Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe
holen, nach unten zu gehen, nur um ⦠Ja, warum? Wollte er noch einmal versuchen, ihr die Augen darüber zu öffnen, wie zerstörerisch ihre Affäre nicht nur für ihr eigenes Leben war? Oder war das auch nur ein Vorwand? Für einen Moment, als er sie in den Armen gehalten hatte â¦
Benimm dich nicht wie ein Narr, tadelte er sich scharf. Sie liebte einen anderen Mann. Auch wenn er, Mitch, überzeugt war, dass ihr Liebhaber sie nur ausnutzte und über seine wahren Gefühle täuschte, sie empfand das offensichtlich ganz anders.
Was war das für ein Mann, der sich, obwohl gebunden an eine andere Frau, die Freiheit nahm, sich durch Lug und Betrug den Weg in Geraldines Herz zu erschleichen? Mitch zweifelte keinen Moment daran, dass die Initiative zu dieser Affäre von diesem Mann ausging. Geraldine wirkte zu verletzlich, zu empfindsam, um es bewusst und kaltblütig darauf anzulegen, einen verheirateten Mann zu verführen.
Mitch war intelligent genug zu erkennen, dass die bittere Erfahrung seinerKindheit, das Ehedrama seiner Eltern, bei ihm tiefe und dauerhafte Spuren hinterlassen hatte. Die Folge war nicht nur eine heftige Abneigung gegen die Heuchelei und Oberflächlichkeit von Menschen, die sich durch Lügen aus ihren Verpflichtungen herausstahlen, sondern auch eine ganz persönliche Scheu davor, sich selbst zu verlieben, zumindest für lange Zeit. Seit er aber die dreiÃig überschritten hatte, war diese Scheu der Erkenntnis gewichen, dass er sich nach einem Partner sehnte, mit dem er sein Leben und seine Liebe teilen und eine Familie aufbauen konnte. Er wünschte sich eine Frau, die ihm Geliebte und Kamerad zugleich sein würde.
Vielleicht war er ein Idealist und suchte nach einem Ideal, das nicht existierte. Nach den üblichen flüchtigen sexuellen Erfahrungen in seinen jüngeren Jahren hatte es eine ebenso heftige wie kurze Affäre mit einer Studienkollegin gegeben, die damit endete, dass das Mädchen sich für eine Karriere in Amerika entschied. Seitdem waren seine Beziehungen zu Frauen meist freundschaftlicher Natur gewesen. Es gab keinen Mangel an klugen und attraktiven Frauen, die gern mit ihm ausgingen. Er genoss die Unterhaltung, die Gesellschaft, ohne das Bedürfnis nach mehr zu verspüren. Umso mehr beunruhigte ihn jetzt die starke erotische Wirkung, die Geraldine auf ihn ausübte. Lag es daran, dass sie für ihn nicht zu haben war? Was, wenn es keinen anderen Mann in ihrem Leben gegeben hätte, keinen Liebhaber?
Bei der Vorstellung durchzuckte ihn ein derart heiÃes Verlangen, dass er verblüfft den Kopf schüttelte. Sollte er sich nicht besser eine andere Unterkunft suchen? Wie konnte er unter diesen Umständen damit fertig werden, für längere Zeit unter einem Dach mit Geraldine zu wohnen? Hatte er nicht heute, am ersten Tag, die fadenscheinigste Ausrede zum Anlass genommen, um sie zu berühren und zu küssen, obwohl er keinen Zweifel daran hegte, dass sie eine Beziehung mit einem anderen Mann unterhielt?
Eines stand fest, er war viel zu unruhig, um schlafen zu können. Ohne zu überlegen, was er tat, öffnete Mitch die Zimmertür und trat auf den Flur hinaus. Die Tür zu Geraldines Schlafzimmer stand weit offen. Es brannte kein Licht, die Fenstervorhänge waren noch offen, und Mitch konnte sehen, dass sich niemand in dem Raum befand. Während Mitch noch unschlüssig dastand, hörte er das leise Summen des Computers und bemerkte den Lichtschein unter der Tür zum Arbeitszimmer.
Geraldine arbeitete offensichtlich noch länger als er, den ganzen Abend, seit sie nach Hause zurückgekommen war. Was war geschehen? Hatte ihr Liebhaber sie versetzt, und versuchte sie nun, sich mit Arbeit darüber hinwegzutrösten? Das Leben einer Geliebten war einsam. Mitch wusste das von den Affären seines Vaters. Manche seiner Geliebten waren in ihrer Verzweiflung über seine Gefühllosigkeit sogar so weit gegangen, Mitchs Mutter, die betrogene Ehefrau, aufzusuchen, um sich bei ihr auszuweinen. Mitch würde nie begreifen können, wie seine Mutter diese Ehe überhaupt so lange hatte ertragen können. Sie hatten nie darüber gesprochen, und jetzt war es zu spät. Vor ihrem Tod hatte er sie fragen wollen, warum sie geblieben war, bis sein Vater schlieÃlich die Scheidung verlangt hatte, aber er hatte es dann doch nicht getan. Seine Mutter war immer sehr verschlossen gewesen und hatte
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