Wenn die Mandelblueten bluehen
über den Ohren ringelten sich Löckchen.
Mit dem Make-up war sie in wenigen Minuten fertig
gewesen: dezenter brauner Lidschatten, etwas Mascara, ein Hauch Puder und leuchtend roter Lippenstift. Kritisch hatte sie sich danach im Spiegel betrachtet und kaum glauben können, dass diese elegante, weltgewandt wirkende Frau sie war. Sie hatte die kleine goldfarbene Handtasche genommen und lächelnd ihr Zimmer verlassen.
"Isabella hat uns einen Avocadosalat gemacht, dazu gibt es Aufschnitt", informierte Slade sie beiläufig. "Ich schlage vor, wir trinken Champagner, um uns auf den festlichen Abend einzustimmen. Was meinen Sie?"
"Champagner?" wiederholte Daisy zweifelnd, dann fiel ihr ein, dass sie die Rolle einer kultivierten Frau spielte, und sie lächelte zustimmend. "Ja, gern."
Sie trank selten etwas Stärkeres als Wein und auch davon höchstens zwei Gläser, und wenn sie nachher noch auf eine Party ging, war es vielleicht nicht ratsam, schon jetzt Champagner zu trinken ... Zuerst essen wir ja etwas, beruhigte sie sich, während Slade sie unterhakte und ins Esszimmer führte.
Auch auf der Party würde es etwas zu essen geben, deshalb musste sie nur darauf achten, eine gute Grundlage für den Alkohol zu schaffen und sich etwas zurückzuhalten. Bestimmt gab es auch alkoholfreie Getränke! Doch, sie konnte es sich erlauben, jetzt ein Glas Champagner zu trinken, um ihre Nerven zu stärken, vor allem da es ja bloß Wein war - nur besser.
Der Champagner, den Slade kredenzte, war sogar sehr viel besser, eine wirklich ausgezeichnete Marke, und schmeckte, wie Daisy beim zweiten Glas feststellte, einfach herrlich.
Als Mario sie schließlich in die Stadt fuhr, war Daisy entspannt und freute sich auf den bevorstehenden Abend, was man ihr deutlich anmerkte. Slade war sich nun sicher, dass sie in den vergangenen Monaten eine schwere Bürde zu tragen gehabt hatte, viel zu schwer für eine so junge Frau.
Das Konzert war wundervoll. Der von einer eleganten Kuppel überspannte Musiksaal faszinierte Daisy, und noch mehr faszinierten sie die anderen Besucher. Die Männer trugen, wie Slade vorausgesagt hatte, was ihnen gefiel - Smoking oder Jeans
-, aber die meisten Frauen hatten sich elegant angezogen. Auf der Party, die Slades Freund Vittorio anschließend gab, trugen viele Frauen sogar Designerkleider.
Alle Gäste schienen Slade zu kennen und mit ihm reden zu wollen, vor allem die Frauen, doch er war sich nicht bewusst, wie viel Aufmerksamkeit er erregte. Oder war seine Gleichgültigkeit nicht echt? Daisy beobachtete ihn unauffällig, als eine attraktive Rothaarige in einem engen, kurzen schwarzen Kleid sich an ihn schmiegte. Slade zuckte nicht mit der Wimper, aber Daisy blieb skeptisch.
Kurz darauf kam er zu ihr. "Was habe ich denn jetzt schon wieder angestellt?" erkundigte er sich.
"Wie bitte?" Sie zuckte zusammen und hätte beinah ihren Fruchtsaft verschüttet.
"Sie blicken mich unverkennbar kritisch an, aber ich weiß nicht, womit ich das verdient habe", erklärte er freundlich, einen unergründlichen Ausdruck in den dunklen Augen. "Möchten Sie mich nicht über meinen Fehler aufklären?"
"Kritischer Blick?" wiederholte sie befangen.
"Genau", bestätigte er und führte sie in eine ruhige Ecke, wo sie ungestört waren. "Also, was habe ich angestellt?"
"Nichts natürlich. Seien Sie nicht närrisch, Slade."
"In Ihrer Gesellschaft fühle ich mich wie ein Narr."
Das Geständnis kam so unerwartet und passte so wenig zu ihm, dass Daisy ihn nur fassungslos ansah.
"Närrisch, verwirrt und ratlos", fügte er leise hinzu. "Und das mag ich nicht."
Machte er, etwa einen Scherz? Nein, offensichtlich meinte er jedes Wort ernst.
"Wieso gebe ich Ihnen das Gefühl?" fragte sie steif. "Ich habe doch gar nichts gesagt, oder?"
Slade fluchte insgeheim. Er hätte Daisy so gern berührt, doch er riss sich zusammen und betrachtete nur ihr zartes Gesicht. Sie war so feminin und zierlich, aber trotzdem hatte sie einen eisernen Willen.
"Sie geben mir das Gefühl, Sie würden nur darauf warten, dass ich etwas Schreckliches anstelle", antwortete er ehrlich.
"Manchmal sehen Sie mich an, als wäre ich ein übel riechender Landstreicher."
"Das tue ich nicht!" protestierte Daisy aufgebracht und verwirrt zugleich. "Sollten wir nicht lieber wieder zu den anderen Gästen...?"
"Nein, ich rede gerade mit der einzigen Person im Raum, mit der ich mich unterhalten möchte", unterbrach er sie. "Ich akzeptiere, dass Sie in den vergangenen Jahren
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