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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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zu lieben?«
    Caroline wollte sich abwenden, aber Kane fasste sie bei den Schultern und zwang sie, seinen sengenden Blick zu erwidern. »Was, wenn du Recht hast, Caroline? Was, wenn ich dich mit einem Zauber belegt habe? Was, wenn es die unentrinnbarste Verzauberung von allen ist? Was, wenn du in mich verliebt bist?«
    In stummer Ablehnung schüttelte sie den Kopf, entsetzt, dass er ihr dunkles Geheimnis erraten hatte. Nicht alles Weihwasser der Welt konnte diesen Makel von ihr waschen. Es gab keine Kur, keine Medizin, keinen Zauber, den man brechen konnte. Sie konnte sich genauso gut einen Pflock durch ihr eigenes verräterisches Herz treiben. »Sie beleidigen mich, Mylord. So etwas würde ich Vivienne nie antun. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte Frauen.«
    Der Griff um ihre Schultern wurde sanfter, bis er fast einer Liebkosung glich, »Denkst du nicht, ich wüsste, was für eine Sorte Frau du bist? Du gehörst zu den Frauen, die jeden ihrer eigenen Träume aufgeben würden, damit ein Traum für ihre Schwestern wahr werden kann. Aber vielleicht ist dein Herz nicht so skrupellos und aufopferungswillig wie der Rest von dir. Vielleicht beharrt es selbstsüchtig auf seinem Recht, auch wenn du das nicht tust.«
    Sie schaute zu ihm empor, rang mit den Tränen. »Dann nehme ich an, verdient es, gebrochen zu werden, nicht wahr?«
    »Nicht von einem Mann wie mir«, entgegnete Kane und ließ sie los.
    Mit grimmiger Miene nahm er einen gewaltigen Umhang von der Lehne eines Stuhles in der Nähe und legte ihn ihr um die Schultern.
    »Wohin bringst du mich?«, verlangte sie zu wissen, als er sie am Unterarm packte und sie zu den französischen Türen drängte.
    »Ich bringe dich zurück zu deinem Schlafzimmer. Es sei denn, du möchtest lieber, dass ich nach einem Diener läute, um dich zu begleiten.«
    Ohne auf ihre Antwort zu warten, riss er die französischen Türen auf und zog sie mit sich in die Nacht. Der Wind hatte weiter zugenommen und jagte gespenstische Wolkenfetzen über die silberne Sichel des aufgehenden Mondes.
    »Du sollst nicht glauben, dass ich mich so einfach abwimmeln lasse«, erklärte Caroline, während er mit ihr die Stufen hinabhastete und zum Steg eilte. Sich der schwindelerregenden Höhe überdeutlich bewusst, die sie überquerten, stolperte sie neben ihm. Sie war allein schon von der Anstrengung außer Atem, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. »Wenn du kein Vampir bist, dann will ich wissen, warum du den ganzen Tag lang schläfst und dich weigerst, dich im Sonnenlicht zu zeigen. Ich will wissen, warum deine Vorfahren alle exakt wie du aussehen. Ich will wissen, warum du bereitwillig zulässt, dass die Gesellschaft — und ich — das Schlimmste von dir annehmen, statt dass du dich gegen die Anschuldigungen verteidigst. Und ich will wissen, warum es eigentlich in dieser verflixten Burg keinen einzigen Spiegel gibt!«
    Kane unterdrückte einen wüsten Fluch und wirbelte sie herum, sodass sie ihn anschauen musste. Er ragte über ihr auf, seine breiten Schultern umrahmt von den gejagten Wolken, die Zähne hatte er zusammengebissen. Das Mondlicht vergoldete seine Gesichtszüge, und er sah noch schlanker und noch gefährlicher aus.
    Ehe sie widersprechen konnte, hatte er seine Hand in ihre Rocktasche gesteckt und holte den Pflock heraus. Seinen anderen Arm schlang er um ihre Taille, damit sie nicht weglaufen konnte, drückte ihr den Pflock in die Hand und zwang sie, ihre Finger darum zu schließen. Obwohl sie sich wehrte, fiel es ihm nicht schwer, die primitive Waffe umzudrehen und die Spitze auf seine Brust zu richten.
    »Wenn du allen Ernstes glaubst, ich sei eine Art Ungeheuer«, keuchte er mit wildem Blick, »dann mach nur und stoße zu. Mein Herz hat von dem Moment an nicht mehr mir gehört, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Komm, bring es zu Ende.«
    Caroline sah ihn verwundert an, völlig verdutzt von seinem Geständnis. In diesem Augenblick war es ihr egal, ob er ein Mann oder ein Ungeheuer war. Sie wollte nur, dass er ihr gehörte. Nicht länger fähig, das hilflose Sehnen in ihren Augen zu verbergen, streckte sie die Hand aus und streichelte sanft seine verspannte Wange. Sein Griff lockerte sich langsam, so wie ihrer auch, und der Pflock fiel klappernd auf die Steine.
    Sich ergebend stöhnte er und zog sie an sich, nahm ihren Mund in einem Kuss, der so dunkel und süß war wie der Tod selbst. Obwohl ihr die Haare ins Gesicht gepeitscht wurden und der Umhang wild im Wind flatterte,

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