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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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hast du Zeit gehabt, dich an diesen Gedanken zu gewöhnen«, erklärte er.
    »Ich bitte um eine Erklärung«, sagte sie steif. »Du hast: mich fortgeschickt, und ich dachte, ich würde dich nie Wiedersehen. Das ist es, woran ich mich in dieser Zeit gewöhnt habe, Mylord.«
    »So!« sagte er, als hätte er etwas Entscheidendes erfahren. Leonie wurde unbehaglich zumute, als er nicht weiter sprach.
    »Mylord, ihr habt mir immer noch nicht gesagt, warum ihr mich aufgesucht habt.«
    »Ich hatte die absurde Idee, es könnte nett sein, den Tag mit dir zu verbringen. Wo wart ihr, Mylady?«
    Sie begann zu verzweifeln. Alles wurde nur noch schlimmer. Dieser stille Zorn war schlimmer als Gebrüll.
    »Ich … ich habe einen Spaziergang ins Dorf gemacht.«
    »Wer hat dich begleitet?«
    Mutter Maria, sogar das machte er zum Thema!
    »Du mußt wissen, daß ich allein war.«
    »Wenn ich es wüßte, würde ich nicht fragen. Das hier ist nicht Pershwick, wo du tun und lassen kannst, was du willst.«
    »Diese Tatsache ist mir durchaus bewußt, Mylord«, sagte sie erbittert.
    Er kniff die Augen zusammen. »Vielleicht ist es dir gleich, ob du in Sicherheit bist, aber du gehörst jetzt mir, und ich beschütze, was mein ist. Muß ich dich ständig bewachen lassen?«
    »Tu das nicht!« stieß sie hervor. »Ich … ich weiß, daß es falsch von mir war, die Burg ohne Begleitung zu verlassen, aber ich habe mir nichts dabei gedacht. Ich brauchte … etwas Zeit für mich. Es wird nicht wieder Vorkommen, Mylord«, beendete sie eilig ihre Verteidigung, denn ihr eigenes Stammeln war ihr peinlich.
    Sie wandte ihren Blick von seinen durchdringenden Augen ab, und er griff nach ihrem Kinn. »Ich fordere nicht mehr, als ratsam ist, Leonie. Nimm mir nicht übel, wenn ich mir Sorgen mache.«
    Sie haßte sich dafür, daß sie in seiner Gegenwart so nervös war und sie haßte seinen ruhigen Tonfall. Aber mehr als alles andere haßte sie das, was er mit ihr tat, dieses Auf und Ab ihrer aufgewühlten Empfindungen. Im einen Moment war sie wütend, im nächsten eingeschüchtert – und am schlimmsten war dieses seltsame Gefühl, das sie durchzuckte, wenn er sie berührte.
    Seine Finger glitten von ihrem Kinn hinauf über ihre Wange. Leonie hielt den Atem an und wartete darauf, daß er sie küssen würde, doch er sah ihr nur in die Augen. Sein Blick war dunkel und unergründlich.
    »Zeitweise ist der Zorn ein Segen«, sagte Rolfe. »Er reinigt die Luft und regt das Blut an. Verbirg deine Wut nicht vor mir, Leonie. Es mag sein, daß es mir nicht gefällt, aber es gefällt mir noch weniger, wenn du deinen Zorn nicht herausläßt und er an dir nagt. Und bring ihn niemals mit in mein Bett.«
    Seine Lippen streiften ihren Mund kurz und zart wie eine Feder, dann ließ er sie los und ging.
    Leonie starrte ihm versonnen nach und legte ihre Fingerspitzen dort auf ihr Gesicht, wo er sie berührt hatte. Ihr Herz schlug stürmisch.

18. KAPITEL

    Der Saal hatte sich schnell gefüllt, und Dienstboten brachten große Platten mit Speisen. Ein Mädchen verlor das Gleichgewicht, und ihre große Suppenschale schwappte leicht über. Suppe spritzte auf die Binsen, die am Boden lagen. Fünf Hunde versammelten sich auf der Stelle, doch die heiße Flüssigkeit war nicht verführerisch genug. Sie rochen kurz daran und folgten dann lieber den Fleischplatten, weil sie auf einen weiteren Zwischenfall hofften.
    Erneis, der Verwalter von Crewel, hatte den Vorfall bemerkt, doch er füllte unbeirrt seinen Teller und verschwendete keinen weiteren Gedanken an das Geschehen. Das Mädchen würde auch nicht mehr daran denken. Sie würde auch nicht wiederkommen, um aufzuwischen, denn niemand würde ihr die Anweisung geben.
    Das waren in der Burg Crewel gewöhnliche Vorkommnisse, die schon so lange eingerissen waren, daß man sie als gegeben ansah. Die Krieger störten sich vielleicht an dem Schmutz, aber es war nicht ihre Angelegenheit, die Dienstboten herumzukommandieren. Sir Evarard hatte schon unter schlimmeren Begleitumständen gelebt und nahm sie nicht weiter zur Kenntnis. Die Dienstboten taten nie etwas aus eigenem Antrieb und waren immer fauler geworden.
    Sir Thorpe hatte schon vor langer Zeit seine Versuche aufgegeben, für Ordnung zu sorgen. Er blieb nie lange genug in Crewel, um einen gründlichen Hausputz zu überwachen. Und Rolfe hatte zu viel anderes im Kopf. Amelia schien es nicht zu liegen, sich mit Dienstboten abzugeben. Es reichte schon, daß sie Rolfes Zimmer halbwegs

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