Wenn Die Nacht Beginnt
Stovalls Porträt gemalt hat? Und das von Sally Touchstone?«
»Wahrscheinlich«, räumte ich ein.
»Oh, Georgie Ann!«, schwärmte Mutter. »Alle sind ganz wild auf ihn. Und er sieht sehr gut aus, so viel ich weiß.«
»Ich denke schon«, sagte ich. »Aber warum hat er mir Märchen erzählt, was die Hypothek betrifft?«
Als ich ihn darauf ansprach, erklärte er: »Mir war nicht ganz klar, dass Sie keine Arbeitsstelle haben. Und jetzt sehe ich, dass das Einkommen aus Ihren Investmentfonds eigentlich nicht reicht. Aber machen Sie sich keine Sorgen, Georgie Ann. Wir finden ein anderes Haus für Sie.«
Ich wollte kein anderes Haus. Ich wollte das Steinhaus, das hinter der hohen Hecke versteckt stand. Das Haus, in das Alexander mit mir hineingetanzt war. Das Haus mit dem Flur in der Mitte, dem großen, quadratischen Wohnzimmer zur Rechten, hinter dem ein Esszimmer lag, das Fenster mit Mittelpfosten hatte, und ich konnte meine Augen schließen und das Silberbesteck schwach glänzen sehen. Dahinter lag eine Küche, die grässlich viel Arbeit erfordern würde. Auf der anderen Seite des Flurs gab es eine Bibliothek, zwei winzige Schlafzimmer und ein Badezimmer. Man musste die steile Treppe hinaufklettern, um den besten Teil zu sehen. Das ganze obere Stockwerk umfasste das Elternschlafzimmer. Ich würde die Ausstattung des Badezimmers erneuern, würde die mickrigen Schränke herausreißen und ein Ankleidezimmer einrichten. Und obendrein gab es ein riesiges Oberlicht auf der Nordseite.
Die alte Dame war Malerin gewesen, erzählte Alexander. Ja, schnüffelte ich, es hing immer noch ein Hauch Terpentin in der Luft.
Ich wollte dieses Haus, oh, und wie ich es wollte! Es war für mich bestimmt. Ich konnte es in meinen Knochen spüren.
Nichtsdestotrotz gingen Alexander und ich auf Haussuche. Plötzlich war Georgie Ann, die Einsiedlerin, jeden Tag unterwegs. Alexander und ich sahen uns winzige Tudor-Holzhäuser an, Ranchhäuser aus Rotholz, ein Dutzend weiße Bungalows mit grünen Fensterläden. Wir beschritten Hunderte von durchhängenden Terrassen, inspizierten Reihen von traurigen kleinen Unterkünften. Ich wurde mit allen Winkeln und Ecken von Nashville vertraut, mit der Aufteilung in Zonen, mit dem Steigen und Fallen der Wohngegenden, mit Heizkesseln und Klimaanlagen und Kellern und Nutzungsrechten.
Aber es war alles nutzlos, denn ich war kein Kind, das man mit einem Lutscher mit Kirschgeschmack besänftigen konnte, wenn ich mir einen Schokoeisbecher einbildete.
Am Ende eines jeden Tages versank ich in meinem ganz persönlichen Sumpf der Verzweiflung.
Dann pflegte Alexander eine Augenbraue hochzuziehen. »Sollen wir?«
»O ja!«, flehte ich.
Und dann flogen wir durch die Straßen der Stadt der Musik und bogen schnell zwischen der hohen Hecke ab, wie Bankräuber auf der Flucht. Wir sprangen aus dem Auto, schwebten im Tangoschritt den Gehweg entlang, auf die vordere Veranda, durch die Tür und die Treppe hinauf, wo wir das große Schlafzimmer umkreisten, bevor wir uns zu meinem Porträt niederließen.
Welches Porträt?
Das Porträt natürlich, das Alexander von mir zu malen begonnen hatte.
Die Idee war ihm an jenem allerersten Tag gekommen, als wir beide uns durch diese prachtvolle Suite im oberen Stockwerk drehten.
»Ich liehe dieses nördliche Licht«, hatte er erklärt. »Und es steht Ihnen. Halten Sie mal still, ja, dort, nur einen Augenblick. Lassen Sie mich sehen. O ja, das passt ganz himmlisch, dieses Licht und Sie. Wenn ich das, was ich sehe, nur einfangen könnte – ich weiß, mein Leben wäre für immer verwandelt.«
Wer könnte da Nein sagen?
Also saß ich für ihn Modell unter diesem wunderbaren nördlichen Lichteinfall, zwei oder drei Nachmittage in der Woche. Er versteckte das Porträt in einem der dunklen Schränke im oberen Stockwerk. Keiner der anderen Immobilienmakler hat es je gefunden.
Und ich war sehr froh darüber.
Nicht, dass das Gemälde unanständig gewesen wäre. Es war Kunst. Aber die Sache war die, dass Alexander beschlossen hatte, mich oben ohne, oder fast oben ohne, zu malen. Der obere Teil meiner rechten Brust war von meinem langen blonden Haar verdeckt. Dann, um meine Mitte herum, war ein weißer Morgenmantel drapiert, der aussehen sollte, als ob er von meinen Schultern geglitten sei. Hinter mir, außerhalb des Fensters, waren die Apfelbäume, die Pflaumen, die Birnen. Diese Bäume blühten gerade, als Alexander das Porträt begann, und sie trugen Früchte, bevor er fertig
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