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Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Titel: Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Beer
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Und irgendwann würde es für eine Rückkehr zu spät sein.
    Entschlossen griff sie nach Jaris Hand und drückte sie fest. »Dann sag mir nur, wie ich es machen soll.« Auch ihre Stimme klang viel weniger fest, als ihr lieb gewesen wäre. Aber sie meinte es ernst. Und Jari begriff das offensichtlich, denn er erwiderte den Druck ihrer Finger und lächelte sogar ein wenig.
    »Tora kann dir das besser erklären. Nicht wahr?«
    Tora musterte Nele aus schmalen Augen. Ihre Ohren bewegten sich unruhig hin und her. »Eigentlich ist es verboten, Klarträumern zu verraten, wie sie ins Reich der Katzen kommen«, sagte sie. Es klang sehr widerstrebend. »Es spricht für den Risikofaktor der Situation, dass Fae bei dir eine Ausnahme macht. Schließlich sollt ihr euch im Normalfall nicht bei uns herumtreiben.«
    Nele nickte schnell. Sie begriff, was Tora ihr damit sagen wollte. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass die Aufregung auf ihrer Haut kribbelte. Würde sie dann jetzt erfahren, wie sie es geschafft hatte, versehentlich in Seths Revier zu stolpern? Das war ihr bisher nur einmal gelungen, und bis heute wusste sie nicht, wie.
    »Ich werde es nach heute nie wieder nutzen. Versprochen.«
    Tora schloss kurz die Augen, wie um ihre Zustimmung auszudrücken. »Auch die Reviere von uns Wächtern sind Traumkammern an der Grenze zur Unendlichkeit, ganz ähnlich denen, zu denen ihr Menschen Zugang habt«, erklärte sie dann. »Nur, dass sie größer sind und gewissermaßen wie ein Deckel auf den Traumkammern der Menschen liegen, die sich im Revier der jeweiligen Katze befinden. Und selbstverständlich ist es für euch Menschen eigentlich unmöglich, dorthin zu gelangen, genau wie ihr normalerweise nicht die Träume eines anderen Menschen betreten könnt. Aber bei Klarträumern wie dir, Nele, liegt die Sache etwas anders. Du kannst es.« Sie musterte Nele scharf aus ihren mandelförmigen Augen. »Ein Katzenrevier ist ein Traum in einem Traum, der nicht bewusst zu erreichen ist. Wenn ein Klarträumer einen Traum bereits begonnen hat, dann aber ein Traumfenster öffnet und sich ins Ungewisse fallen lässt– dann gelangt er ins Revier der Katze, die für diesen Bereich verantwortlich ist.«
    Nele sah sie erstaunt an. Es fiel ihr schwer, sich wirklich vorzustellen, was Tora da erzählte, aber der letzte Teil zumindest klang ganz einfach. Oder vielleicht… auch gar nicht so einfach. Ein Traumfenster öffnen, ohne zu wissen, wohin es führte? Ging das überhaupt? Und hatte sie das getan, als sie Seth begegnet war? Sie versuchte, sich zu erinnern. Ja… vermutlich war es tatsächlich so gewesen. Es war die erste Nacht im neuen Haus, und sie war drauf und dran gewesen, an ihren Strand zu gehen, um am Ufer entlangzuwandern. Dann aber war ihr eingefallen, was Lilly gesagt hatte: dass es eine große Bedeutung hatte, was man in der ersten Nacht in einem neuen Zuhause träumte. Sie hatte den Strand schon fast sehen können, als ihr der Gedanke kam– und dann entschieden, sich einfach überraschen zu lassen.
    Ja. Das war es. So funktionierte das also! Aber…
    »Aber woher weiß ich, dass ich nicht im falschen Revier lande?«, wandte sie vorsichtig ein.
    Tora hob eine Braue. »Mach dir darüber keine Sorgen, Mädchen«, sagte sie. »Die Gebieterin über die Unendlichkeit ist niemand anderes als Fae. Vertrau mir, es wird funktionieren. Öffne eine Tür ins Ungewisse. Dann wirst du sie sehen.«
    »Ach… so einfach?« Nele wechselte einen unsicheren Blick mit Jari. Aber der schien sich noch viel weniger unter all dem vorstellen zu können als sie.
    »Denk nicht so lange darüber nach.« Tora klang nun wieder ein wenig gereizt. »Tu es einfach. Ich habe es bereits mehrmals gesagt: Uns rennt die Zeit davon.«
    Wie um ihre Worte zu unterstreichen, rollte in diesem Augenblick draußen ein Donner über die Ebene. Blitze flammten grell auf und tauchten den Raum in fahles Licht. Und als Nele aus dem Fenster sah, erkannte sie, dass ein weiteres Stück des Nachtglases aus dem Himmel gebrochen war. In Sekundenschnelle zerbarst es in winzige Splitter und verschwand, während der Sturm noch an Gewalt zunahm. Der große Baum wankte und zitterte, und der Boden bebte unter Neles Füßen.
    »Versuch es, Nele«, drängte nun auch Jari. »Du kannst es bestimmt!«
    Nele schloss die Augen und nickte. Natürlich würde sie es versuchen. Der Druck von Jaris Hand gab ihr die Sicherheit, die sie brauchte. Sie durfte ihn nur nicht loslassen. Wo auch immer die Reise

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