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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sie ihm vor das Gesicht.
    »Ja, allerdings.«
    »Dann haben Sie nichts dagegen einzuwenden, wenn Ihr Zimmer durchsucht wird, ehe Sie aus Crewel verwiesen werden, oder?«
    Erneis wurde blaß. »Mylady? Sie … äh … ich glaube, ich verstehe Sie nicht richtig.«
    »Das glaube ich kaum«, erwiderte sie kalt. »Sie konnten meinen Mann über die Ausgaben belügen, weil er ein Krieger ist, der nicht daran gewöhnt ist, einen eigenen Haushalt zu führen, und daher nicht wissen kann, wie hoch die Kosten sind, die das mit sich bringt. Aber Sie waren so dumm, zu glauben, Sie könnten mich hinters Licht führen. Ich bin keine untätige Frau. Ich habe meine eigene Burg einige Jahre lang verwaltet. Ich weiß genau, welche Kosten es mit sich bringt, einen Haushalt dieser Größenordnung zu führen, bis auf die letzte Münze.« Er riß die Augen auf, und sie lächelte. »Ich sehe, daß Ihnen allmählich etwas dämmert, Meister Erneis.«
    Seine Lippen zogen sich zu einem Strich zusammen. »Sie haben keinen Beweis dafür, Mylady, daß ich etwas Unrechtes getan habe. Crewel ist nicht Pershwick. Als Sir Rolfe hier ankam, herrschte ein Chaos. Die Vorräte waren zu Ende und die Kosten hoch.«
    »Wäre mein Mann nicht krank, dann würde ich es ihm überlassen, mit Ihnen fertig zu werden, denn Sie stellen meine Geduld auf eine harte Probe«, sagte Leonie wütend. »Sie meinen, ich hätte keine Beweise?« Sie wandte sich an den Koch und fragte: »In diesen Aufzeichnungen, Meister John, steht, daß Sie in der letzten Woche Lebensmittel im Wert von fünfunddreißig Talern einkaufen mußten. Stimmt das?«
    »Nein, Mylady!« Der Mann schnappte entsetzt nach Luft. »Wir haben weniger als zehn Taler ausgegeben.«
    Leonie sah den Verwalter wieder an, dessen blasses Gesicht vor Wut rot gesprenkelt war. »Nun, Meister Erneis?«
    »Sie haben nicht das Recht, mich nach den Abrechnungen zu fragen, Lady d’Ambert. Ich spreche mit Ihrem Mann …«
    »Nein, das werden Sie nicht tun!« fauchte sie. Sie wich zur Tür zurück und bedeutete den beiden Wachen, die erstaunt zugehört hatten, näherzutreten. »Bringt Meister Erneis in sein Zimmer und durchsucht seine Habe. Wenn das Geld, das er gestohlen hat, aufgefunden wird, kann er Crewel mit seinen Kleidern auf dem Leib verlassen – und mit sonst gar nichts. Wenn das Geld nicht da ist« – sie sah den kleinen Verwalter noch einmal an –, »wird Ihnen der Wunsch erfüllt, mit meinem Mann zu sprechen. Ich bezweifle, daß er Nachsicht walten läßt.«
    Leonie kehrte in den Saal zurück, um dort zu warten. Sie kochte vor Zorn und fragte sich, ob sie diese Angelegenheiten vielleicht doch nicht selbst in die Hände hätte nehmen sollen. Hätte sie sich an Sir Evarard oder an Thorpe de la Mare wenden sollen, damit sie sich den Verwalter vornahmen?
    Ihr blieb nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken, denn die Wachen kamen betreten zurück und teilten ihr mit, der Verwalter sei geflohen, während sie seine Habe durchsucht hatten. Sie hatten nur fünfzig Taler gefunden. Nur fünfzig von Hunderten? Wie sollte sie Rolfe das erklären?

27. KAPITEL

    Rolfe stöhnte, als er sich vorbeugte, um die große Truhe zu öffnen. Er wußte, daß er nicht hätte aufstehen dürfen, denn Thorpe hatte ihn wiederholt davor gewarnt. Er war noch schwach, und seine Wunde war erst am Vortag genäht worden.
    Aber Rolfe war ungeduldig. Seit er erfahren hatte, daß Leonie ihn geheilt hatte, statt die Urheberin seiner Wunde zu sein, wollte er sein ungehobeltes Benehmen wiedergutmachen. Was mußte sie von seinem Mißtrauen halten, vor allem, nachdem sie ihm gerade erst geholfen hatte, Wroth einzunehmen?
    Den größten Teil des Tages hatte er damit verbracht, sich zu fragen, was er Leonie schenken könnte. Er wollte nicht, daß sie glaubte, er wolle sich ihre Vergebung kaufen, sondern er wollte ihr etwas schenken, das sie wie einen Schatz hüten könnte. Ihm wurde klar, daß er ihre Vorlieben und Abneigungen nicht kannte und keine Ahnung hatte, was sie besaß. Es war dringend erforderlich, ihren Truhen, die im Vorzimmer standen, einen Besuch abzustatten, und er konnte es kaum erwarten, daß Thorpe den Raum verließ, damit er aufstehen konnte.
    Die beiden ersten Truhen enthielten nur Kleider. Die dritte kleinere enthielt Leonies Schätze. Er fühlte einen schuldbewußten Stich in der Brust, als er sah, wie wenig es war. Ein Schachspiel aus Elfenbein, und in einer kleinen Holzkiste, die mit Samt ausgeschlagen war, lagen zwölf silberne

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