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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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zuvorzukommen.
    Dennoch näherte sie sich ihm nicht, denn die Situation erinnerte sie daran, daß sie keine normale Ehefrau war.
    »Ich bin nicht euer Knappe, Mylord.«
    Er erstarrte und musterte sie aufmerksam. »Du weigerst dich, mir zu helfen?«
    Leonie erschauerte. Sie wagte es nicht, sich ihm wirklich zu widersetzen, aber …
    »Es gibt genug Bedienstete im Haus.«
    »Und du würdest dir lieber die Mühe machen, einen von ihnen zu wecken, als in meine Nähe zu kommen? Es ist spät, Frau. Außer dir und mir sind alle im Bett.«
    »Ich … wie ihr wünscht, Mylord.«
    Sie zwang ihre Füße, sich in Bewegung zu setzen, und sagte sich, daß sie ihm ihren Widerwillen zumindest bekundet hatte, ob es ihn erzürnte oder nicht.
    Rolfe ließ sich auf einen Schemel sinken, aber sie sagte: »Den brauche ich, um draufzusteigen.«
    Der Schemel war nur fünfzig Zentimeter hoch. Rolfe sah ihn skeptisch an. »Er ist nicht dazu gedacht, sich draufzustellen.«
    »Ich kenne das von Sir Guibert«, beharrte sie und kletterte auf den Schemel.
    »Du wirst runterfallen«, warnte er sie, und sie gab zurück: »Nein, ich falle nicht.«
    »Ich vergesse immer wieder, wie winzig du bist«, sagte er, als er sich hinkniete.
    Wie heiser seine Stimme war, geradezu eine Liebkosung. Er blickte zu ihr auf, und Leonie weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen. Sie bückte sich eilig, um sein Kettenhemd hochzuheben. Je eher sie es geschafft hatte …
    Sie hatte das Hemd gerade über seinen Kopf gezogen, aber sie hatte vergessen, wieviel schwerer als das von Sir Guibert es war. Als sie ein letztes Mal kräftig daran zog, taumelte sie nach hinten. Sie hielt das Kettenhemd fest, und es war so schwer, daß sie das Gleichgewicht verlor.
    »Laß es fallen.« – Sie ließ es fallen, und er fing sie auf.
    »Ich glaube, du eignest dich nicht für diese Aufgabe”, sagte er.
    »Laß mich herunter.«
    Das Unbehagen, daß sie empfand, als er sie in seinen Armen hielt, ließ ihre Stimme übermäßig rauh klingen. Er stellte sie auf den Boden und ließ sie los. Sie lief eilig zum Bett und zog die Vorhänge zu.
    Rolfe hob den Hocker auf und setzte sich darauf. Er sah das Bett nachdenklich an. Seine kleine Frau wollte nicht auftauen. Er hatte geglaubt, die Warnung des Vortages hätte sie angespornt, aber anscheinend hatte er die Dinge nur verschlimmert. Er fuhr sich mit den Händen unschlüssig durch sein dichtes Haar. Er hatte gestern nicht gewußt, was er anderes hätte tun können, als ihr zu demonstrieren, wie aufbrausend er sein konnte, aber das hatte die Lage auch nicht nicht gerade entspannt. Nein, mit Zorn war bei ihr nichts zu erreichen. Das Ärgerliche war nur, daß er nicht sicher war, ob er sich zusammenreißen konnte.
    Es hatte ihm einen größeren Stich versetzt, als er sich eingestehen wollte, daß sie ihm beteuert hatte, ihr sei gleich, wie viele Frauen er hatte, solange es keine aus Pershwick waren. Eifersucht war etwas, was er verstehen konnte, aber diese Gleichgültigkeit?
    Wie konnte er zu diesem bezaubernden Mädchen durchdringen, ihr zeigen, daß er noch einmal von vorn anfangen wollte? Hatte sie seine Absicht denn nicht daraus ersehen können, daß er sie zu sich geholt hatte?
    Rolfe entledigte sich eilig seiner restlichen Kleidungsstücke. Er blies die Kerze nicht aus, und er zog auch die schweren Vorhänge auf seiner Bettseite nicht zu, denn sonst hätte tiefe Dunkelheit geherrscht.
    Leonie hatte ihm den Rücken zugekehrt. Sie hatte sich nicht ausgezogen und ganz unter den Decken vergraben. Er zog sie zur Seite, hob Leonie hoch und setzte sie auf seinen Schoß. Sie gab keinen Laut von sich. Er hielt sie wie ein Kind im Arm, und sie blieb steif und unnachgiebig, aber sie widersetzte sich nicht.
    Er hielt sie lange fest und dachte nach. Schließlich fragte er: »Wie alt bist du, Leonie?«
    Die Stimme war sanft und drang doch überraschend klar durch die Stille des Raumes. Leonie mußte erst nachdenken, ehe sie antworten konnte.
    »Ich bin neunzehn Jahre alt.«
    »Und ich bin zehn Jahre älter. Findest du, ich bin zu alt für dich?«
    »Ich … ich glaube nicht.«
    Rolfe hätte über diese mürrische Antwort fast gelacht. »Schreckt dich vielleicht ab, daß ich so dunkel bin?«
    »Dunkel? Du bist nicht so behaart, daß man deine goldene Haut …«
    Leonie preßte erschreckt die Lippen zusammen. Als nächstes würde sie ihm wohl erzählen, wie gut er aussah!
    »Würdest du mir dann vielleicht sagen, was dir an meinem Äußeren so

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