Wenn die Liebe erwacht
mißfällt?«
Jetzt war es soweit. Er wollte es wahrhaftig hören. Lieber hätte sie sich die Zunge abgebissen, als seiner Eitelkeit zu schmeicheln. Wenn er Komplimente hören wollte, konnte er woanders danach suchen – was er zweifellos ohnehin oft tat.
»Die Liste ist so lang, daß dich das Zuhören langweilen würde.«
Leonie stellte erfreut fest, daß er über ihre höhnische Bemerkung lachte.
»An dir gibt es nichts, was mir mißfällt, Herzchen. Du bist ein Zwerg, aber ich glaube, sogar das gefällt mir.«
»Nichts als Lügen! Man schickt nicht fort, was einem gefällt.«
»Warum sagst du das?«
»Ist das ein glücklicher Bräutigam, der trinkt, um alles zu vergessen?«
»Die Wahrheit ist«, sagte er verlegen, »daß es mir widerstrebt hat, mich dir aufzudrängen, nachdem ich gehört habe, warum du dich unter deinem Schleier versteckt hast.«
Leonie war erstaunt, nicht etwa deshalb, weil er wußte, daß sie geschlagen worden war – ihr Vater war wohl gezwungen gewesen, das zuzugeben –, sondern erstaunt darüber, daß er mit Rücksicht auf sie gehandelt hatte. Rolfe gelang es jedoch schon im nächsten Augenblick, diese Illusion zu zerstören. »Und das wenige, was ich vor der Hochzeit von dir erfuhr, war nicht gerade schmeichelhaft.«
»Ich verstehe«, sagte sie kühl. »Dann nehme ich an, daß dein Interesse nicht meiner Person gegolten hat.«
»Wenige Ehen beginnen anders.«
»Das stimmt. Aber es gehen auch wenige so weiter wie unsere. Du wolltest keine Frau.«
»Was ich verächtlich finde, Leonie«, sagte er in einem Ausbruch von Aufrichtigkeit, »waren meine Gründe, dich zu heiraten. Ich habe aus Zorn um deine Hand angehalten, und darauf konnte ich nicht mehr zurück. Aber es war an der Zeit, daß ich mir eine Frau suchte.«
Sie antwortete nicht, und Rolfe war verblüfft. Er hatte ihr die ganze Wahrheit bekannt. Was hätte er jetzt noch sagen können?
Er hob ihr Kinn sacht nach oben, weil er wollte, daß sie ihn ansah. »Aus welchen Gründen wir auch geheiratet haben, ist es denn nicht genug, daß ich jetzt sehr zufrieden bin?«
»Du hast mich fortgeschickt«, sagte sie schließlich mit einer schüchternen Stimme, die sie selbst überraschte.
»Das war ein Irrtum«, sagte er heiser und beugte langsam seinen Kopf zu ihr herunter.
»Aber …« Sie war ja so verwirrt! »Sag mir eins – hast du mich deshalb zurückgeholt? Um noch einmal neu anzufangen?«
»Ja. O ja, Herzchen.«
Seine Lippen hauchten diese Antwort auf ihren Mund, und dann küßte er sie. Er war noch nie mit einer Frau so im Einklang gewesen, und er hatte sich auch noch nie so erleichtert gefühlt wie in dem Moment, in dem sie nachgab. Als er spürte, daß sie sich aus ihrer Verkrampfung löste, setzte er zu seinem ersten Ansturm an. Aber er vergaß nicht, wie unerfahren sie war, und daß er langsam vorgehen mußte.
In den langen Minuten, die folgten, wurde Leonie auf ein Dutzend verschiedene Arten geküßt, von einem zarten Knabbern bis zu einem tiefen Erkunden, bei dem ihr Inneres in Aufruhr geriet. Im einen Moment war ihr ganz taumelig zumute, im nächsten spürte sie nur eine süße Schwere, und dann loderte sie wieder auf, bis ihr schwindlig wurde.
Sie wußte nicht, wann sich ihr Morgenmantel gelöst hatte, aber sie nahm deutlich wahr, daß Rolfes Hand ihre entblößten Brüste zum ersten Mal berührte. Es erschien ihr richtig, daß seine Hand fast schwerelos auf ihr ruhte. Als seine Finger sanft über sie zu gleiten begannen, schien die Hand heißer zu werden. Ihre Brustwarzen, die er zart knetete, richteten sich auf.
Sie drehte sich um, ließ eine Hand hinter Rolfes Rücken gleiten und streichelte mit der anderen seine Schulter. Ihre Finger spreizten sich, wollten berühren, nahmen gebannt das Muskelspiel unter der Haut wahr, seinen festen Körper. Sie erwiderte seine Küsse jetzt, drängte von sich aus, forderte ihn heraus.
Er legte sie sanft neben sich auf das Bett, und ehe ihr Kopf das Kissen auch nur berührt hatte, schloß sich sein Mund um die rosige Spitze einer Brust, und seine Zunge tat, was zuvor seine Finger getan hatten.
Er begann, ihren flachen Bauch und ihre zarten Schenkel gründlich zu erkunden, und kam dem Kern ihrer Weiblichkeit näher und immer näher, bis sich ein so unwiderstehliches Verlangen in ihr aufgebaut hatte, daß sie sich seiner forschenden Hand entgegenbog. Als er seine langen Finger in ihre Wärme gleiten ließ, stöhnte sie auf und warf den Kopf zurück. Ihre Hände krallten
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