Wenn die Nacht dich kuesst...
er vom Schlaf noch halb benommen und vollständig erregt ist.«
Die Röte in Carolines Wangen vertiefte sich, aber Kane sah es nicht. Zum ersten Mal, seit sie sich kennen gelernt hatten, konnte er ihr nicht in die Augen schauen.
Da in ihr der Verdacht wuchs, dass er nicht nur sie belog, sondern auch sich selbst, erwiderte sie: »Ich bin nicht in dein Bett gehüpft. Ich wurde hineingezerrt.«
»Und was hätte ich tun sollen? Es geschieht nicht jede Nacht, dass eine Frau in mein Schlafzimmer schleicht, bereit, mich im Schlaf zu ermorden.« Er schüttelte den Kopf und fuhr sich mit einer Hand durch das zerzauste Haar. »Was, in Gottes Namen, hast du dir gedacht? Wenn einer der Diener dich hier hätte hereinkommen sehen, wäre dein Ruf ruiniert.«
»Ich habe dafür gesorgt, dass mich niemand gesehen hat«, sagte sie ihm.
»Dann bist du noch närrischer, als ich dachte.« Seine Stimme senkte sich bedrohlich, als er mit der unerbittlichen Anmut einer Dschungelraubkatze auf sie zukam.
Caroline stand auf, um sich ihm zu stellen. Auch wenn ihr Haar größtenteils aus den Nadeln gerutscht war, reckte sie ihr Kinn. Seinem spöttischen Blick folgend, sah sie, dass sie noch den Pflock in der Hand hielt, und steckte ihn zurück in ihre Rocktasche. »Ich bin heute nicht hergekommen, um dich umzubringen. Ich bin gekommen, um ein für alle Mal die Wahrheit zu entdecken. Und ich gehe nirgendwohin, ehe ich sie nicht erfahre.« Sie holte tief Luft, entschlossen, ihre Stimme nicht umkippen zu lassen, wenn sie die Worte endlich laut aussprach. »Bist du ein Vampir oder nicht?«
Sie überraschte ihn so sehr, dass er einen Schritt vor ihr stehen blieb. Er hielt seinen Kopf schief und musterte sie. »Du erstaunst mich immer wieder. Bei unserem ersten Treffen hätte ich schwören können, du seiest zu praktisch veranlagt, um an solche Wesen zu glauben.«
Sie zuckte die Schultern. »Niemand leugnet die Existenz von Vlad Dracula oder Elizabeth Bathory, der berüchtigten Gräfin von Transsylvanien, die die Jungfern aus dem Dorf an den Füßen aufhängen und ihnen die Kehlen aufschlitzen ließ, damit sie ihr Blut trinken und sich so ewige Jugend bewahren konnte.«
Der seidige Unterton in seiner Stimme verstärkte sich. »Ich kann dir versichern, Miss Cabot, ich habe wesentlich angenehmere Verwendung für Jungfrauen.«
Obwohl ihre helle Haut sie mit einem weiteren Erröten verriet, beschloss sie, die spöttische Bemerkung einfach zu übergehen. »Du kannst doch nicht leugnen, dass du die Instinkte eines geborenen Kriegers hast. Ich lag flach auf dem Rücken, deine Hand um meine Kehle, ehe ich auch nur Luft holen konnte, um zu schreien.«
Er hob eine Augenbraue und entgegnete: »Wenn ich mich recht erinnere, hast du dich auch nicht wirklich gewehrt.« Er strich ihr eine entflohene Haarsträhne hinters Ohr. »Man hätte fast glauben können, ein Entkommen wäre das Letzte, was du im Sinn hattest.«
Die kleinste Berührung seiner Finger auf der empfindsamen Haut unter ihrem Ohr löste in ihr ein fast übermächtiges Verlangen nach ihm aus.
Er zog seine Hand zurück, als wäre auch er von dem Kontakt erschüttert. »Du hältst mich also für einen geborenen Krieger?«
»Ich weiß nicht, was du bist«, gestand sie, und ihre Stimme begann zu beben. »Ich weiß nur, dass vom ersten Augenblick an, als ich dich gesehen habe, ich an nichts anderes — und niemand anderen — mehr denken konnte. Ich weiß, dass ich jedes Mal, wenn du ein Zimmer betrittst, das Gefühl habe, als sei mein Korsett zu eng und ich könne nicht atmen. Ich weiß, dass ich unmöglich so schamlose Gedanken und Träume von einem Mann haben könnte, der praktisch mit meiner Schwester verlobt ist, wenn er mich nicht mit irgendeinem bösen Zauberbann belegt hätte!«
»Bei unserem ersten Zusammentreffen hast du doch behauptet, nur Menschen mit schwachem Geist liefen Gefahr, sich meinem Willen zu beugen.«
Ein verzweifeltes Lachen entfuhr ihr. »Dann ist mein Geist schwächer, als ich glaubte.«
»Wenn das wahr wäre, was würde dann geschehen, wenn ich dir jetzt befehlen würde, in meine Arme zu kommen?« Er stellte sich so dicht vor sie, dass sie die Hitze spüren konnte, die sein Körper ausstrahlte, und den erregend männlichen Duft seiner Haut. Aber er berührte sie nicht. »Wärest du in der Lage, dich mir zu widersetzen, wenn ich von dir verlangte, deine Hände auf meine Brust zu legen? Mich zu küssen?« Seine Stimme senkte sich zu einem heiseren Flüstern. »Mich
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