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Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Titel: Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Beer
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funktionierte für gewöhnlich gut.
    »Fae.« Ihr Name aus seinem Mund war ein tiefes, kehliges Schnurren. »Es tut mir …«
    Ein Fauchen brach aus Faes Kehle. Innerhalb eines Wimpernschlags verzerrte sich ihr Gesicht zu einer wütenden Grimasse. Ihr Arm schnellte vor, und ihre Krallen gruben sich tief in Seths Wange, wo sie vier blutige Furchen hinterließen.
    Seth zuckte überrascht zurück, spürte wie ihm seinerseits ein Fauchen die Kehle hinaufstieg. Doch er unterdrückte es im letzten Augenblick. Fae war zornig. Sehr viel zorniger, als er erwartet hatte.
    Er machte einen Schritt rückwärts, die Katze auf dem Thron wachsam im Auge haltend. Doch der funkelnde Blick seiner Göttin hatte sich bereits von ihm abgewandt und richtete sich auf das Kätzchen, das sich vor den Stufen zusammengekauert hatte. Die junge Frau zitterte vor Schuld und Scham, die Stirn hielt sie auf den sanft glimmenden Glasboden gepresst. Sie hatte ihre Wacht vernachlässigt, weil sie mit Seth zusammen gewesen war. Sie hatte einen Träumer verloren. Das war unverzeihlich, und sie wusste es.
    »Schuldig«, sagte Fae. Ihre raue Stimme brachte die Luft in der Glashalle zum Schwingen. Das Kätzchen wimmerte. Aber sie versuchte nicht, sich zu verteidigen. Es war ihr Revier gewesen und ihre Verantwortung.
    Seth ließ sich auf der obersten Stufe des Throns nieder, winkelte ein Bein an und ließ das andere über die Kante baumeln. Er kannte diesen Vortrag schon zur Genüge. Fae würde die junge Frau nach dem Träumer suchen lassen und sie dann aus dem Kreis der Wächter verstoßen. Dann würde sie erst in ihrem nächsten Leben wieder eine Chance bekommen, sich zu bewähren. Seth hätte ein schlechtes Gewissen haben können, seiner Lüge wegen. Weil er schon sehr viel öfter erlebt hatte, dass ein Träumer den Rückweg nicht fand, als er dem armen Kätzchen erzählt hatte. Aber er hoffte nur, Fae würde die Standpauke zu einem raschen Ende bringen, damit er sich endlich mit ihr versöhnen konnte.
    Fae allerdings war heute Nacht nicht in gnädiger Stimmung. Geschmeidig erhob sie sich und zeigte ihre schimmernde Gestalt in voller Schönheit.
    »Cassiopeia«, sagte sie mit Grabesstimme und schritt die Treppe hinab auf die junge Frau zu. Dicht vor ihr blieb sie stehen und legte ihr eine Hand auf den zerzausten Scheitel – eine fast zärtliche Berührung. Und doch so vernichtend. Seth sah das Kätzchen erzittern.
    »Ich enthebe dich mit sofortiger Wirkung und für alle Zeiten deines Wächterstatus.«
    Ein gequälter Laut drang aus Cassiopeias Kehle. Ihr Kopf zuckte in die Höhe, und sie riss ihre Meeresaugen weit auf.
    »Nein …«, jammerte sie kläglich. »Nein, nein, bitte … ich mache es wieder gut!«
    Seth indes betrachtete Fae unter erstaunt gehobenen Brauen. Das war neu. Interessiert richtete er sich auf. Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber dies war tatsächlich anders als sonst. Was war denn da los?
    »Du bist schuldig«, wiederholte Fae. »Eines Vergehens, für das ich keine Gnade zu geben habe. Leb wohl.«
    Cassiopeia schlug die Hände vor ihr hübsches Gesicht. Ein wenig tat sie Seth nun doch leid. Aber er hatte keine große Lust, sich noch mehr von Faes Zorn zuzuziehen, indem er nun eingriff. Ganz abgesehen davon, dass er ohnehin nichts mehr hätte ausrichten können. Fae zögerte eine Strafe niemals hinaus. Es war längst zu spät, längst geschehen.
    Die Gestalt der jungen Frau begann zu verschwimmen und sich in rauchige Schatten aufzulösen. Ihr jämmerliches Klagen erfüllte die Luft, und ihre Tränen tropften aus den trübweißen Schleiern, in die sich ihre Existenz als Wächterin des Nachtglases auflöste. Rot wie Blut. Sie befleckten Faes makellose Haut – und das Fell der kleinen weißen Katze, die nun auf dem Boden der Glashalle kauerte. Ein ganz normales Tier. Alles, was von der jungen Wächterin übrig geblieben war.
    Fae beugte sich herunter, um das Kätzchen auf den Arm zu nehmen. Dann drehte sie sich zu Seth um, das Gesicht noch immer glatt und ohne jede Regung.
    »Und jetzt«, sagte sie mit einer Stimme wie splitterndes Eis, »zu dir.«
    Seth erhob sich ohne Eile, den Kopf hielt er gesenkt. Auch dies war für gewöhnlich Teil des Rituals, eine obligatorische Rüge, die er über sich hinwegspülen ließ, bis seine Göttin ihren gerechten Zorn losgeworden war und ihm verzieh. Das tat sie immer.
    Doch diesmal war so vieles anders als gewöhnlich.
    Unter halb gesenkten Lidern beobachtete Seth, wie Fae näher kam. Die

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