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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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wir so tun, als seien wir wieder in Vauxhall, oder?«, erkundigte sich Adrian flüsternd, und seine Stimme klang gepresst. Mit seinem Daumen malte er kleine Kreise auf ihre Handinnenfläche, und seine Lippen waren so dicht an ihrer Ohrmuschel, dass sie ein sehnsuchtsvoller Schauer durchlief. »Ich habe nicht vergessen, was für eine überzeugende Schauspielerin du sein kannst. Ich erinnere mich immer noch an die Laute, die du gemacht hast, die leisen kleinen Seufzer, an den Geschmack deiner Lippen, und wie du dich an mich geklammert hast, als wolltest du mich nie wieder loslassen.«
    Die anderen Tänzer begannen einen weiten Bogen um sie zu machen. Manche hatten ganz aufgehört zu tanzen und reckten ihre Hälse, um unverhohlen das schamlose Schauspiel zu verfolgen, das Caroline und Adrian ihnen boten. Adrians Gäste waren in der Erwartung nach Trevelyan Castle gekommen, dass ihnen etwas Spektakuläres geboten würde. Allerdings hatten sie nicht auf etwas derart Aufregendes zu hoffen gewagt.
    »Deine Gäste ...«, gelang es ihr schließlich hervorzustoßen, »... sie beobachten uns.«
    »War es das nicht, was du erreichen wolltest? Bist du nicht heute Nacht hergekommen, damit Duvalier dich sieht? Damit du ihn mit deiner Schönheit in die Falle locken kannst? Damit du seine unselige Lust erregen und ihn mit seinem Verlangen nach dir halb in den Wahnsinn treiben kannst?«
    Als Adrians samtige Lippen über ihren Hals strichen, wusste sie, dass er nicht länger von Duvalier sprach. In Wahrheit konnte kein Vampir, wie hinterhältig er auch war, ihr so gefährlich werden wie dieser Mann. Duvalier konnte nur dafür sorgen, dass ihr Herz zu schlagen aufhörte; Adrian dagegen besaß die Macht, es in tausend Stücke zu brechen, sodass sie den Rest ihres Lebens mit den Scherben in ihrer Brust herumlaufen musste.
    Sie klammerte sich an seine Schultern, um zu verhindern, dass sie allen Halt verlor und gegen ihn sank, und sagte: »Ich bin heute Nacht hergekommen, um Julian zu helfen. Um dir zu helfen.«
    Adrian hob den Kopf und schaute sie an; in seinen Augen rangen Verlangen und Wut miteinander. »Und wie genau hattest du vor, das zu bewerkstelligen? Indem du kleine Närrin dich umbringen lässt? Du trägst Eloisas Kleid. Willst du, dass dich dasselbe Schicksal wie sie ereilt?«
    »Selbstverständlich nicht! Ich wusste, dass du mich beschützen wirst. Du hast geschworen, du seiest stark genug, Vivienne zu schützen, oder etwa nicht? Wie kannst du versprechen, meine Schwester zu beschützen, dir aber gleichzeitig nicht zutrauen, meine Sicherheit zu gewährleisten?«
    Die Musik schwoll zum Crescendo an. Obwohl Adrian sie weiterhin an seinen muskulösen Körper drückte, gab er sich keine Mühe mehr, den Anschein aufrechtzuerhalten, dass sie tanzten. »Weil ich bei ihr nicht jedes Mal den Verstand verliere, wenn sie ein Zimmer betritt. Ich werfe mich nicht jede Nacht von einer Seite auf die andere, weil ich davon träume, sie zu lieben. Sie treibt mich nicht in den Wahnsinn mit endlosen Fragen oder weil sie ihre Nase andauernd in Angelegenheiten steckt, die sie nichts angehen, und sie plagt mich auch nicht mit immer neuen, verrückten Ideen.« Seine Stimme wurde deutlich lauter. »Ich kann mir zutrauen, deine Schwester zu beschützen, weil ich sie nicht liebe!«
    Seine Worte hallten von der Decke wider, warnten sie zu spät, dass der Walzer und die Musik aufgehört hatten. Caroline schaute sich verlegen zu den anderen Tänzern um, darauf gefasst, dass aller Augen auf ihnen ruhten. Aber seltsamerweise schien die Aufmerksamkeit der Gäste etwas anderem zu gelten.
    Während das schockierte Gemurmel zu einem Dröhnen anwuchs, folgte Caroline der Richtung ihrer Blicke zur Tür. Das Herz sank ihr bis in die Spitzen ihrer Tanzschuhe, als sie die schlanke Gestalt in den Armen des Mannes erkannte, dessen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffene Augen ihr eine gerechte Strafe und Vergeltung verhießen.
    Flüchtig sah sie die verwirrte, leicht verletzte Miene ihrer Schwester, ehe Konstabler Larkin ihr Gesicht an seiner Schulter barg, um ihr den weiteren Anblick des abgeschmackten Spektakels zu ersparen, das sie und Adrian eben gezeigt hatten.

19
    Das Schweigen in der Bibliothek der Burg war schlimmer als alle Geräusche, die Caroline je vernommen hatte. Sie schritt vor der Tür auf und ab und wrang ein Taschentuch in ihren tauben Händen. Als Adrian eine bleiche Vivienne in den Raum geleitet hatte, hatte Caroline damit gerechnet,

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