Wenn die Mandelblueten bluehen
Schlimmes erlebt haben und misstrauisch geworden sind. Aber nicht alle Männer sind Schufte wie Ihr Exmann. Einige von uns denken keineswegs immer nur an das eine."
"Slade, bitte nicht!" Hoffentlich hörte sie niemand!
"Und es ist doch kein Verbrechen, zu bemerken, dass Sie eine sehr attraktive und begehrenswerte Frau sind. Nur einem Blinden oder einem Greis würde das nicht auffallen."
Darauf fiel ihr keine Erwiderung ein.
"Ich brauche mich nicht dafür zu rechtfertigen, dass ich gern mit Ihnen schlafen würde, Daisy", fuhr Slade im Plauderton fort.
"Das bedeutet allerdings nicht, dass ich Sie irgendwie nötigen würde. Zwischen uns ist ein Funke übergesprungen. Das können Sie nicht leugnen, denn Sie spüren diese besondere Anziehungskraft ebenso deutlich wie ich. Zu einem Tango gehören, wie man so schön sagt, jedoch immer zwei, und beide sollten genau wissen, was sie möchten."
Daisy konnte fast nicht glauben, dass sie dieses erstaunliche Gespräch führte. Sie schluckte und sagte mühsam: "Nein, zwischen uns ist nichts. Ich arbeite für Sie, das ist alles."
"Jetzt sind Sie töricht." Er kam ihr so nahe, dass sein Schenkel ihren streifte.
Ein Stromstoß schien sie zu durchzucken, und sie blickte verwirrt zu Slade auf.
"Sehen Sie?" meinte er zufrieden.
Er ist wirklich der egoistischste, selbstgefälligste und arroganteste Mann, dem ich jemals begegnet bin, dachte Daisy empört, gab insgeheim aber zu, dass er Recht hatte. Laut würde sie es allerdings nie sagen. Nein, eher würde sie über glühende Kohlen gehen! Doch es stimmte. Vom ersten Augenblick an hatten sie sich zueinander hingezogen gefühlt. Nur was bedeutete das schon?
Auch Ronald und sie hatten sich stark zueinander hingezogen gefühlt, und zu welchen schweren Fehlentscheidungen das führen konnte, hatte sie ja am eigenen Leib erfahren.
"Sexuelle Anziehung bedeutet nichts", sagte Daisy unüberlegt.
"Dem stimme ich nicht zu", widersprach Slade ihr ausdruckslos. "Zugegeben, sie ist nur ein Element von vielen in der Beziehung zwischen Mann und Frau, aber wenn das fehlt, hat ein Paar keine Chance auf echtes Glück."
"Typisch Mann!" konterte sie, obwohl ihr klar war, dass er das Gespräch lediglich vom Persönlichen aufs Allgemeine bringen wollte.
"Für andere Männer kann ich nicht sprechen, aber ich weiß aus Erfahrung, dass ich Recht habe", sagte Slade so beiläufig, dass ihr die tiefere Bedeutung zuerst entging.
Als Daisy klar wurde, dass er offensichtlich von sich und seiner verstorbenen Frau Luisa sprach, sah sie ihn fassungslos an.
"Wie meinen Sie das genau?" fragte sie unwillkürlich.
Eigentlich wollte sie nicht zu viel über diesen faszinierenden Mann wissen, der sie immer mehr in seinen Bann zog, was ihr nicht behagte. Wenn sie Slade im Umgang mit seinem Sohn erlebte und feststellte, wie warmherzig und liebevoll er war -
oder wie freundlich er mit seinem Personal umging -, dann geriet sie aus dem inneren Gleichgewicht. Sie wollte keine Zuneigung für ihn empfinden. Es wurde von Tag zu wichtiger, dass sie es nicht tat.
"Das ist eine lange Geschichte." Slade wandte den Kopf. Nun sah sie nur noch sein markantes Profil. "Ich hatte einen jüngeren Bruder, Giuseppe. Nach dem Tod meines Vaters blieb er hier in Italien. Sein bester Freund war Luisas Zwillingsbruder Lorenzo.
Die beiden waren richtige Draufgänger und ermutigten sich gegenseitig zu tollkühnen Unternehmungen. Ob es am Leichtsinn lag, weiß ich nicht, jedenfalls verunglückten sie beim Bergsteigen tödlich, beide erst zwanzig Jahre alt. Es war ein vernichtender Schicksalsschlag für unsere Familien."
"Oh, Slade, das tut mir so Leid." Erschüttert blickte sie ihn an.
"Luisa, die noch sechs weitere Geschwister hatte, nahm Lorenzos Tod besonders schwer, wahrscheinlich weil sie Zwillinge waren. Ich hatte nur den einen Bruder, und auch ich war von seinem Tod zutiefst betroffen. Luisa und ich trösteten einander, und zuerst verbanden uns nur freundschaftliche Gefühle, aber sie empfand allmählich mehr für mich."
Daisy sah ihm an, wie schwer es ihm fiel, das zu erzählen.
"Als ich merkte, dass sie sich in mich verliebt hatte, versuchte ich, die enge Bindung zu lösen, ohne Luisa die Freundschaft zu kündigen, aber sie wurde depressiv und drohte damit, sich umzubringen. Ihr Vater war zu der Zeit schwer krank, mit ihrer Mutter hatte sie sich nie so gut verstanden, deshalb ..." Er schüttelte den Kopf. "Ich habe mich von den falschen Gefühlen leiten lassen, von
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