Wenn die Mandelblueten bluehen
und sagte rau: "Jetzt wollen wir etwas essen und dazu etwas Stärkeres trinken als Fruchtsaft. Der passt einfach nicht zu den Delikatessen, die Vittorio seinen Gästen serviert."
"Ach nein?" Sie versuchte, einen ebenso leichten Tonfall anzuschlage n wie er, aber es gelang ihr nicht.
"Nein, wirklich nicht." Nun lächelte Slade, küsste sie flüchtig auf den Mund und hakte sie unter. Gemeinsam schlenderten sie ins Haus zurück.
Ich bin dabei, mich in ihn zu verlieben, dachte Daisy erschauernd, und ihr Herz pochte wie wild. Ja, sie empfand mehr für ihn als rein körperliches Begehren, und das durfte nicht sein! Die Erfahrung mit Ronald hatte gezeigt, wozu es führen konnte. Seine Untreue war letztlich daran schuld gewesen, dass sie, Daisy, ihre Tochter verloren hatte. Und sie hatte nichts von seinem Doppelleben gemerkt, nicht einmal in den letzten Monaten vor der Scheidung, als sie spürte, dass mit der Ehe etwas nicht stimmte. Dass es für Ronald eine andere Frau als sie gab - viele andere Frauen -, hätte sie niemals gedacht. Er hatte sie belogen und betrogen. Und so etwas wollte sie nicht mehr durchmachen. O nein! Sie war jetzt frei und wollte es bleiben.
Slade reichte ihr ein Glas Champagner, und sie leerte es sofort.
"Sie waren aber durstig", bemerkte er amüsiert.
"Kann ich noch ein Glas haben?" bat sie beherrscht.
Er betrachtete sie forschend. "Ja, sicher. Aber erst, wenn Sie etwas gegessen und noch einmal mit mir getanzt haben."
"Ich ... ich bin nicht sehr hungrig."
"Dann muss ich Sie füttern." Das klang unnachgiebig. "Sie haben schon einiges getrunken, aber glauben Sie bloß nicht, Sie könnten die Party frühzeitig verlassen. Sie sind mit mir hier, und heute Nacht sind Sie meine Partnerin."
Entgeistert sah sie ihn an.
"Keine Panik, ich meinte das im weitesten Sinn des Wortes", erklärte er trocken. "Es sei denn, Sie möchten..." Er machte eine kurze Pause, dann lachte er. "Kommen Sie, Sie brauchen jetzt etwas zu essen, Mädchen, und keine Widerrede!"
Der Abend blieb so märchenhaft, wie er begonnen hatte.
Das Essen war delikat, der Champagner exzellent, die Gäste waren geistreich und gebildet, aber keineswegs eingebildet, trotz ihrer Diamanten und Designerroben. Das nahm Daisy allerdings nur am Rande wahr. Ihre Aufmerksamkeit war von Slade gefesselt, seinem Duft, seinen behutsamen Berührungen, seinen flüchtigen, freundschaftlichen Küssen.
Um drei Uhr morgens tanzten sie zu einer langsamen, einschmeichelnden Melodie. Daisy hatte das Gesicht an seine muskulöse Schulter geschmiegt und war völlig entspannt.
Wie wäre es, eine Affäre mit ihm zu haben? Beinah sachlich dachte sie darüber nach, während sie sich so eng an ihn schmiegte, dass sie seinen regelmäßigen Herzschlag spürte. Ein Mann wie er hatte bestimmt schon viele Beziehungen gehabt und viele Erfahrungen gesammelt. Er war ungebunden, ebenso wie sie. Wahrscheinlich sah er keinen Hinderungsgrund für eine unbeschwerte Romanze, die einige Wochen oder Monate dauerte. Sie wünschte, sie könnte ebenso empfinden, aber es gelang ihr nicht.
Ronald war ihr erster und einziger Liebhaber gewesen, und ihm hatte sie sich nur hingegeben, weil sie sich ihm auch seelisch verbunden gefühlt hatte. Nein, eine flüchtige Affäre war nichts für sie, war es nie gewesen und jetzt erst recht nicht -
nach dem schrecklichen Erlebnis mit Jenny.
Als sie ihre tote Tochter im Arm gehalten und betrachtet hatte, waren ihre Gefühle für Ronald endgültig erloschen, und sie hatte gewusst, dass sie sich nie mehr auf einen anderen Mann einlassen würde. Seitdem hatte sich nichts geändert. Oder doch?
"Einen Penny für Ihre Gedanken."
Das scherzhafte Angebot brachte Daisy abrupt in die Wirklichkeit zurück. Slade lächelte sie an, seine dunklen Augen blickten zärtlich.
Sehnsucht durchflutete Daisy, Sehnsucht nach dem
Unmöglichen, nach wahrer Liebe. Seit sie ihn getroffen hatte, war etwas mit ihr geschehen, aber sie musste ihre Gefühle unterdrücken, ein für alle Mal, bevor sie wieder verletzt wurde.
"Meine Gedanken sind keinen Penny wert", erwiderte sie scherzend.
"Nein?" Er neigte den Kopf und küsste sie fordernd. Doch schon bald löste er sich wieder von ihr und sagte rau: "Es ist spät. Wir fahren jetzt besser nach Hause." - In den folgenden fünf Minuten konzentrierte Daisy sich auf die Verabschiedung, darauf, zu lächeln und unverbindlich zu plaudern, aber als sie und Slade schließlich auf der Straße standen, bekam sie Angst -
vor ihren
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