Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe
dass sie ihre Vereinbarung mit ihm praktisch vergessen hatte.
âKein Problemâ, erwiderte er leichthin. âWie Sie sehen, habe ich die Zeit sinnvoll genutzt. Das hätte ich übrigens noch mit Ihnen besprechen müssen: Ich bringe mir oft Arbeit mit nach Hause, was man in dem Hotel nicht so gern gesehen hat. Macht es Ihnen etwas aus?â
Geraldine schüttelte den Kopf. Je mehr er mit seiner Arbeit beschäftigt war, desto weniger würde sie von ihm sehen. âWie Sie wissen, arbeite ich ja selbst zu Hause, oft nicht nur nachmittags, sondern auch abends.â
Beim Aussteigen warf Mitch ihr einen spöttischen Blick zu und stutzte, als er ihr blasses, verweintes Gesicht bemerkte. âWar er nicht nett zu Ihnen?â
Im ersten Moment begriff sie nicht, was er meinte. Dann wurde ihr klar, dass er natürlich annahm, sie sei mit ihrem Liebhaber zusammen gewesen. Geraldine wusste nicht, ob sie darüber lachen oder weinen sollte. Wenn er gewusst hätte, wo sie wirklich gewesen war!
Ihre Augen brannten noch von den Tränen, und in ihrem Innern wütete ein dumpfer Schmerz. Oh, sie wusste genau, dass sie egoistisch reagierte, jetzt, da sie gefordert war, Tante May die gleiche liebevolle Unterstützung zu geben, die sie all die Jahre so groÃzügig von ihr erhalten hatte. Trotzdem hätte sie am liebsten wie ein Kind losgeheult und geschrien, Tante May würde nicht sterben, dürfte sie nicht verlassen. Und trotz des freimütigen Gesprächs mit ihrer Tante konnte sie sich nicht überwinden, mit einem anderen Menschen darüber zu reden ⦠ja, sie schaffte es nicht einmal, Mitch Fletcher einfach zu sagen, wo sie wirklich den Vormittag verbracht hatte.
Stattdessen fragte sie schnippisch: âWie kommen Sie darauf?â
Er stand jetzt unmittelbar vor ihr, und als sie sich von ihm abwenden wollte, legte er ihr unvermittelt beide Hände auf die Schultern und hielt sie fest. Geraldine blieb wie angewurzelt stehen. Sie war es nicht gewöhnt, von einem Mann derart angefasstzu werden, ja, es war schon sehr lange her, dass sie überhaupt irgendeinen auch nur freundschaftlichen Kontakt zu Männern gehabt hatte. Ihre jugendlichen Erfahrungen auf sexuellem Gebiet hatten sie zu dem Schluss veranlasst, dass dieser Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen immens überschätzt würde. Natürlich hatte es in ihrem Freundeskreis während des Studiums eine ganze Reihe von Bewunderern gegeben, mit denen sie sich sehr gut verstanden hatte, aber in der Zeit danach war in ihrem Leben weder die Zeit noch der Raum für eine intensive Zweierbeziehung gewesen. Wie fremd ihr die körperliche Nähe eines Mannes jedoch tatsächlich geworden war, wurde ihr jedoch erst jetzt bewusst, da sie unter Mitch Fletchers Griff buchstäblich erstarrte. Sie rührte sich auch nicht, als er eine Hand hob und über ihre Wange strich.
âSie haben geweintâ, hörte sie ihn wie aus weiter Ferne sagen und hatte plötzlich das Gefühl, als ob ihr der Boden unter den FüÃen weggezogen würde. Sie begann am ganzen Körper zu zittern und konnte die Tränen nicht länger zurückhalten.
Mitch stieà eine unterdrückte Verwünschung aus, aber Geraldine registrierte es kaum in ihrem überwältigenden Schmerz. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, fühlte sie sich plötzlich hochgehoben und klammerte sich instinktiv an Mitchs breite Schultern, als er sie zum Haus trug. Er sagte etwas zu ihr, musste es jedoch mehrmals wiederholen, bevor sie begriff, was er von ihr wollte.
âIhre Schlüssel, Geraldine. Wo sind Ihre Hausschlüssel?â
Benommen hielt sie ihm die Hand entgegen, in der sie die Schlüssel hielt, und lieà sie sich von ihm abnehmen. Ohne Geraldine loszulassen, schloss Mitch die Haustür auf. Geraldine wehrte sich nicht, lieà alles willenlos mit sich geschehen. Immer noch schluchzend, barg sie ihr Gesicht an Mitchs Schulter, während er sie durch die Diele in die Küche trug und dort behutsam in den Lehnstuhl vor den Ofen setzte.
âWas, zum Teufel, hat er Ihnen angetan?â, fragte er dann unerwartet heftig. Als Geraldine ihn nur verständnislos anstarrte, fügte er hinzu: âWarum lassen Sie zu, dass er Sie derart ausnutzt und Ihnen wehtut? Was ist vorgefallen? Hat er Ihnen gesagt, dass er sich nicht mehr mit Ihnen treffen kann? Dass seine Frau ihn nicht freigibt oder er sie wegen der Kinder nicht
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