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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
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wurden Harrys Augen plötzlich größer. Er hörte jetzt bewusst zu, mit unsicherem Gesichtsausdruck. Mrs. Risk schwieg weiterhin.
    »Was meinen Sie, was nicht drinsteht?«
    »Was nicht drinsteht. Sie könnten aus Anstand und Respekt für einen wirklich sympathischen Mann zu diesem Angestellten gehen und zu ihm sagen, Junge, Sie sind nicht im Testament erwähnt. Ich meine, ich könnte das Gleiche zu jedem einzelnen Menschen im Umkreis von einigen Meilen sagen, ohne damit zu verraten, dass das unehrliche Miststück jeden Pfennig, der ihr gehört, diesem widerlichen, verschrumpelten Neffen von ihr hinterlassen hat. Stimmt's?«
    Harrys Weinglas zerbrach in seiner Hand. Anscheinend ohne die helle Flüssigkeit zu bemerken, die sich wie Blut über den weißen Tisch ergoss, stand er auf. Sein Plastikstuhl fiel um, und ein paar Leute schauten erschrocken auf.
    Der alte Mann sah Bob nachdenklich an. »Weißt du, ich werde darüber nachdenken. Wirklich. Das könnte es wert sein, dem armen Kerl Gewissheit zu verschaffen. Ich ziehe es in Betracht.«
    Harry eilte mit steifen Beinen vom Pier. Er verabschiedete sich nicht von Mrs. Risk, und in seiner taumelnden Flucht schien er nichts um sich herum wahrzunehmen. In seinen Augen brannte ein nach innen gewandtes Licht.
    Mrs. Risk seufzte. Bob wandte sich mit besorgtem Blick zu ihr, und Mrs. Risk tätschelte seinen Handrücken. »Ich danke dir, mein Lieber. Ich weiß, es war schwierig.«
    Bob schaute seinen Kollegen an, dessen Nase in seinem fünften Glas Wein steckte, und zuckte die Schultern. »Leon wird sich morgen an nichts erinnern.« Er warf seine Serviette auf den Tisch. »Ich fahre ihn besser nach Hause.«
    Mrs. Risk nickte. Sie blieb noch sitzen und beobachtete, wie die Sonne langsam versank, bevor sie ebenfalls nach Hause ging.
    Die nächsten Wochen hindurch beobachtete Mrs. Risk Harry. Zu ihrem Erstaunen kündigte er seine Stelle nicht.
    Nichts schien sich geändert zu haben, außer dass er plötzlich begann, zwei Mal die Woche bei Randy aufzutauchen anstatt nur einmal.
    Eines Morgens rief Rachel Mrs. Risk an. »Sie werden es nicht glauben! Onkel Harry hat Christa gestern Abend bei Randy einen Heiratsantrag gemacht! Sie hätten Christas Gesicht sehen sollen! Was ist in diesem letzten Monat nur mit ihm geschehen? Wenn Tante Marguerite das erfährt, wird sie platzen!«
    »Was Ihnen offensichtlich das Herz brechen würde«, sagte Mrs. Risk trocken. Aber als sie auflegte, war ihr Gesichtsausdruck hart.
    Dann kam das Feuer.
    Mrs. Risk sah mit den anderen zu, als die Freiwillige Feuerwehr durch den durchweichten, immer noch zischenden und geschwärzten Ort des Geschehens stapfte. Onkel Harry hatte man in Sicherheit gebracht und über die Straße geholfen, wo er an einem Sauerstoffgerät atmete, von besorgten Freunden umringt.
    Marguerite hatte, nach einem Wutanfall über den Schaden an ihrem Eigentum, theatralisch eine ihrer Brüste mit beiden Händen umfasst. Sie wankte wie betrunken umher und kam stolpernd den fieberhaft arbeitenden Feuerwehrmännern in die Quere. Die Sanitäter zählten höflich ihren Puls und schafften sie dann aus dem Weg. Rachel sagte mit finsterem Gesicht: »Seit Onkel Harry hier lebt, hat es kein Feuer mehr gegeben. Das muss … zehn Jahre zurückliegen?«
    Marguerite, beleidigt darüber, dass ihre Pein nicht gewürdigt worden war, begann, Drohungen gegen den ›Idioten, der das zugelassen hat‹ auszustoßen, womit sie Harry meinte. Das brachte ihr die Aufmerksamkeit ein, die sie suchte, aber nicht ganz das Mitgefühl, das sie sich wünschte. Ihre Zuhörer, von denen die meisten Harrys Freunde waren, schauten sie finster und drohend an.
    Der Feuerwehrhauptmann fragte Harry, wie seiner Meinung nach das Feuer entstanden war.
    »Es könnte sein, dass jemand eine glimmende Zigarette in den Papierkorb geworfen hat, ohne dass ich es merkte, denke ich. Schließlich bestehen Briefmarken aus trockenem Papier, und in einem alten Gebäude würde es nicht lange dauern …«
    »In dieser düsteren Bude sprang das Feuer wahrscheinlich über, bevor du den Rauch sehen konntest«, beruhigte ihn Jesús, der einen Reparaturladen für Schuhe und Leder in der Nähe hatte und geradezu leidenschaftlich gewissenhaft mit brennbaren Materialien umging.
    »Und wenn dieselbe Person in deinem Laden geraucht hat, dann hast du vielleicht zuerst gedacht, es waren noch Reste von Zigarettenrauch, die du gerochen hast«, fügte Rachel hinzu.
    Der Feuerwehrhauptmann fragte: »Aber wer

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