zwei Menschen sich eben kommen müssen, um eine Unterrichtsstunde im Küssen zu absolvieren, die Amanda mit ihrem losen Mundwerk auch noch selbst provoziert hatte. Verdammter Whisky!
Warum musste sie gerade jetzt wieder daran denken? Um sich abzulenken, fragte sie: »Sie haben also beschlossen, als erster Gast zu kommen, damit Sie heute zum Fischen gehen können? Oder sind Sie so früh hier, um mir Reitstunden zu geben, damit ich für den Ausritt mit Lord Kendall bereit bin?«
»Weder noch. Sie müssen mit Kendall hier auch gar nicht reiten. Es handelt sich doch um eine große gesellschaftliche Veranstaltung, Ihnen stehen also alle möglichen Ausreden zur Verfügung, warum Sie im Haus bleiben müssen.«
»Es wird also keine Reitstunden geben, während Sie hier sind?« Sie erschrak selbst, als sie die Enttäuschung in ihrer Stimme bemerkte, und hoffte, ihm wäre das entgangen.
Anscheinend hatte sie Glück, denn Devin zuckte nur mit den Achseln. »Wenn Sie früh aufstehen wollen, können wir reiten, ohne dass Kendall es bemerkt. Die feine Gesellschaft schläft in der Regel außergewöhnlich lang.«
Amanda grinste. »In der Tat! Das ist eine hervorragende Idee. Aber wenn es weder wegen des Angelns noch wegen der Reitstunden war, warum sind Sie dann schon so früh angereist?«
»Ich musste einen Züchter in der Nähe besuchen, ein paar Stunden von hier entfernt. Und ich wollte sichergehen, dass das Geschenk für Ihren Bruder morgen übergeben werden kann. Der Hengst steht jetzt in einem Stall in Norford Town.«
»Obwohl Sie so viele Pferde haben, kaufen Sie immer noch von anderen Züchtern?«
»Nur wenn ich nicht das habe, was ein Kunde wünscht.«
Devins Antwort klang leicht genervt, weshalb sie nachfragte: »Ist es Ihnen so wichtig, all Ihre Kunden zufriedenzustellen?«
»Nein, nur diesen einen. Der Züchter, den ich besucht habe, hat sich auf Schimmel spezialisiert. Ich hatte befürchtet, dass seine Pferde nicht alle Voraussetzungen erfüllen, aber einige kommen durchaus infrage. Ihre neue Stute steht in Norford Hall.«
Amandas Augen weiteten sich. »Sie haben eine weiße Stute für mich gefunden?«
Er blickte zur Seite und grinste sie an. »Und so brav, wie man es sich nur wünschen kann.«
Sie quietschte vor Vergnügen und umarmte Devin ungestüm, wobei sie ihre Angelrute verlor, die sofort ins Wasser fiel. Devin lachte, rannte zum Bach hinüber und holte sie heraus. Nachdem er sie zwischen zwei Felsen befestigt hatte, setzte er sich wieder neben Amanda. Bis dahin hatte sie etwas Zeit, um die Röte loszuwerden, die in ihre Wangen gestiegen war, als ihr – zu spät – klar wurde, dass sie ihn nicht hätte umarmen sollen. Aber da er sich nichts dabei zu denken schien und sich nur darüber amüsierte, dass sie ihre Angelrute verloren hatte, schob sie den Gedanken wieder beiseite.
Außerdem konnte sie es kaum fassen, dass er das für sie getan hatte. Es machte sie ganz kribbelig vor Freude, und sie konnte es mit niemandem teilen! Sie empfand so viele gemischte Gefühle für diesen Mann – und niemand war da, mit dem sie darüber reden konnte! Jetzt vermisste sie ihre Mutter noch mehr – die einzige Person, mit der sie diesen besonderen Moment hätte teilen können.
»Sie teilen ihn mit mir.«
Amanda blinzelte. Hatte sie einen dieser Gedanken etwa laut ausgesprochen?!
»Es ist … es ist nur, ich vermisse sie schrecklich, vor allem seit meiner Einführung in die Gesellschaft.«
»Wie war sie?«
»Schön und sehr sanftmütig. Am meisten erinnere ich mich daran, dass sie immer gelächelt hat. Immer, als hätte sie ein wundervolles Geheimnis.«
»Und, hatte sie?«
»Nein, sie war nur so glücklich und verliebt in meinen Vater.«
Devin lächelte milde. »Jetzt verstehe ich, warum Sie sich nicht mit weniger zufriedengeben.
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