Wenn die Mandelblueten bluehen
über Francesco."
Vertraute und Freundin - also wirklich, dachte Daisy wütend.
Das war kein neues Wort für das, was er vorschlug. "Gute Freundin" nannte man es üblicherweise. So jedenfalls hatte Ronald seine Mätressen bezeichnet, bevor er erkannt hatte, dass sie, Daisy, sein Spielchen durchschaut hatte. Und sie durchschaute auch Slades Taktiken!
"Vergessen Sie's, Mr. Eastwood!" sagte sie scharf und stand auf. Mit Genugtuung sah sie, dass Slade völlig verblüfft wirkte.
Ihre Augen blitzten. "Ich lasse mich nicht auf eine schäbige kleine Affäre ein. Morgen reise ich sofort ab." Sie stellte das Glas sorgfältig auf den Tisch. "Einverstanden?"
Er stand ebenfalls auf. "Ich bin jetzt also wieder ,Mr.
Eastwood'?" fragte er ruhig. "Hatten wir uns nicht auf ,Slade'
geeinigt?"
Am liebsten hätte sie ihn geschlagen. Noch so eine kühle, clevere Bemerkung von ihm, und sie würde es tun! Daisy warf ihm einen vernichtenden Blick zu und wandte sich ab, um das Zimmer zu verlassen.
"Moment mal!" befahl er und packte sie am Arm.
Daraufhin schlug sie ihm mit der anderen Hand unbeherrscht ins Gesicht.
Einen Augenblick lang standen sie beide reglos da. Daisy war entsetzt über sich, sagte sich aber aufgebracht, dass Slade nichts anderes verdient hatte. Das würde ihn lehren, nicht immer seinen Willen durchzusetzen!
Er schien es nicht so zu sehen, vielmehr wirkte er erschreckend zornig. Ihre Wut verebbte, und Daisy stand blass und am ganzen Körper zitternd da.
"Setzen!" befahl er in dem Ton, in dem man normalerweise einem Hund ein Kommando gab.
Daisy war zu aufgewühlt, um dagegen zu protestieren, und setzte sich. Betroffen sah sie, dass sich der Abdruck ihrer Finger rot auf seiner Wange abzeichnete.
"Würden Sie mir bitte erklären, was das sollte?" fragte Slade eisig.
Sie hob das Kinn und sah ihm in die Augen, obwohl ihr entsetzlich elend zu Mute war. "Ich bin nicht hier, um eine Affäre mit Ihnen anzufangen", erklärte sie mit bebender Stimme und ermahnte sich, nicht zu weinen.
"Habe ich Ihnen denn vorgeschlagen, eine Affäre mit mir zu beginnen?"
"Sie haben gesagt, dass ..."
"Ich möchte, dass meine Schwiegermutter und die Angestellten hier im Haus Sie als meine Stellvertreterin respektieren, wenn ich nicht da bin", unterbrach er sie scharf.
"So klangen meine Worte jedenfalls in meinen Ohren. Was haben Sie denn herausgehört?"
"Sie ... Sie wissen, was Sie angedeutet haben. Und davor ...
Heute Nachmittag..." Ihre Lippen bebten plötzlich so sehr, dass sie nicht weitersprechen konnte.
"Der Vorfall heute Nachmittag war ein Fehler, und ich dachte, das wäre uns beiden klar, so dass sich eine Diskussion darüber erübrigt", stellte Slade kühl fest, und sie fühlte sich wie eine Närrin. "Da Sie das Thema aber angeschnitten haben - und auf die Gefahr hin, grob zu klingen -, möchte ich zu meiner Verteidigung anführen, dass Sie genauso begeistert bei der Sache waren wie ich."
Die Zurechtweisung habe ich verdient, gestand Daisy sich ein und errötete wieder.
"Und eins möchte ich auch klarstellen. Ich habe noch nie meine gesellschaftliche Stellung oder meinen Reichtum dazu benutzt, eine Frau zu einer sexuellen Beziehung mit mir zu nötigen. Ist das eindeutig genug?" fügte er eisig hinzu.
"Ich ... ich dachte ..." Unter seinem vernichtenden Blick verstummte sie.
"Wir beide wissen, was Sie dachten. Ich brauche mir aber keine Frau zu mieten, wenn mir nach weiblicher Gesellschaft zu Mute ist."
"Natürlich, nicht", sagte sie kleinlaut und blickte auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte.
Eine Weile sagte Slade nichts, dann fragte er leise: "Ihr Mann hat Ihnen sehr wehgetan, stimmt's?"
"Er ist nicht mehr mein Mann", erwiderte sie so schnell, dass sie damit viel mehr über ihre Gefühle verriet, als ihr lieb war.
"Und das ist gut so", meinte er.
Diesmal stimme ich ihm von ganzem Herzen zu, dachte sie bitter.
"Es braucht freilich seine Zeit, um sich von einem derartig schmerzlichen Erlebnis zu erholen", bemerkte er ruhig. - Daisy nickte nur. Das schmerzliche Erlebnis, von dem sie sich nur schwer erholte, war nicht Ronalds Untreue, sondern der Tod ihrer kleinen Tochter, die sie Jenny hatte nennen wollen. Deren winziges Gesicht geisterte durch ihre Träume und tauchte auch tagsüber oft unerwartet vor ihrem inneren Auge auf. Darüber wollte sie mit Slade aber nicht sprechen.
"Und jetzt ist alles geklärt?"
"Wie bitte?" Daisy blickte auf, als der Klang seiner Stimme sie aus ihren trostlosen Gedanken
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