Wenn Die Nacht Beginnt
Tür vorbeispazieren, noch bevor ich den Rauch aus meinem Haar gewaschen hatte.
»Mr. James kommt nur gerade vorbei, um über unsere Papiere zu sprechen.«
»Mr. Jones hilft Jack mit seinem Testament.«
»Ich glaube, du hast Mr. Smythe noch nicht kennen gelernt, er ist aus New York gekommen, um das neue Einkaufszentrum zu gestalten.«
Es gab an keinem dieser Männer etwas Greifbares auszusetzen. Keine zweiköpfigen Monster, keine Buschmesser hinter ihrem Rücken versteckt, nicht einmal ein winziger Bauch.
Aber ich war einfach nicht interessiert. Ich würde nie mehr Interesse haben. »Schau, Mutter«, sagte ich, »ich will nur meine Feuerversicherung ausbezahlt bekommen und mich wieder irgendwo häuslich niederlassen.«
»Und dich wieder einsperren?«
»Ich sehe keinen Grund, warum nicht.«
An dem Punkt wälzte sich Mutter tatsächlich auf dem Fußboden. Es war eine Szene wie aus einem schlechten Roman. Sie kreischte, und überdies zerriss sie ihr Kleid – ein äußerst hübsches, mit einem violetten Zweigmuster verziertes Nachmittagskleid.
Ich war beeindruckt.
»Na gut, Mutter«, gab ich nach. »Ich werde gelegentlich ausgehen, wenn du mir versprichst, dass du nie wieder versuchst, mich zu verkuppeln.«
Mutter klatschte wie ein kleines Mädchen in die Hände. »Ich bin entzückt, Georgie Ann!«
»Bist du entzückt genug, um Jack von dem Versicherungsagenten abzulenken, damit ich mein Geld ausbezahlt bekomme und mich daranmachen kann, eine neue Wohnung zu finden?«
Sie war es, und sie tat es. Und – Wunder über Wunder – ich bekam nicht nur etwas von meiner eigenen Versicherung, sondern der Eigentümer des Gebäudes war ebenfalls versichert, und so bekam ich am Ende eine ganz hübsche, runde Summe.
He, dachte ich, ich könnte mir eine Wohnung kaufen. Mit meinen bescheidenen Mitteln könnte ich Eigenheimbesitzerin werden.
Mutter war von der Idee nicht begeistert, aber sie schlug mir vor, einen Immobilienmakler anzurufen, einen C. Burton Wylie. Ich war mir sicher, dass Mr. Wylie allein stehend war, oder zumindest bald wieder solo, deshalb rief ich Charlotte Dillon an.
Ich kannte sie noch aus Schulzeiten. »Charlotte, hier ist Georgie Ann Bailey«, begrüßte ich sie. »Ich suche ein kleines Haus, nichts Großartiges, in Stadtnähe. Ein bisschen abgelegen und ruhig.«
Charlotte hatte mich nicht vermisst. Sie fragte nicht: »Wo, zum Teufel, hast du die letzten fünf Jahre gesteckt?«, sondern sagte stattdessen: »Gib mir ein paar Tage Zeit.«
Und sie hielt Wort. »Komm um zehn in mein Büro«, sagte sie zwei Tage später. »Ich habe vier oder fünf Angebote, die dir gefallen könnten.«
Ich war aufgeregt wie ein junger Hund und machte mich schön, so wie ich es früher für Männer getan hatte.
Schließlich, sagte ich mir, war das ja wirklich so etwas wie ein erstes Rendezvous – zwischen mir und meinem neuen Zuhause.
Stellen Sie sich meine Bestürzung vor, als ich in Charlottes Büro kam und dort von einem Alexander Persoff begrüßt wurde: groß, mager, dunkel, schwarze Augen, aus denen Feuer blitzte, weinrote Lippen. Der Mann sah aus, als ob ihn eine dieser Liebesroman-Autorinnen geschaffen hätte. In jedem Fall war Alexander Persoff viel zu gut aussehend, um meine Hand zu nehmen und mir zu sagen, dass Charlotte heute Morgen die Treppe hinuntergefallen war, und mindestens eine Woche lang außer Gefecht sein würde.
»Aber es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen zu helfen«, versicherte er. Er hatte eine Tenorstimme – überraschend bei einem Mann seiner Größe, aber die Stimme war nicht gerade unangenehm.
»Nein«, sagte ich und trat den Rückzug an, indem ich einen schwarzen Schuh sauber hinter den anderen stellte. »Ich glaube nicht. Nein, nein.«
»Aber, Ms. Bailey, ich bin sicher …«
Ich wollte nicht hören, wessen er sicher war, denn ich war mir sicher, dass Mutter hier ihre Finger im Spiel gehabt hatte. Charlotte hatte genauso wenig einen Purzelbaum die Treppe hinuntergeschlagen, wie ihr zwei zusätzliche Zehen gewachsen waren. Nun, die konnten mich gern haben, und tschüss! Charlotte Dillon und Alexander Persoff waren nicht die einzigen beiden Makler in Nashville.
Fünf Minuten später musste ich an einer Ampel halten. Ich murmelte vor mich hin. Zugegeben, einige meiner Entscheidungen mochten anderen Leuten exzentrisch erscheinen – na und? Es geht sie absolut nichts an. In dem Augenblick hielt neben mir ein langes, schwarzes Auto, hinter dessen Lenkrad Alexander Persoff
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