Wenn Die Nacht Beginnt
was für eine Art von Tragödie Sie ihren Mitmenschen wünschen.«
»Hm. Die wirkliche Tragödie ist, dass es eine großartige Frau in unserem Kurs gibt. Sie heißt Christa. Er und sie …«
Mrs. Risk hob eine Hand. »Bitte. Genug.«
Rachel seufzte tief. »Jetzt muss ich ohnehin meinen eigenen Laden aufmachen. Bis später. Mel Arvin hat versprochen, mir heute noch mehr Informationen über Gold-Termingeschäfte zu geben. Sehen Sie, ich tue etwas Schlaues.«
»Sie haben sicher Recht, meine Liebe«, sagte Mrs. Risk und wirkte beunruhigt. »Ist Ihr Töpferkurs nicht heute Abend?«
»Um sieben. Warum?«
Ohne zu antworten, glitt Mrs. Risk wie ein dunkler Schatten im Sonnenlicht die Strandpromenade hinunter.
An diesem Abend um sieben Uhr kam Mrs. Risk in Randys Töpferstudio und wurde erfreut begrüßt: »Nehmen Sie sich etwas Ton!« Mrs. Risk verzichtete auf die Ehre, aber sie setzte sich auf einen Hocker und sah zu. Der große Raum war voller geschäftiger Männer und Frauen, die wirbelnde Töpferscheiben zwischen ihren gegrätschten Beinen hatten, mit den Händen in feuchtem Ton gruben, sich gegenseitig mit schlammigem Wasser bespritzten, eifrig Glasurproben studierten und vor allem anderen … lachten. Randy, eine große, begabte Frau mit einem ansteckenden Lachen, sprang von Schüler zu Schüler. Leiser klassischer Jazz erfüllte den Raum, und der Duft von Glasur, Ton und frischem Kaffee lag in der Luft.
Mrs. Risk staunte über Harry. Dieser charmante Mann, den sie beobachtete, wie er lebhaft mit jedem im Raum sprach, war Welten entfernt von der blassen, verzweifelten Gestalt, die sie heute Morgen gesehen hatte.
Schnell hatte sie Christa entdeckt. Harry war ein kleiner Mann von zarter Statur, aber Christa war sogar noch kleiner. Sie hatte eine Elfenbeinhaut, feine, aschblonde Locken und braun-grüne Augen, ihre Figur war sanft gerundet und anziehend wie ein Kätzchen, das fraulich geworden war. Wenn sie mit Harry sprach, schien im selben Moment seine Zuversicht zu wachsen. Und wie Geigerzähler, wenn sie sich Uran nähern, verriet die Haut des einen die Nähe des anderen, indem sie immer rosiger wurde, während die Farbe nachließ, wenn einer der beiden sich entfernte.
Als alle außer Randy, Rachel und Mrs. Risk gegangen waren, lachte Randy. »Ist es nicht süß? Und alle lieben die beiden so sehr, dass sie sie nicht einmal necken, was erstaunlich ist, denn es ist ein ziemlich offenherziger Haufen.«
»Was wissen Sie über Christa?«, fragte Mrs. Risk.
Randy antwortete: »Ach, sie arbeitet in einer Arztpraxis im nächsten Dorf. Sie hat zwei kleine Mädchen, vier und sechs Jahre alt. Ihr Mann lief davon, als sie mit dem zweiten in den Wehen lag. Bob half ihr bei der Scheidung. Sie sagte einmal zu mir, sie sei jung und töricht gewesen, als sie heiratete. Aber jetzt sei sie alt und klug und zu hart, um auf jemand anderen reinzufallen.« Randy lachte vergnügt. »So hart wie ein Schmetterlingsflügel.«
»Und so schön«, fügte Mrs. Risk lächelnd hinzu. »Übrigens, was macht Harry gerade? Für einen Anfänger scheint er sich recht geschickt anzustellen.«
»Er ist gut«, pflichtete Randy bei.
»Harry macht Blumentöpfe«, sagte Rachel. »Harry hat einen ungeheuren grünen Daumen. Er hat diese hässliche Wohnung mit Pflanzen gefüllt, dass Sie es nicht glauben würden. Er ist wirklich kreativ.«
»Machen Sie nicht auch Blumentöpfe, meine Liebe?«, fragte Mrs. Risk und blickte von dem missratenen Klumpen auf Rachels Scheibe zu der feinen Symmetrie von Harrys Stück.
»Ja, ich dachte, ich könnte sie in meinem Laden verkaufen – wenn ich gut genug werde. Es ist schwieriger, als es aussieht.«
»Das sehe ich.«
Rachel schniefte. »Wollen Sie es versuchen?«
Mrs. Risk hob eine Augenbraue. »Danke, meine Liebe, aber dann könnte es sein, dass ich Unterricht bekommen möchte, und Randys Warteliste ist schon lang genug.«
»Hm. Stimmt.«
Mrs. Risk schwebte zur Tür. »Ist Bob jetzt zu Hause, Randy? Wenn es Ihnen nichts ausmacht, schaue ich kurz bei ihm rein. Ich habe ein ziemlich eigenartiges, juristisches Problem. Sie sehe ich morgen Früh, wie immer, meine Liebe«, sagte sie zu Rachel.
»Ich Glückliche«, meinte Rachel.
Am nächsten Morgen nach dem Tee lief eine neugierige Rachel hinter Mrs. Risk her zum Münzenladen. Sie fanden Harry, der über Stapeln von Papier arbeitete, so blass und deprimiert wie am Tag zuvor. Mrs. Risk vermutete, dass er die verzwickte Inventarliste begonnen hatte, die
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