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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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gefunden und bestraft werden – ganz gleich, wer es ist. Ich würde keine geringere Strafe erwarten, wenn ich es gewesen wäre.«
    Rolfe lachte kläglich. »Ich gebe zu, daß ich zuerst an dich dachte, als der Pfeil mich traf und ich sah, daß der Gauner nach Pershwick verschwand. Ich wollte nicht glauben, daß du in der Lage sein könntest, meinen Tod zu wollen, aber der Gedanke ist mir gekommen, und wenn man an die Vergangenheit denkt, ist er nicht allzu unsinnig … Es tut mir ehrlich leid, daß ich wieder an dir gezweifelt habe, Leonie.«
    Warum wollte sie ihn nicht ansehen? Sie hatte seinen Verband gewechselt und wühlte in ihrem Korb. Sie hielt ein kleines blaues Fläschchen hoch. »Darf ich dir das gegen die Schmerzen geben, Mylord?«
    Rolfe runzelte die Stirn über diese ausweichende Bemerkung. Sie wollte ihm immer noch nicht in die Augen sehen, und wirkte plötzlich sehr verlegen.
    »Nein!« fauchte er und bereute es augenblicklich.
    »Du zweifelst also immer noch an mir?« fragte sie mit sanfter Stimme.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Und doch lehnst du meine Medizin ab, obwohl du Schmerzen hast. Du fürchtest, ich könnte dich vergiften, das ist es doch?«
    »Verdammt noch mal! Gib her!« Er riß ihr die Flasche aus der Hand und trank einen Schluck. »So! Und jetzt sag mir, warum du mir nicht verzeihen kannst.«
    »Aber das tue ich doch«, sagte sie sanft und mit festem Blick. »Ich kann nur hoffen, daß du mir verzeihst, wenn ich dir sage …«
    »Sag es mir nicht.« Er schnitt ihr abrupt das Wort ab. »Ich will jetzt keine Geständnisse von dir hören.« »Aber ich muß dir erzählen, daß …«
    »Nein!«
    Sie stand auf und funkelte ihn wütend an, jede Zaghaftigkeit war verflogen. »Du würdest mich warten lassen, damit ich mich vor deinem Zorn fürchte, bis ein anderer es dir erzählt? Das werde ich nicht zulassen. Mylord, ich habe deinen Verwalter entlassen, und es tut mir nicht leid.«
    Sie wartete auf einen Wutausbruch, aber Rolfe starrte sie nur voller Erstaunen an.
    »Ist das alles?« fragte er.
    »Ja«, erwiderte sie starr.
    »Was … was für eine Reaktion hast du von mir erwartet, Leonie?«
    »Du hast das Recht, wütend auf mich zu sein, und es wird deiner Wunde nicht schaden, wenn du mich anschreist.«
    »Vielleicht«, sagte er leise und bemühte sich, nicht breit zu grinsen, »tue ich es, wenn du mir sagst, warum du ihn entlassen hast.«
    »Ich bin dahintergekommen, daß Meister Erneis dich bestiehlt, und zwar nicht nur ein wenig. Es geht um Hunderte von Talern.«
    »Woher weißt du, daß er mich bestohlen hat?« fragte er mit scharfer Stimme.
    Sie erklärte es ihm hastig. »Mir tut es nur leid, daß ich es so unklug angestellt habe, denn jetzt ist er verschwunden, und mit ihm dein Geld.«
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du sicher bist, daß er gestohlen hat.«
    »Mylord, ich weiß nicht genau, wieviel du dem Verwalter gegeben hast, aber er sagte, du hättest ihm elf oder zwölf Hunderter gegeben. Du bist seit neun Monaten hier, und er hat aufgezeichnet, daß er in dieser Zeit neun Hunderter ausgegeben hat. Das ist bei weitem zuviel.«
    »Leonie, woher weißt du das?« fragte Rolfe ermattet.
    Sie errötete und senkte den Kopf. »Ich … ich habe meine Burg selbst verwaltet, aber das habe ich dir noch nicht erzählt. Ich weiß, daß ein Haushalt dieser Größenordnung sich selbst trägt, wenn nicht häufig Gäste zu Besuch sind, und was es kostet, ihn zu führen.«
    Rolfe schüttelte den Kopf. Sie hatte ihre Burg selbst verwaltet, und doch weigerte sie sich, in Crewel die Zügel in die Hand zu nehmen.
    »Dir muß längst klar geworden sein, daß die Verwaltung eines Anwesens nicht meine Stärke ist. Daher muß ich deinen Worten Glauben schenken, daß mich mein Verwalter betrogen hat.«
    »Ich schwöre dir, daß ich seine Buchhaltung genau gelesen habe und …«
    »Ich habe nicht an dir gezweifelt. Aber jetzt stehe ich ohne einen Verwalter da. Evarard kann den Posten nicht übernehmen, denn er weiß über diese Dinge noch weniger als ich.«
    »Das stimmt.«
    »Was also schlägst du vor? Du hast den Mann entlassen. Hast du eine bestimmte Vorstellung davon, wer ihn ersetzen könnte?«
    »Mir fällt niemand ein.«
    »Mir schon. Du wirst den Posten selbst ausfüllen müssen.«
    »Ich?«
    »Findest du das nicht gerecht? Du trägst doch jetzt die Verantwortung.«
    »Ja, natürlich.« Leonie wandte sich ab und trug ihren Korb zum Kamin, damit er nicht sah, wie sehr sie sich freute.

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