Wenn die Liebe dich findet
vermutete Amanda. Es war offensichtlich, dass er sich deshalb wertlos fühlte. Und wieder musste sie beinahe um ihn weinen. Niemand sollte sich so fühlen wegen etwas, das geschehen war, bevor er überhaupt geboren wurde, aber er – warum tat es ihr so weh? Es schmerzte sie zu sehen, wie sehr ihn das alles mitnahm.
Überwältigt von Mitgefühl, legte sie beruhigend eine Hand auf sein Knie, das immer noch halb auf ihrem Schoß lag. Doch sofort wurde ihr der Fehler klar, und sie schnappte erschrocken nach Luft. Das Bein eines Mannes zu berühren war absolut nicht schicklich, aus welchem Grund auch immer. Sie versuchte, ihr Keuchen durch künstliches Husten zu tarnen, aber Devin hatte es wahrgenommen. Und auch ihre Berührung blieb nicht unbemerkt. Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Nur um ihr für ihr Verständnis zu danken?
»Ihr Mitgefühl erstaunt mich, Mandy«, sagte er mit weicher Stimme. »Sie überraschen mich immer wieder.«
Und er sie etwa nicht? Aber auf irgendeine Weise fühlte sie sich ihm jetzt näher, nachdem er sein Geheimnis mit ihr geteilt hatte. Vielleicht würden sie sogar Freunde werden …
»Ich bin froh, dass Sie die Decke nicht mit Ihren Tränen nass gemacht haben«, fügte er hinzu.
Schließlich riskierte Amanda es, ihn anzublicken, dann musste sie lachen, als sie den verschmitzten Ausdruck in seinen Augen bemerkte. »Ich weine nur, wenn ich einen guten Grund habe«, gab sie zurück. »Mein Bruder kann das bestätigen.«
»Lügnerin. Das Mindeste, was ich jetzt tun kann, ist, Ihnen Ihre Traurigkeit wegen mir zu nehmen.«
Auf einmal sah Devin sie so glühend an, dass sie beinahe dahingeschmolzen wäre. Bevor er sie an der Hand, die er nicht losgelassen hatte, näher zog, wusste sie schon, was er vorhatte und dass es definitiv all ihre traurigen Gedanken verbannen würde. Sie hatte Zeit, ihn aufzuhalten, aber sie tat es nicht. Wahrscheinlich hätte sie es nicht einmal gekonnt, wenn sie gewollt hätte. Stattdessen ließ sie es fasziniert geschehen, dass er sie behutsam in seinen Schoß zog und die Arme um sie legte. Dann beugte er sich langsam hinunter und küsste erst eine Wange, dann die andere, dann sogar ihre Augenbraue.
Er lehnte sich ein Stück zurück und raunte ihr heiser zu: »Das war, um mich für dein Verständnis zu bedanken. Das, was jetzt kommt, ist nur für mich.«
Das war der Kuss, mit dem Amanda gerechnet, auf den sie gewartet hatte, seit seine Lippen die ihren das letzte Mal berührt hatten. Es musste der Grund sein, warum die Leidenschaft in ihr so schnell aufflammte. Sie hatte so oft darüber nachgedacht, wie es gewesen war, Devin zu küssen, hatte sich gefragt, ob sie es wohl jemals wieder erleben würde, und nun, da es so weit war, umschlang sie seinen Hals und versank völlig in seinem Duft, der sie umgab.
Seine Finger berührten ihre Wange, ihren Hals, und dann fing sie richtig Feuer, als seine Hand weiter nach unten wanderte und plötzlich leicht über ihre Brust streichelte. Auch wenn sie seine Hand über ihrer dicken Kleidung kaum spürte – allein die Vorstellung, dass er sie dort berührte, entflammte sie und brachte sie zum Stöhnen. Devin hörte es und küsste sie noch intensiver, seine Zunge forderte ihre zum Tanz auf, seine Hand strich etwas fester über ihre Brust. Sie stöhnte erneut, ihrer Erregung hilflos ausgeliefert. Die Gefühle, die sie durcheinanderwirbelten, waren einfach zu unglaublich! Sie zitterte, fühlte, wie das Blut durch ihren Körper schoss, hörte ihr Herz laut klopfen.
Dann lag Amanda plötzlich allein auf der Decke, schockiert, weil Devin so schnell aufgesprungen war. Er stand vor ihr und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Er keuchte, sein Gesicht war gerötet. Als ihre Blicke sich schließlich trafen, erkannte sie das Bedauern in seinen Augen. Er hatte nicht vorgehabt, sie so in Fahrt zu bringen, und sich selbst auch nicht.
Das wurde noch deutlicher, als er sagte: »Wir müssen vergessen, was gerade passiert ist!«
Sie war unendlich enttäuscht, aber irgendwie gelang es ihr, das zu verbergen, indem sie sich aufsetzte und wiederholte: »Natürlich, wir müssen es vergessen.« Und doch wusste sie, dass sie es niemals vergessen würde.
Er blickte sie skeptisch an. Sie lächelte. Auch wenn es sie fast umbrachte, würde sie ihm nicht zeigen, wie tief sie berührt war. Also fügte sie hinzu: »Ich betrachte es als weitere Unterrichtsstunde von Cupido.«
»Amanda, der Grund …«
Was auch immer er sagen wollte,
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