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Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe

Titel: Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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beruhigt und getröstet, denn sie wusste, dass ihre Tante die Wahrheit sprach. Einmal mehr war sie dankbar dafür, dieses Hospiz gefunden zu haben, wo man die Todkranken und Sterbenden nicht nur mit unendlich viel Verständnis und Geduld pflegte und begleitete, sondern auch die medizinische Erfahrung besaß, um die nötigen Schmerzmittel so zu dosieren, dass die Sterbenden praktisch schmerzfrei und dennoch bei Bewusstsein waren.
    Die Schwester hatte Geraldine aber darauf hingewiesen, dass ihre Tante, wenn es aufs Ende zuging, vermutlich immer häufiger in einen Dämmerzustand sinken und sie in den wachen Phasen dazwischen möglicherweise nicht erkennen oder mit anderen Personen verwechseln würde. Es sei nicht ungewöhnlich, dass ein Sterbender im Angesicht des Todes glaube, einen Menschen zu sehen, der ihm sehr nahegestanden hatte, auch wenn diese Person vielleicht schon lange tot war.
    Tante May hatte in diesen letzten Stunden ein starkes Bedürfnis zu reden, und Geraldine hörte ihr liebevoll und geduldig zu. Dabei brach es ihr fast das Herz, mit anzusehen, wie ihre Tante ihre spärlichen Kräfte aufzehrte, aber sie hielt sich zurück, stellte ihre eigenen Gefühle hintan und richtete sich ganz nach den offensichtlichen Wünschen der Sterbenden. Wie die Schwester vorhergesagt hatte, wechselten die Wachphasen zunehmend mit einem Zustand der Bewusstlosigkeit, in dem Tante May still vor sich hin dämmerte, und wenn sie wieder daraus auftauchte, kam es vor, dass sie ihre Nichte mit ihrer eigenen Schwester oder mit Geraldines Mutter verwechselte. Langsam, aber unaufhaltsam schwand die Lebenskraft. Geraldine spürte, wie die Hand, die sie fest in ihrer hielt, erschreckend kalt wurde, und nur die klaren blauen Augen ihrer Tante verrieten, wann immer sie sie auf Geraldine richtete, dass ihr Lebensfunke noch nicht ganz erloschen war.
    Dann kam der Moment, da sie sich in einem letzten Aufflackern ihrer Kräfte aufbäumte und wie ein Kind, das vor der Dunkelheit flieht, mit überraschend kräftiger Stimme ausrief: „Halt mich fest, Geraldine. Ich habe solche Angst …“
    Sofort nahm Geraldine sie in die Arme und drückte sie beruhigend an sich. Ein Ausdruck tiefen Friedens breitete sich auf dem Gesicht der Sterbenden aus. Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie an Geraldines Schulter vorbei, als ob sie dort etwas oder jemand zu erkennen glaubte. Aber Geraldine sah nichts. Das Krankenzimmer war dunkel. Unmerklich war der Nachmittag in den Abend und der Abend in die Nacht übergegangen.
    Die Schwester kam leise herein, als habe sie gespürt, was geschah. Sie trat an das Bett und legte ihre Hand auf Geraldines Schulter. Dankbar fühlte Geraldine die Wärme und Kraft, die von dieser tröstlichen Berührung ausging und die Eiseskälte aus ihrem Herzen vertrieb. Sie hörte ihre Tante etwas sagen … vielleicht einen Namen … Tante Mays Gesicht erstrahlte in einer fast überirdischen Freude, sodass Geraldine instinktiv ihrem Blick folgte und den Kopf wandte. Und wieder sah sie nichts als Dunkelheit.
    Dann war es vorbei. Noch bevor die Hand der Schwester tröstend ihre Schulter drückte, wusste Geraldine, dass Tante May nicht mehr bei ihr war. Sie hielt sie immer noch in den Armen, beugte sich über ihren Kopf und ließ den lange unterdrückten Tränen freien Lauf.
    Die Schwester ließ ihr Zeit, ihrem ersten Schmerz Luft zu machen. Schließlich aber drängte sie Geraldine sacht beiseite und legte Tante Mays leblosen Körper behutsam aufs Bett zurück.
    â€žKann ich … Darf ich noch eine Weile hier bei ihr bleiben?“, fragte Geraldine mit erstickter Stimme.

    Die Schwester nickte und zog sich ebenso leise und taktvoll zurück, wie sie gekommen war.
    Geraldine wusste nicht, wie lange sie noch dort gesessen hatte, und konnte sich später auch nicht erinnern, was sie ihrer toten Tante gesagt hatte. Sie wusste nur, dass sie so viel geredet und geweint hatte, dass ihr der Hals davon schmerzte. Als die Ordensschwester schließlich zurückkam und ihr sagte, dass es nun Zeit für sie sei, zu gehen, nahm Geraldine es apathisch und wie betäubt auf.
    Es gab Dinge, um die sie sich jetzt kümmern musste … es mussten Vorbereitungen getroffen werden … Geraldine wusste das natürlich, aber als sie das Hospiz verließ und nach Hause fuhr, schaffte sie es nicht, sich darauf zu konzentrieren. Sie konnte und

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