Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Vorstellung sah Jim sie entsetzt an.
    »Amelia, hätten Sie …«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht, irgendwann. Sie nicht?«
    Er dachte einen Moment nach und seufzte dann. »Doch.«
    Später, unter vier Augen, erzählte sie Jim, wie sehr sie sich gewünscht hatte, Tierärztin zu werden. Sie sprach von ihren ausgezeichneten Noten und von dem frauenhassenden Professor, der ihr die Schuld für ein Stallfeuer gegeben hatte.
    »Drei Kälber starben. Der Professor hatte da drinnen geraucht, aber er behauptete, ich sei es gewesen, und was konnte ich gegen sein Wort schon ausrichten?«
    »Aber jetzt lieben Sie den Journalistenberuf.«
    »Ich hasse ihn!«
    Er lachte überrascht.
    Sie flüsterte: »Soll ich Ihnen ein Geheimnis anvertrauen? Ich bin eine miserable Reporterin. Ich verabscheue es, Menschen zu kränken!«
    Spontan nahm Jim sie in den Arm, und sie erwiderte ebenso impulsiv die Umarmung, und plötzlich verwandelte diese sich in einen Kuss, der nicht mehr aufzuhören schien.
    Viel später seufzte Amelia: »Ich frage mich, was ich jetzt beruflich machen soll.«
    »Hierbleiben, natürlich.«
    Sie starrte ihn an, atemlos.
    »Unterkunft und Verpflegung«, führte er aus und lächelte sie hoffnungsvoll an, »und ein kleines Gehalt, und alles Heu, das du tragen kannst. Willst du, Amelia?«
    Sie las zwischen den Zeilen, sah in seine Augen und sagte: »Ja.«
    »Ich auch«, sagte Dr. James Kopecki zu seiner neuen Stallkraft und künftigen Ehefrau.

ELEANOR TAYLOR BLAND Beginne den Tag in Ruhe
    Der Morgen brach an, als Katey McDivott den von Bäumen beschatteten Kiesweg entlang ging, der zu ihrem Häuschen führte. Sie ging, ohne sich auf ihren Stock zu stützen, und freute sich, dass sie ihn das erste Mal seit mehr als einer Woche nicht brauchte. Diese Spaziergänge im Morgengrauen halfen ihr, ihr rechtes Bein wieder zu kräftigen. Sobald es ihr wieder möglich wäre, längere Zeit regungslos zu sitzen, würde sie mit ihren Freunden zum Vögelbeobachten gehen. Im Augenblick allerdings müssten diese Spaziergänge und ihr Garten mit dem weißen Lattenzaun, den Vogelhäusern, die von Ästen der Bäume hingen, und den wilden Blumen, die Schmetterlinge anzogen, genügen.
    Katey ging hinter das Häuschen, wo sie über eine Gruppe von Büschen hinwegschauen und den Atlantik sehen konnte, der heute graublau war und weiße Schaumkrönchen trug. Der Duft der rosafarbenen und gelben Rosenbüsche, die die Veranda säumten, wehte ihr entgegen. Die Eichhörnchen versuchten bereits, die Vogelfutterhäuschen auf den Pfählen auszurauben, wurden aber von den Metallmanschetten daran gehindert, die ihren Weg blockierten. Zu dem erwachenden Trällern der Vögel würde sich bald das leise Summen der Bienen gesellen. Sie setzte sich auf die Stufen, die zur Veranda führten, da sie von dem Spaziergang durch die Wälder zum Strand und zurück erschöpft war. Ihr Fernglas wurde schwer, und sie nahm den Riemen vom Hals.
    Vielleicht hätte sie sich eher zur Ruhe setzen sollen, noch vor der Reihe kleiner Schlaganfälle, die sie schließlich zwangen, aufzuhören. Aber selbst dann hatte sie noch gezögert. Mehrsprachige Lehrkräfte und Mitarbeiter konnten nicht so leicht ersetzt werden. Ihre Schule hatte noch keine Nachfolgerin für sie gefunden, und ihr Bedürfnis, dort zu arbeiten, war auch noch nicht geschwunden. Die Kinder würden ihr immer fehlen.
    Plötzlich gab es ein scharrendes Geräusch, als ein Eichhörnchen einen Baum herunterhuschte und mit zuckendem Schwanz in ein, zwei Metern Entfernung innehielt. Sie hatte die Tiere den Winter hindurch gefüttert und würde es weiterhin tun, wenn das Wetter schlecht und die Futterquellen rar wären. Als das Tier sah, dass sie sich nicht auf die Fliegentür zubewegte, zuckte es noch zweimal mit seinem Schwanz und sprang davon. Ihm entging nur die Erdnussbutter, das war alles.
    Als Katey aufstand, um hineinzugehen, war ihr Bein von dieser kurzen Ruhepause steif geworden, und sie brauchte den Stock. Der Kaffee, den sie zuvor aufgebrüht hatte, war immer noch heiß, allerdings schmeckte er ihr nicht mehr so gut, nachdem er über eine Stunde alt war. Im unteren Teil des Küchenschranks suchte sie nach ihrer Medizin, erinnerte sich dran, dass sie tags zuvor Nachschub bekommen hatte, und nahm beide Tablettenröhrchen aus ihrer Handtasche. Dann setzte sie sich ans Fenster und freute sich an dem Glanz der Flügel- und Schwanzfedern und dem Zwitschern und Schwatzen, als die Vögel anfingen, zum Frühstück

Weitere Kostenlose Bücher