Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe
ihr ins Wort und fuhr tröstend fort: âIch stelle sogar zunehmend fest, dass mir das langsamere, geruhsamere Leben auf dem Land viel mehr zusagt als das hektische GroÃstadtleben. Ich habe sozusagen Geschmack daran gefunden, mein eigener Chef zu sein. Es macht mir SpaÃ, dass ich die Arbeit auch mal für eine Stunde liegen lassen kann, um in dem Garten zu sein oder spazieren zu gehen, wenn ich Lust dazu habe.â Während sie sprach, stellte Geraldine zu ihrer eigenen Ãberraschung fest, dass es die Wahrheit war und dass sie London und ihre ehrgeizige Karriere überhaupt nicht vermisste.
âDann wirst du also ⦠danach in dem Cottage bleiben?â
Danach ⦠Geraldine brauchte einen Moment, um zu begreifen, was ihre Tante meinte. Dann rief sie sich ihren Schwur ins Gedächtnis, schluckte ihren Protest hinunter und lächelte tapfer. âJa, vorausgesetzt, die Hypothekenzinsen steigen nicht noch weiter.â
âFalls du wirklich bleibst, wäre es schön, wenn du die Pergola bauen würdest, von der wir im Winter gesprochen haben. Ich male mir aus, wie sie im Sommer aussehen wird, über und über bedeckt von den Rosen, die uns so gut gefallen haben.â
Geraldine kämpfte erneut mit den Tränen. Sie spürte, wie Tante Mays Hand in ihrer zitterte, und sah, dass auch die Augen ihrer Tante tränenfeucht waren.
Es war ein in jeder Hinsicht gefühlsgeladener Besuch. Als Geraldine schlieÃlich das Hospiz verlieÃ, war sie innerlich zu aufgewühlt, um direkt nach Hause und an ihren Schreibtisch zurückzukehren. Deshalb parkte sie ihren Wagen an einem Feldweg, stieg aus und suchte, an einen Weidezaun gelehnt, Ruhe und Trost in dem zeitlosen Anblick der idyllischen Landschaft.
Es wurde schon dunkel, als sie zu ihrem Wagen zurückging. Ohne es zu bemerken, hatte sie fast eine Stunde reglos dagestanden und zugesehen, wie allmählich der Frühsommerabend mit seinen sanften Pastell- und Grautönen einkehrte. Als sie nun die Autoscheinwerfer einschaltete und nach Hause fuhr, hatte sie Mitch Fletcher praktisch vergessen. Deshalb traf es sie wie ein Schock, als sie vor dem Cottage vorfuhr und die hell erleuchteten Fenster erblickte. Das Letzte, was sie sich in diesem Moment wünschte, war die Gesellschaft eines anderen Menschen und schon gar nicht die von Mitch Fletcher!
4. KAPITEL
Als Geraldine das Cottage durch die Hintertür betrat, stellte sie erleichtert fest, dass die Küche leer war. Sie legte ihre Handtasche beiseite und machte sich rasch einen Kaffee. Vernünftigerweise hätte sie etwas essen müssen, aber ihr wurde allein bei dem Gedanken an Essen schlecht. Vielleicht später, sagte sie sich und trug den Becher Kaffee die Treppe hinauf.
Sie sah den Lichtschein unter der geschlossenen Tür von Mitchs Zimmer, blieb aber nicht stehen, sondern verschwand so schnell wie möglich in ihrem kleinen Arbeitszimmer. Das Programm, an dem sie gerade arbeitete, war äuÃerst kompliziert und erforderte höchste Konzentration. Geraldine vergaà darüber sogar ihren Kaffee und lieà ihn kalt werden. Je länger sie vor dem Bildschirm saÃ, desto öfter musste sie innehalten, um sich die müden Augen zu reiben. Ein oder zwei Mal unterdrückte sie ein Gähnen, trieb sich aber trotz ihrer Erschöpfung an, weiterzuarbeiten. Schon sehr bald würden Tage und Nächte kommen, in denen sie überhaupt nicht würde arbeiten können â¦
Danach aber ⦠würde sie so viel Zeit zum Arbeiten haben, wie sie wollte. Zu viel Zeit ⦠Sie schluckte und erinnerte sich energisch an ihren Vorsatz, stark zu sein und zuerst an ihre Tante zu denken. Es blieben vielleicht noch ein Monat oder auch zwei, aber auf keinen Fall mehr, wie die Stationsschwester sie gewarnt hatte. Bei dem Gedanken, wie knapp diese Zeit bemessen war, beschlich Geraldine erneut eine dunkle Angst.
Mitch legte die Papiere beiseite, an denen er noch gearbeitet hatte, und warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon fast ein Uhr morgens. Er stand auf, reckte sich und gestand sich ein, dass es nun wirklich genug sei. Es musste an der Einsamkeit und Ruhe des Cottage liegen, dass er gar nicht gemerkt hatte, wie die Zeit verflogen war. Hier konnte man sich ganz anders konzentrieren als in dem Hotel, in dem er bislang gewohnt hatte.
Er hatte gehört, wie Geraldine zurückgekehrt war, und war versucht gewesen, unter dem Vorwand, sich einen Drink zu
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