Wenn die Liebe erwacht
ans Werk gehen.«
Wilda strahlte, als sie verstanden hatte. »Mit eurer Erlaubnis, Mylady, werde ich diesen faulen Schlampen …«
»Alles zu seiner Zeit«, fiel ihr Leonie ins Wort. »Erst muß ich die Erlaubnis meines Gebieters einholen.«
Das gefiel Wilda ganz und gar nicht. Ihre Herrin hatte nicht mehr das letzte Wort, und sie versuchte gar nicht erst, ihr Mißvergnügen zu verbergen, als sie und Leonie das Zimmer verließen.
16. KAPITEL
Leonie stand jedoch eine Überraschung bevor. Nachdem sie die kleine Kapelle verlassen hatte, in der der Geistliche von Crewel jeden Morgen den Gottesdienst abhielt, vertrat ihr Amelia den Weg.
Leonie ließ sich ihr Erstaunen nicht anmerken, doch Amelia gelang es nicht, ihre Überraschung zu verbergen. Sie hatte damit gerechnet, daß Leonie jetzt, nachdem ihr Gesicht verheilt war, recht nett aussah. Warum sonst hätte Rolfe sie zurückholen sollen, wenn nicht, weil sie ihm gefiel? Aber diese strahlende Schönheit mit den feingeschnittenen aristokratischen Zügen und der schimmernden Haut war bei weitem zu schön. Welcher Mann hätte eine Mätresse haben wollen, wenn er dieses Mädchen zur Frau hatte?
Amelia geriet in Panik. Ihre Lüge, sie bekäme ein Baby, hatte Rolfe überzeugt, und sie hatte vorgehabt, in ein oder zwei Monaten, wenn Leonie wieder fort war, zu sagen, sie hätte das Kind verloren. Dann wäre alles wieder so gewesen wie vorher.
Aber diese Gemahlin würde nicht in so kurzer Zeit wieder verschwinden. Es war sogar denkbar, daß er sie niemals fortschickte. Und solange sie hier war, konnte Amelia nicht sagen, sie hätte das Kind verloren, denn dann müßte sie auf der Stelle ihre Sachen packen. Ihre einzige Chance bestand jetzt darin, sich schleunigst schwängern zu lassen. Aber was war, wenn Rolfe jetzt nicht mehr zu verführen war? Ach was, ihr war mit jedem anderen, der vom Typ her dunkel war, auch gedient; Sir Evarard oder vielleicht sogar dieser schöne junge Ritter, wie hieß er gleich? Es spielte keine Rolle, wer der Vater des Kindes war. Wenn sie erst schwanger war, konnte sie Zeit gewinnen und Rolfe vielleicht sogar dazu bringen, sie und › sein‹ Kind lebenslänglich zu unterstützen.
»Lady Leonie, ich muß gestehen, daß ich Sie nicht erkannt habe.«
»Das ist in der letzten Zeit öfter passiert«, sagte Leonie gewandt.
Amelia freute sich. Der Hausherrin gefiel es nicht, daß die Mätresse noch hier wohnte. Wenn sie ein wenig nachhalf, würde es ihr bald noch weniger gefallen.
»Ich muß mich entschuldigen, daß ich Sie gestern bei Ihrer Ankunft nicht begrüßt habe«, improvisierte Amelia schnell. »Aber ich hatte soviel damit zu tun, mit meiner Habe umzuziehen. Rolfe hat mich nicht vorgewarnt, und ich mußte in aller Eile ausziehen. Aber Ihnen hat er wohl dieselben Ungelegenheiten bereitet.«
Diese Frau verblüffte Leonie. Ihr mit dieser Kühnheit mitzuteilen, daß sie gerade erst aus Rolfes Schlafgemach ausgezogen war, es nach seiner Heirat weiterhin mit ihm geteilt hatte! Und natürlich wußten es sämtliche Dienstboten. Als ob das noch nicht genug wäre, schien Amelia anzudeuten, daß sie Burg Crewel nicht verlassen würde, obwohl Leonie jetzt hier ihren Wohnsitz hatte. Eine eisige Kälte erfaßte sie.
»Werden Sie weiterhin hier leben?« fragte Leonie.
»Aber, Mylady, wo sonst sollte ich leben?« fragte Amelia unschuldig. »Ich bin Rolfes Mündel …«
»Ich weiß, was Sie sind.«
»Oh.« Amelia zuckte die Achseln. »Ich habe versucht, Rolfe klarzumachen, daß Sie etwas dagegen haben könnten, aber er hat darauf beharrt, dagegen sei nichts einzuwenden. Vielleicht ist es das beste, wenn Sie … wenn Sie ihm gegenüber nicht erwähnen, daß sie etwas über unsere … äh, Sie verstehen schon, wissen. Rolfe mag keine Eifersüchteleien.«
»Eifersüchteleien!« würgte Leonie heraus.
»Haben Sie schon erlebt, wie aufbrausend Rolfe ist? Damit ist schwer auszukommen.« Amelias Schaudern war echt. »Ich bemühe mich immer, ihm aus dem Weg zu gehen, wenn er wütend ist. Sie werden es auch noch lernen. Aber das tut nichts zur Sache. Ich weiß, daß Sie nicht eifersüchtig sein werden. Haben Sie mir nicht gesagt, Sie wollten Rolfe gar nicht haben?«
»Und haben Sie mir nicht gesagt, er würde mich nicht belästigen?« entgegnete Leonie.
Amelia seufzte. »Da sehen Sie, wie wankelmütig er ist. Aber fassen Sie Mut, er wird es sich zweifellos wieder anders überlegen.«
Leonie biß nicht auf diesen Köder an. »Sagen Sie, wer kümmert
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