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Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Titel: Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Beer
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Ohren. ›Rede nicht von Dingen, die du nicht verstehst! Und richte Fae aus, ich brauche keinen Anstandswauwau.‹
    Tora starrte ihn wütend an. Sie musste sich sehr zwingen, ruhig zu bleiben. Aber die Genugtuung, aufgrund seiner Beleidigungen den Kopf zu verlieren, würde sie Seth nicht gönnen.
    ›Fae hat mir aufgetragen, auf dich zu achten. Du tätest also gut daran, meine Fragen zu beantworten‹, knurrte sie unwillig. ›Wer ist dieses Mädchen?‹
    ›Nur ein Mädchen‹, entgegnete Seth kurz angebunden. ›Das braucht weder dich noch Fae zu kümmern.‹
    Tora ließ ein ungeduldiges Grollen hören. ›Du bist hier der Exilant, Seth! Und wenn dir daran liegt, nicht ewig in diesem Menschenkörper eingesperrt zu sein, lehn dich besser nicht zu weit aus dem Fenster!‹
    Ein spöttisches Lachen vibrierte in ihrem Kopf. Ein Lachen, dass Tora alle Selbstbeherrschung abverlangte, um nicht doch noch in Raserei zu verfallen. ›So sehr vermisst du mich also? Kannst du es nicht erwarten, mich zurück in der Traumwelt zu sehen?‹
    Nun konnte Tora ein ärgerliches Fauchen nicht mehr zurückhalten. ›Meinetwegen kannst du hier unten verrotten!‹
    Hinter der Scheibe blieb es nun eine Weile still. Tora konnte nicht sagen, ob sie Seth mit ihren Worten getroffen hatte oder ob er einfach keine Lust mehr hatte, zu antworten. Nur seine Augen glühten noch in der Dunkelheit.
    ›Was willst du von mir, Tora?‹, fragte er endlich, und seine Stimme klang nun ganz ruhig, geradezu gefährlich sanft. ›Solltest du nicht lieber deine überragende Jägerspürnase dazu benutzen, den Verlorenen zu finden, statt mir nachzuspionieren? Oder willst du etwa gar nicht, dass er zurückkehrt?‹
    Tora schnappte nach Luft. Für einen Moment versagte ihr die Sprache. ›Rede keinen Unsinn, Seth!‹, brachte sie endlich heraus. ›Es ist unsere Pflicht, den verlorenen Träumer zu retten! Du weißt genau, was mit dem Nachtglas geschieht, wenn er dort bleibt!‹
    Jetzt lächelte Seth. Aber es war ein verschlagenes Lächeln, das keine Spur von Freundlichkeit erkennen ließ. ›Es wird zerbrechen. Ja, das hat Fae gesagt. Aber sie hat dir doch bestimmt auch erzählt, was dann geschehen wird.‹ Er drehte sich mit einer geschmeidigen Bewegung endgültig zu Tora um. Die Bettdecke raschelte leise, doch das Mädchen an Seths Seite rührte sich nicht einen Fingerbreit. Sie musste wirklich sehr fest schlafen. ›Wenn das Nachtglas fort ist, wird es keine Menschen mehr geben und keine Wacht. Klingt das nicht ganz fabelhaft?‹
    Noch immer rang Tora nach Worten. Das war doch nicht zu fassen! ›Das wäre eine Katastrophe!‹, zischte sie wütend.
    Seth riss den Mund zu einem Gähnen auf. ›Alles eine Frage des Blickwinkels‹, schnurrte er. ›Ich finde den Gedanken fantastisch. Und daher, bitte, treib dich hier herum, solange du willst – das erhöht die Wahrscheinlichkeit enorm, dass es so weit kommt. Ich wäre dir nur sehr dankbar, wenn du mich jetzt schlafen lassen würdest.‹
    Mit einer brüsken Bewegung stand Tora auf. ›Mach dir keine Hoffnungen, Seth. Ich werde mir von dir kein schlechtes Gewissen machen lassen, nur damit du deine Ruhe hast. Die anderen Katzen werden den Träumer finden, und ich werde dich im Auge behalten. Du kannst dir sicher sein, dass ich gleich heute Nacht zu Fae gehe und ihr berichte, was du hier treibst.‹
    Seth streckte sich träge. Seine Bewegungen waren aufreizend langsam, vielleicht um das Mädchen an seiner Seite nicht doch noch zu wecken. Vielleicht aber auch, um Tora zu ärgern. Wer konnte das schon so genau wissen?
    ›Ja, ja, schon gut‹, brummte er schläfrig. ›Tu, was du nicht lassen kannst. Aber denk daran, Fae hat über die Menschenwelt keine Macht. Sie konnte mich aus der Traumwelt ausschließen, und sie kann mich wieder hereinlassen, wenn sie das möchte. Aber solange ich hier draußen bin, kann sie mir überhaupt nichts tun. Also rede nur mit ihr, so viel du willst. Es wird dir gar nichts bringen – es sei denn, das brave Kätzchen will den Kopf getätschelt bekommen.‹ Ein träges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. ›Wenn es allerdings dazu kommen sollte, dass das Nachtglas tatsächlich bricht, weil du dich entscheidest, hier zu lange herumzutrödeln – dann wird es mit dem Verschwinden der Menschen auch kein Gefängnis mehr geben, in das sie mich sperren kann, nicht wahr? Wenn das Reich der Katzen unendlich ist, wohin sollte sie mich dann verbannen?‹ Er seufzte leise. ›Ja, an den Gedanken

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