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Wenn die Mandelblueten bluehen

Wenn die Mandelblueten bluehen

Titel: Wenn die Mandelblueten bluehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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Pflichtbewusstsein und Mitleid. Ich mochte Luisa wirklich gern, wir vertrugen uns bestens, und sie wollte mich unbedingt heiraten. Ehen sind schon auf weniger festen Grundmauern gebaut worden und haben sich als glücklich erwiesen."
    "Aber bei Ihnen war das nicht so?" fragte Daisy zögernd.
    "Luisa war glücklich."
    "Und Sie, Slade?"
    Slade sah sie schweigend an, und sie las die Antwort in seinem Blick.
    "Das tut mir Leid für Sie, Slade."
    "Nicht nötig." Abwehrend schüttelte er den Kopf und bedauerte es offensichtlich, so viel über sich enthüllt zu haben.
    "Es gab nie Streit, keine schlechten Zeiten. Kurz gesagt, es hätte schlimmer kommen können."
    "Vermissen Sie Ihren Bruder?"
    "Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Giuseppe denke", gestand Slade betrübt. "Sein Tod hat meine Mutter am schlimmsten getroffen, denn Giuseppe und sie standen sich wirklich nahe. Ich fühlte mich eher meinem Vater verbunden.
    Manchmal scherzten wir darüber und behaupteten, es läge an unseren Vornamen. Ich bin nach meinem englischen Großvater benannt, Giuseppe nach dem Vater meiner Mutter. Wir waren eine sehr glückliche Familie, es gab keine Rivalität zwischen meinem Bruder und mir. Wir hatten schöne Zeiten miteinander", fügte er schlicht hinzu.
    Dass zuerst sein Vater unerwartet gestorben und dann sein Bruder tödlich verunglückt ist, muss es ihm doppelt schwer gemacht haben, Luisas Tod und Francescos lange Krankheit zu verkraften, dachte Daisy mitleidig. So viele Verluste in so kurzer Zeit!
    "Ich hole Ihnen noch etwas zu trinken", bot Slade ihr an, und sie reichte ihm das leere Glas. Er bahnte sich einen Weg zwischen den Gästen hindurch, von denen viele jetzt in den Garten gingen. Eine Band begann draußen zu spielen, und die warme Nachtluft war von Jasminduft und dem von frisch geschnittenem Gras erfüllt. Daisy ging zur offenen Terrassentür und blickte auf das märchenhaft schöne Bild, das sich ihr bot.
    Slade hatte behauptet, Luisa wäre glücklich gewesen. Hat sie nicht gespürt, dass er sie nicht so leidenschaftlich liebte, wie eine Ehefrau es erwarten darf? fragte Daisy sich. Dann hatte Slade sich wahrscheinlich viel Mühe gegeben, sich nichts anmerken zu lassen. Oder war Luisa damit zufrieden gewesen, Geld, einen guten Namen und natürlich Francesco zu haben?
    Aber das war ja egal. Plötzlich war Daisy wütend auf sich, weil es ihr eben nicht gleichgültig war. Luisa ist sehr jung gestorben, und wenn Slade sie vorher glücklich gemacht hat, dann ist es gut so, sagte sie sich energisch.
    "Möchten Sie mit mir tanzen?" Slade stand plötzlich hinter ihr. Er stellte die beiden Gläser ab und fasste sie, ohne ihre Zustimmung abzuwarten, bei der Hand. "Die Nacht ist noch jung."
    "Nein, danke, ich ..." Zu spät, sie waren schon draußen neben der Tanzfläche, auf der andere Paare sich verträumt zu Walzerklängen drehten.
    "Unser Gastgeber mag weder Popmusik noch Jazz", erklärte Slade und zog Daisy an sich. "Er bevorzugt klassische Walzer, und es gibt Zeiten, da stimme ich ihm voll und ganz zu. Jetzt zum Beispiel."
    Sie fand die Musik gefährlich, weil sie ihm erlaubte, sie an sich zu pressen. Und Slade war gefährlich. Trotzdem, es war himmlisch!
    Seit Jahren hatte sie nicht mehr Walzer getanzt, das letzte Mal als Elfjährige mit einem unbeholfenen Dreizehnjährigen, der ihr auf die Füße trat und nach Lachssandwich roch. Es war wirklich ein unvergessliches Erlebnis, dachte Daisy ironisch.
    Slade roch weder nach Räucherlachs, noch trat er ihr auf die Füße. Er hielt sie sanft und fest zugleich in den Armen, und es war ganz einfach, sich von ihm führen zu lassen.
    Die Dämmerung senkte sich über den Garten, und in den Bäumen blitzten Lichtergirlanden auf. Daisy meinte zu träumen.
    Sie war die Prinzessin, die in den Armen des Prinzen dahinschwebte ... Des rätselhaften Prinzen, warnte sie sich unvermittelt und versuchte, sich auf ihren gesunden Menschenverstand zu besinnen.
    Dennoch wünschte sie sich, der Walzer würde niemals enden.
    Wenn sie bis ans Ende ihrer Tage so tanzen könnte, an Slade geschmiegt, seine Wärme spürend, dann wäre sie zufrieden. Es wäre ein Märchen, in dem der Prinz nur Augen für die Prinzessin hatte und sie beide glücklich bis an ihr seliges Ende lebten.
    Slade begehrte sie. Das hatte er ihr gesagt, und Daisy spürte es deutlich. Und auch sie verlangte nach ihm. Rein körperlich.
    Als die Musik verklang, hielt Slade Daisy noch einen Moment lang fest, dann löste er sich von ihr

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