Wenn die Liebe dich findet
hielt.
Da sie wusste, dass sie an diesem Nachmittag etwas Zeit für sich hatte, hatte sie vorausgeplant und gestern einen der Stallburschen zum Würmersammeln geschickt. Der Junge war überrascht gewesen, dass eine Lady zum Fischen gehen wollte. Er erwähnte nicht, dass die Jahreszeit ungünstig war, aber wie auch, wo er doch erst letzte Woche selbst damit geprahlt hatte, dass er beim Angeln gewesen war und einen riesigen Fisch herausgezogen hatte, dessen Größe er mit ausgebreiteten Armen angedeutet hatte.
Zum Glück war das Wetter gnädig. Es wehte nur eine leichte Brise, die Sonne hatte beschlossen zu scheinen, es fühlte sich eher an wie Frühling und nicht, als würde es hart auf den tiefsten Winter zugehen. Amanda fand am Bachrand eine Stelle, die durch einen Hügel vor dem Wind geschützt war. Nachts war es noch nicht sehr kalt, der Bach war nicht einmal an den Rändern zugefroren. Sie war etwas zu warm angezogen dafür, dass sie direkt in der Sonne stand, und überlegte, ob sie ihren Mantel und die Handschuhe ablegen sollte.
Wenigstens den Mantel. Sie zog ihn aus, starrte auf ihren kleinen Behälter mit den Würmern und fragte sich, ob es ihr wohl gelingen würde, die Köder mit Handschuhen auf den Angelhaken zu schieben. Sie hätte besser den Stallburschen mitgenommen, damit er es für sie tun konnte! Aber dann musste sie zugeben, dass es ihr ein Bedürfnis war, sich vor Devin damit zu brüsten, dass sie ihren Köder selbst auf den Angelhaken geschoben hatte, und zwar ohne mit der Wimper zu zucken. Jetzt musste es ihr nur noch gelingen, sich zu überwinden.
»Ich gebe zu, dass ich nicht erwartet habe, Sie hier anzutreffen.«
Erschrocken drehte Amanda sich um. Sie erkannte im Gegenlicht nur die Silhouette eines Mannes, der auf dem kleinen Hügel hinter ihr stand. Aber die tiefe Stimme hätte sie an jedem Ort der Welt erkannt.
»Was machen Sie denn hier?«
Devin kam den Abhang herunter und stellte sich neben die dicke Wolldecke, die sie mitgebracht hatte, um sich daraufzusetzen. Sie sah, dass er eine Angelrute trug und seine Jacke schon ausgezogen hatte, die er sich über die Schulter legte und mit einem Finger festhielt.
»Sie haben gesagt, Sie seien als Kind oft zum Angeln gegangen«, sagte er. »Deshalb wusste ich, dass es in der Nähe einen guten Bach oder Teich geben muss. Ich habe nachgefragt, und man hat mich in diese Richtung geschickt.«
»Ja, aber warum haben Sie denn Ihre Angelrute nach Norford mitgebracht? Hatten Sie das schon vorher geplant?« Dann blickte sie finster drein und erwartete, dass er gleich wieder zu seiner üblichen Überheblichkeit zurückfinden würde. »Oder hatten Sie vor, mich hier hinauszuzerren?«
Er lachte trocken. »Nein, ich freute mich nur darauf, mit Ihnen angeln zu gehen, einfach weil ich mich daran erinnert habe, wie sehr es mir früher immer Spaß gemacht hat. Dass Sie dann nicht mitgehen wollten, hat nichts daran geändert, dass ich große Lust hatte, wieder zum Fischen zu gehen. Und ich dachte mir, hier in Norford hätte ich Zeit und Muße, was zu Hause nie der Fall ist. Also schien es mir die perfekte Gelegenheit.«
Devins plötzliche Gegenwart hatte sie vielleicht verwirrt, aber das war kein Grund, falsche Schlüsse zu ziehen. Sie grinste. »Mitten im Winter?«
Er lachte. »Ich sehe, dass Sie das auch nicht davon abgehalten hat – die Würmer allerdings schon, wie es aussieht.«
Aufgrund dieser Bemerkung und seinem scharfen Blick in den kleinen Behälter mit den Ködern entgegnete sie verlegen: »Ich wollte es zuerst mit Handschuhen versuchen.«
»Und jetzt müssen Sie es gar nicht mehr tun.« Er ging in die Hocke, zog einen Wurm heraus und hielt ihr die Hand hin, damit sie ihm den Angelhaken geben konnte, der in ihrem Schoß lag. Sie reichte ihn ihm mit einem überschwänglichen »Danke« und stand schnell auf, um bei dem grausigen Vorgang nicht zusehen zu müssen.
»Bitte schön, Mandy. Und jetzt zeigen Sie mir, ob Sie überhaupt wissen, wie man das Ding auswirft!«
»Natürlich weiß ich das! Mein Bruder war ein guter Lehrer.« Sie warf die Leine ins Wasser, um es zu beweisen, dann setzte sie sich wieder. »Nehmen Sie sich ruhig ein paar von meinen Würmern, es sind genug da.«
Das tat er auch, und kurz darauf befand sein Köder sich ebenfalls im Wasser. Er hielt seine Angelrute jedoch nicht in den Händen, sondern befestigte sie zwischen zwei großen Steinen in der Nähe und fragte dann: »Gilt das Angebot auch für Ihre Decke?«
Das hatte
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