Wenn Die Nacht Beginnt
Pistole sinken und legte sie sanft, fast liebevoll in ihren Schoss.
Wenn es nur die geringste Chance gab, dass man sie fand, musste sie am Leben bleiben, um Sandys Vater zu rehabilitieren und dem Mädchen das beruhigende Wissen zu schenken, dass nicht ihr Vater ihre Mutter umgebracht hatte. Es schien Amelia klar zu sein, dass Dan Hale die Beiden getötet hatte: Brenda wegen des Stipendiums, das ihm Zutritt zu einer vornehmeren Welt verschaffte, und Thomas, um ihn zum Schweigen zu bringen. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum Tom Rogers niemals die Wahrheit gesagt hatte, wenn es so war.
Amelia weinte und verfluchte ihr Gewissen.
Was helfe es, wenn sie am Leben bliebe, wenn sie doch vor Angst und Schrecken irre wäre zum Zeitpunkt ihres Auffindens – falls man sie überhaupt jemals finden würde. Sie begann wieder zu schreien. Bitte helft mir doch!
Ein Geräusch weckte sie auf.
Eine Ratte? Ein Geist?
Und wieder schrie Amelia.
Irgendjemand schrie zurück. Bald hörte sie einen dumpfen Schlag, und dann ging die Tür auf, und Brenda Rogers' kleiner Bruder stand in der Tür mit einer riesigen Taschenlampe in der Hand. Der Lichtstrahl erfasste ihr Gesicht, und Jim sagte: »Gott sei Dank!« Dann schweifte er zu dem Gesicht des Toten hinüber, und der kleine Bruder … der junge Schwager … der erwachsene Tierarzt … kam zu Amelia herüber, fiel auf seine Knie, ließ seinen Kopf in ihren Schoß sinken und weinte.
»Dan Hale brachte meine Schwester wegen des Stipendiums um.«
Amelia, Jim und Sandy saßen zusammengekauert auf Heuballen in einer Ecke der Scheune, während zwei junge schwarze Lamas ihre Füße und Knie beschnüffelten. Jim erklärte Amelia die Geschichte, während er einen Arm um seine blasse, traurige Nichte geschlungen hielt. »Dann bedrohte er Sandys Leben. Dan sagte Tom, dass er ein Geständnis ablegen müsse, und drohte, er würde Toms kleines Mädchen töten, wenn Tom das Verbrechen nicht auf seine Kappe nehmen würde. Und Tom war jung und hatte Angst und wusste nicht, was er sonst hätte tun sollen.«
»Wie haben Sie das alles herausgefunden?«
»Tom schrieb mir aus dem Gefängnis und bat mich, mich um Sandy zu kümmern. Er schrieb mir die Wahrheit und auch den Grund, warum er sie nicht enthüllen konnte, nicht einmal meinen Eltern gegenüber. Sie zogen Sandy auf, und als sie starben, bat ich sie, bei mir auf der Farm zu leben. Dan hätte sie immer noch jederzeit umbringen können, und er war inzwischen sehr mächtig.«
»Sie glaubten Thomas?«
»O ja, ich kannte sie beide sehr gut und wusste, wozu sie fähig waren. Ich hatte Dan Hale nicht gemocht oder gar getraut, und ich hatte Tom immer sehr gern gehabt.« Er lächelte gequält. »Kleine Brüder wissen so etwas. Was allen das Herz brach, war Brendas Tod und auch die Tatsache, dass wir nicht glauben konnten, dass Tom so etwas tun würde. Und doch behauptete er standhaft, er habe es getan. Wenn Sie wüssten, wie schlimm das für seine Eltern war …« Jim Kopecki schloss den Mund und schüttelte den Kopf. Nach einer Weile fuhr er fort: »Als er mir die Wahrheit sagte, wusste ich, dass es stimmte.«
»Sie haben all diese Zeitungsausschnitte aufgehoben …«
»Damit wir ihn nicht vergessen würden. Ich sagte Sandy die Wahrheit, als sie alt genug war, um sie für sich zu behalten. Ich wollte, dass sie ihren Vater lieben konnte.«
Amelia ergriff eine Hand des Mädchens.
Sandy flüsterte: »Ich freute mich so darauf, ihn zu sehen. Wir richteten hier ein Zimmer für ihn ein. Er hatte vorgehabt, sich in Spale zu verstecken, bis das Interesse der Öffentlichkeit erlahmt wäre, und dann wollten wir ihn heimlich auf die Farm bringen und ihn als Farmangestellten ausgeben, damit er bei uns sein konnte.«
»Es ist nicht sicher, ob es geklappt hätte«, gab Jim zu.
»Wegen Dan Hale?«, fragte Amelia, und er nickte. Sie sprach es nicht aus, aber es klang für sie, als ob Tom Rogers eine elende Existenz gehabt hätte, wenn er am Leben geblieben wäre, obwohl er zumindest die Liebe seiner Tochter und seines Schwagers gehabt hätte. Zu Jim sagte sie: »Kein Wunder, dass Sie mich hassten.«
»Nicht Sie, sondern Dan Hale.«
»Er benutzte mich als Köder.«
»Genau.«
»Wenn man mich jemals gefunden hätte, hätten sie vermutet, dass Tom Rogers mir im Tunnel eine Falle gestellt hatte, mich angegriffen hatte, ich ihn in Notwehr erschossen und dann mich selbst getötet hatte, als ich sah, dass ich nicht herauskommen würde.«
Bei dieser
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