Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe
sie darüber, dass er viel zu viel arbeitet. Es gehen Gerüchte, er könnte möglicherweise überlegen, den Hauptsitz seines Unternehmens von London nach hier zu verlegen. Es würde mich nicht wundern, denn er hat mir einmal erzählt, dass er das Landleben der Stadt vorzieht. Hat er vielleicht dir gegenüber etwas erwähnt?â
Geraldine schüttelte den Kopf. âNein, wir haben keine persönlichen Dinge besprochen. Tatsächlich sehen wir uns kaum. Morgens verlässt er das Haus, bevor ich aufstehe, und abends arbeiten wir beide. Louise, du erzählst ihm doch nichts über Tante May, ja? Ich ⦠ich habe mich immer noch nicht ganz mit dem, was geschieht, abgefunden und â¦â
âDas verstehe ich doch, und ich verspreche dir, ich werde kein Wort sagenâ, versicherte Louise ihr sofort. âWenn du willst, hätte ich übrigens neue Arbeit für dich, aber ich möchte dich nicht überlasten. Ich weiÃ, unter welchem Stress du stehst. Du musst es nur sagen, wenn du eine Verschnaufpause brauchst.â
âNeinâ, wehrte Geraldine ab. âEs ist besser, wenn ich weiterarbeite. Das hält mich davon ab, zu viel nachzugrübeln, und auÃerdem ⦠Na ja, die Hypothekenzinsen scheinen nicht zu sinken, oder?â
âNein, ich verstehe, was du meinstâ, sagte Louise. âWir haben unser Haus sozusagen gerade noch vor dem Sturm gekauft und kommen bislang ganz gut zurecht. Aber Freunde von uns haben genau zum falschen Zeitpunkt gekauft und sind jetzt gezwungen, ernsthaft an Verkauf zu denken. Falls sie einen Käufer finden â¦â
Sie plauderten noch eine kurze Weile, bis Geraldine sich verabschiedete, weil es Zeit für ihren Krankenhausbesuch wurde.
âUnd vergiss nichtâ, gab Louise ihr noch mit auf den Weg. âWenn du jemanden brauchst, um dich auszusprechen, egal ob Tag oder Nacht â¦â
In den folgenden Wochen, in denen Geraldine jede freie Minute am Krankenbett ihrer Tante verbrachte, stellte sie fest, dass es möglich war, mit jemandem zusammen in einem Haus zu wohnen und trotzdem kaum zu merken, dass der andere da war. An manchen Tagen war der einzige Hinweis auf Mitch Fletchers Anwesenheit der Duft seines Aftershaves im Bad oder von Kaffee in der Küche, wenn Geraldine nach unten kam, nachdem Mitch bereits das Haus verlassen hatte. Diese kaum merklichen, flüchtigen Spuren seiner Gegenwart beunruhigten sie jedoch fast mehr, als es seine persönliche Anwesenheit hätte tun können, denn sie reizten ihre Sinne und verfolgten sie unterbewusst den ganzen Tag. Immer wieder ertappte sie sich dann dabei, wie sie an ihn dachte und sich sein Bild ins Gedächtnis rief, um danndiese ungebetenen Gedanken sofort energisch zu verdrängen.
Drei Wochen nach dem offenen Gespräch zwischen Geraldine und Tante May sah sich Geraldine bei ihrem Besuch im Hospiz mit der traurigen Tatsache konfrontiert, dass sich der Zustand ihrer Tante über Nacht dramatisch verschlechtert hatte. Fünf Stunden wachte sie am Bett der Kranken, bis die Schwestern ihr sagten, dass sie im Moment nichts weiter für ihre Tante tun könnte. Dank der wirksamen Schmerzmittel war Tante May eingeschlafen, und die Schwestern empfahlen Geraldine dringend, nach Hause zu gehen und das Gleiche zu tun. Ohne dass es ausgesprochen werden musste, wusste Geraldine, was dieser Rat bedeutete: Dies war der Anfang vom Ende, und es würde klug sein, zu schlafen und Kräfte zu sammeln, solange sie die Gelegenheit dazu hatte.
Sie hatte mit Tante May besprochen, dass sie bei ihr sein wollte, wenn es zu Ende ging, und diesen Wunsch auch an die Schwestern weitergegeben. Und obwohl ihr Gefühl sie nun drängte, nicht von der Seite der Kranken zu weichen, war sie vernünftig genug, dem wohlmeinenden Rat der Schwestern zu folgen. Sie wusste, dass das erfahrene Hospizpersonal den Zustand ihrer Tante viel besser beurteilen konnte als sie und sie bestimmt rechtzeitig zurückholen würde.
Also verabschiedete sie sich mit einem sachten Kuss von ihrer Tante und machte sich auf den Heimweg. Es war schon sechs Uhr abends. Die Schwestern hatten Geraldine versichert, sie bei einer entscheidenden Veränderung sofort zu benachrichtigen. Sie würde jetzt nach Hause fahren, duschen, eine Kleinigkeit essen, noch einmal kurz ins Hospiz zurückkehren und dann früh schlafen gehen. Das würde das Vernünftigste sein.
Als Geraldine am Cottage
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