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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Für den Stall wurden Heu und Hafer aufgeführt, Gras, das geschnitten wurde, und all das wurde auch eingelagert. Zu den Hauptausgaben zählte der Kauf eines Pferdes, wenn eins der Tiere zu alt geworden war, um noch auf dem Feld zu arbeiten. Diese alten Pferde wurden den Armen geschenkt.
    Meister Erneis hatte Listen für die Küche und den Stall angelegt, aber sie wurden nur einmal wöchentlich auf den neuesten Stand gebracht. Noch schlimmer war, daß nichts einzeln aufgeführt wurde, sondern nur die wöchentlich gezahlten Gesamtsummen festgehalten wurden. Er verzeichnete die Zahlungen der Dorfbewohner in Form von Vorräten, aber nur armselige Summen waren hier ausgewiesen. Verkäufe überschüssiger Waren hatte er nirgends verzeichnet. Leonie hatte jedoch selbst gesehen, daß Getreide, Schafe und Rinder geliefert und zum Verkauf nach Axeford gebracht worden waren. Warum wurden diese Vorgänge nie aufgezeichnet?
    Das war schon schlimm genug, aber noch schlimmer stand es um die Gesamtsummen der wöchentlichen Ausgaben, lachhafte Summen, das Dreifache dessen, was sie in einem Monat ausgegeben hätte. Diese Beträge umfaßten keine Verpflegung für Rolfes Heer, dessen war sie sicher. Sir Evarard hatte ihr gesagt, daß Rolfe für die Versorgung des Heeres zahlte, dessen Proviant direkt in den Städten beschafft wurde, die der jeweiligen Burg am nächsten lagen.
    Leonie hatte die Vorräte inspiziert. Sie wußte, daß zwar kein Überfluß herrschte, sie aber wieder aufgefüllt würden, wenn in wenigen Wochen die Ernte begann, und die Vorratskammern waren noch nicht so leer, daß es die hohen Kosten, die angegeben waren, erklärt hätte.
    Meister Erneis kam seinen Pflichten nicht nach. Soviel stand fest.
    In ihrem Zorn lief sie wieder nach unten, um sich den Missetäter vorzunehmen. Sie nahm für den Fall, daß sie sie brauchte, zwei Soldaten mit, sagte ihnen aber nicht, worum es ging. Sie spürte den Verwalter in der Küche auf. Ehe sie die Küche betrat, befahl sie den Soldaten, sie vor der Tür zu erwarten.
    Meister Erneis wirkte überrascht, als Leonie mit den Pergamenten in der Hand den langen, schmalen Schuppen betrat. »Sie bringen mir die Aufzeichnungen so schnell zurück, Mylady?« Er griff nach den Papieren, doch sie entzog sie ihm.
    »Meister Erneis«, fragte sie mit ruhiger Stimme, »wo in diesen Aufzeichnungen sind die Pferde aufgeführt, die Sie erworben haben?«
    »Pferde?« Der Mann runzelte die Stirn. »Was für Pferde?«
    »Die Pferde.« Ihre Stimme wurde lauter. »Sie haben doch gewiß Dutzende von Pferden gekauft.«
    »Ich habe nicht einmal den Kauf eines einzigen Pferdes angeordnet, Mylady. Wie kommen Sie auf den Gedanken …«
    »Keine Pferde? Dann täusche ich mich wohl. Haben Sie vielleicht Geschenke meines Herrn für Lady Amelia gekauft?«
    »Ich bitte Sie, Mylady.« Erneis richtete sich empört auf. »Ich habe nie etwas für irgendwelche Damen gekauft, und Sir Rolfe hat mich auch nie darum gebeten. Was hat er zu diesen Aufzeichnungen gesagt, daß Sie jetzt Fragen stellen wie …«
    »Was hätte er wohl sagen können?« unterbrach sie ihn.
    »Mylady?«
    »Wo werden die Gelder aufbewahrt, die Sie für den Haushalt ausgeben, Meister Erneis?«
    Er sah sie finster an. »In einer der Vorratskammern steht eine verschlossene Truhe.«
    »Und mein Mann füllt den Vorrat an Münzen auf, wenn es nötig ist?«
    »Das ist bisher nicht notwendig gewesen. Er hat reichlich Gelder …«
    »Wieviel?«
    »Mylady?«
    »Wieviel Geld hat er Ihnen gegeben, um diesen Haushalt zu führen?« fragte sie mit scharfer Stimme.
    »Etliche … Hunderter«, erwiderte er voller Unbehagen.
    »Wie viele Hunderter?« fragte sie leise.
    »Ich kann mich nicht …«
    »Wie viele?«
    Er zauderte und warf über die Schulter Blicke auf den Koch und seine Gehilfen, die neugierig zusahen. Die Fragen nahmen immer mehr den Charakter eines Verhörs an.
    »Elf oder zwölf Hunderter«, sagte Erneis ausweichend. »Ich kann mich nicht genau erinnern. Aber ich verstehe nicht, Mylady, was das mit Ihnen zu tun hat – es sei denn, Sie wünschen etwas zu kaufen. Wenn das der Fall ist, ist es mir ein Vergnügen …«
    »Das kann ich mir denken«, sagte sie barsch. »Darf ich daraus schließen, daß das, was Sie von den Geldern meines Mannes noch nicht ausgegeben haben, sich noch in der verschlossenen Truhe befindet?«
    »Selbstverständlich, Mylady.«
    »Und über die fehlenden Summen ist hier Rechenschaft abgelegt?« Sie hob langsam die Papiere und hielt

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