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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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nur immer wieder erbrach. Man versagte ihm jedes andere Getränk als Milch und Wasser. Niemand ging auf ihn ein, wenn er nach gehaltvolleren Getränken schrie, und beachtete ihn, wenn sein Körper unkontrolliert zitterte. Und während all dieser Zeit war d’Amberts Zorn spürbar, und nur der Himmel wußte, was ihn in Schach hielt.
    Judith konnte nur hilflos danebenstehen und beobachten, wie alles, was sie im Lauf der Jahre erreicht hatte, zunichte gemacht wurde. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, daß William schon zu zerrüttet war, um sich an die jüngste Vergangenheit zu erinnern, und daß er, sowie d’Ambert ihn in Ruhe ließ, wieder anfangen würde zu trinken.

41. KAPITEL

    Rolfe rieb sich matt das Gesicht. Er hatte dieses Zimmer satt und den erbärmlichen Mann, der sein ganzes Leben im Alkohol ertränkt hatte.
    »Wenn Sie Vorhaben, mich zu töten, warum können Sie es dann nicht schneller tun?«
    Rolfe hatte diese Klage in den schlimmen Tagen, die vergangen waren, schon Dutzende von Malen gehört. William von Montwyn tat sich selbst abgrundtief leid, und er fühlte sich elend. Aber seine Hände zitterten nicht mehr ganz so stark, und seine Alpträume ließen nach.
    Rolfe entschied, er hätte lange genug gewartet. Endlich gab er ihm eine Antwort, rief sie quer durch den Raum, und diese Antwort verblüffte Montwyn und seine Dienstboten, Rolfes Männer und Lady Judith. »Weil ich will, Mylord«, sagte Rolfe gedehnt, »daß Sie wissen, warum ich Sie töten will.«
    Die Stimme war so gefühllos, daß William der Äußerung keinen allzu großen Wert beimaß. Seine Augen, die immer noch leicht gerötet waren, richteten sich auf Rolfe. Er war trotz seiner Proteste an diesem Morgen vollständig angekleidet worden, und man hatte ihn gezwungen, sich an den Tisch zu setzen, auf dem ihn ein Festmahl aus gesunden Nahrungsmitteln erwartete. Er würdigte das Essen mit keinem Blick und starrte unnachgiebig den Mann an, der für seine elende Verfassung verantwortlich war.
    »So, wollen Sie das wirklich, Sir Rolfe?« fragte William sarkastisch mit brüchiger Stimme. »Dann seien Sie so gut, mir den Grund zu nennen.«
    »Nicht doch, William!« Judith eilte besorgt zu ihm. »Provoziere ihn nicht.«
    »Sie sind diejenige, die mich provoziert, gnädige Frau«, sagte Rolfe barsch, als er aufstand und näherkam. »Raus, und zwar alle«, befahl er und nickte Sir Piers zu, um ihm zu bedeuten, daß Judith nachgeholfen werden mußte, wenn sie den Raum nicht verlassen wollte.
    »Sie nehmen sich zu viele Freiheiten heraus!« meckerte William, ohne aufzustehen.
    Rolfe wartete, bis die Tür geschlossen war, ehe seine Blicke William durchbohrten. »Erkennen Sie mich?«
    »Natürlich erkenne ich Sie. Ich habe Sie gerade mit meiner Tochter verheiratet. Bei Gott ein Jammer!«
    »Gerade?«
    »Was soll das heißen, Sir?« fragte William.
    »Es ist volle drei Monate her, seit ich Ihre Tochter geheiratet habe. Ist Ihnen das klar?«
    »Drei Monate?« William sackte seitlich in sich zusammen. »Wo … wo ist die Zeit hingekommen?«
    »Erinnern Sie sich an die Hochzeit?« Rolfes Stimme war jetzt bedrohlich kalt.
    »Nun ja, an das meiste.«
    »Und an vorher?«
    »Sie haben den Vertrag unterschrieben.«
    »Und davor«, zischte Rolfe und beugte sich über den Tisch. »Was war, ehe Sie nach Crewel gekommen sind?«
    »Hören Sie, verstehen Sie doch.« William seufzte erschöpft. »Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, dann heraus damit. Aber hören Sie auf, mir Rätsel aufzugeben. Ich bin sehr müde.«
    »Ich will genau wissen, wie weit Sie sich daran erinnern, was Sie Ihrer Tochter angetan haben.«
    William rieb sich bestürzt die Schläfen und versuchte, nachzudenken. Was konnte er bloß getan haben, um seinen Schwiegersohn derart gegen sich aufzubringen?
    »Ach ja, ich erinnere mich jetzt, daß sie sehr böse auf mich war, und das mit gutem Grund«, gestand William freimütig ein.
    »Böse?« knurrte Rolfe. »Nach allem, was Sie ihr angetan haben, war sie nur böse auf Sie?«
    »Ich bringe nichts zu meiner Rechtfertigung vor«, sagte William zerknirscht. »Ich habe sie nicht rechtzeitig von dieser Hochzeit unterrichtet, weil ich mich selbst nicht mehr daran erinnern konnte. In Wirklichkeit kann ich mich bis heute nicht erinnern, den Befehl des Königs erhalten zu haben, in dem er darauf bestand, daß Leonie Sie heiratet.«
    »Verdammt noch mal!« schrie Rolfe wütend. »Sie wagen es, von Lappalien zu reden, nachdem Sie sie derart brutal

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