Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
anschließend seiner Wege ging. Und allein diese Sorte Frau interessierte Noah.
Er stieg aus der Dusche und trocknete sich ab. Nachdem er sich Shorts, T -Shirt und Laufschuhe angezogen hatte, verließ er das Zimmer. Hier war es zwar schon nach Mitternacht, aber Noah war immer noch auf Pariser Zeit getaktet, was bedeutete, dass er erst in ein paar Stunden würde schlafen können. Er ging an den Fahrstühlen vorbei und die sechs Stockwerke zu Fuß hinunter. Dann verließ er das Hotel durch den Hinterausgang und fiel in einen langsamen Laufschritt. Er überquerte den Parkplatz, auf dem Limousinen, Geländewagen und hier und dort auch eine ältere Klapperkiste standen, und bog auf die Straße ein. Ganz anders als in Paris, der Stadt, die niemals schlief, herrschte hier nur wenig Verkehr.
Er wollte eine gute Stunde laufen und danach im Hotel noch ein wenig recherchieren. Anschließend würde er packen und zu Samara fahren. Nach einer längeren Diskussion hatten sie sich darauf geeinigt, von ihrem Apartment aus zu operieren. Genau genommen zog er bei ihr ein, weil die Online-Kommunikation vornehmlich nachts stattfinden würde. Natürlich könnte er selbst versuchen, Kontakt zu diesem Widerling aufzunehmen, und Samara einzig für das Treffen einspannen. Aber es war Jahre her, seit Noah zuletzt mit dem Alltag von Teenager-Mädchen zu tun gehabt hatte, und Samara wusste sehr viel besser, wie sie sich ausdrückten. Die Idee, dass er bei ihr wohnen würde, hatte sie nicht unbedingt begeistert, doch letztlich stimmte sie zu.
Sobald sie das geklärt hatten, war er gegangen. Nachdem sie sich bereit erklärte, ihm zu helfen, war die Situation irgendwie ein wenig peinlich geworden. Zweifellos hatte sie an Paris gedacht. Und sie brauchte Zeit, sich darüber klar zu werden, worauf sie sich eingelassen hatte. Außerdem musste Noah für eine Weile von ihr weg. Bei Samara neigte er zu Kurzschlusshandlungen, was einer der Gründe war, weshalb sie um ein Haar ihren eigenen Tango in Paris aufgeführt hätten. Noah hatte die Kon trolle verloren. Samaras süßer Mund brachte ihn auf eine Vielzahl von Ideen. Und als er ihn kostete …
Noah blieb abrupt stehen, beugte sich vor und atmete heftig. Mit einem Ständer zu laufen, war so gut wie unmöglich. Er musste dringend einen klaren Kopf bekommen, ehe er sie wiedersah. Und sobald das Projekt abgeschlossen war, würde er nach Paris zurückfliegen und sie ihr Leben hier weiterführen. Bis dahin war ein Job zu erledigen, bei dem keiner von ihnen abgelenkt sein durfte.
Nachdem er sich wieder unter Kontrolle hatte, lief Noah über den verlassenen Parkplatz eines Einkaufszentrums und von dort zurück zum Hotel. Klebrig feuchte Luft benetzte seine Haut. Früher hatte er es geliebt, in der Südstaatenhitze zu laufen, hatte das Gefühl gemocht, wie sie einen zu bremsen versuchte, sodass man gegen die Atmosphäre zu arbeiten glaubte. Heute gefiel es ihm nicht mehr. Ebenso wenig wie alles andere, das ihn nur entfernt an seine Vergangenheit erinnerte.
Vorm Betreten seines Hotelzimmers prüfte er wieder den Faden. Als er gerade in der Minibar nach einer Wasserflasche griff, klingelte das Telefon.
Er trank einen kräftigen Schluck und nahm nach dem dritten Läuten ab.
»Hast du sie gefunden?«
»Ja.«
»Und?« Die rauchige weibliche Stimme klang amüsiert.
»Und sie hat Ja gesagt.«
»Das dachte ich mir.«
»Hast du es ihm schon erzählt?«
»O ja!« Ein kurzes Lachen verriet ihm, wie sie es angestellt hatte.
»Was meinte er?«
»Vor oder nachdem ich ihn mit Wein und anderem bezirzt habe?«
Noah grinste. Eden St. Claire Montgomery konnte sehr überzeugend sein, besonders bei ihrem Ehemann Jordan. Dennoch dürfte es diesmal selbst für Eden etwas schwieriger gewesen sein. Jordan begreiflich zu machen, dass seine frühere Verlobte diesem Job gewachsen wäre, war ganz gewiss kein Leichtes gewesen.
»War wohl nicht einfach, was?«
»Nein, ganz und gar nicht. Aber am Ende hat er mir geglaubt, dass du sie mit deinem Leben schützt.«
»Was ich auch tun werde. Sie wird allerdings gar nicht erst nahe genug an die Gefahr herankommen.«
»Wie geht es ihr?«
Edens Sorge erstaunte ihn nicht. Das Mitgefühl mit der jungen Frau, die Jordan beinahe geheiratet hätte, war charakteristisch für Eden. Niemand wusste besser als sie, was einem die Zurückweisung durch einen Menschen antat, den man liebte.
»Sie scheint immer noch ein bisschen angegriffen, aber ansonsten würde ich sagen, gut.
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