Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
schnaubte angewidert. »Habt ihr euch wenigstens um den Typen gekümmert, der bei ihr war?«
»Ja, dem haben wir eine Kugel verpasst.«
»Ist er tot?«
Es trat eine lange Pause ein, ehe der Mann neben Samara murmelte: »Wir glauben schon.«
»Idioten! Hier rein.«
Trotz aller Angst vor dem, was nun folgte, jubelte Samara im Geiste. Noah könnte noch leben! Und falls er noch am Leben war, würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zu retten.
Sie musste unbedingt überleben, alles tun, was nötig war, alles aushalten. Ja, sie würde versuchen zu fliehen, sobald sich eine Chance ergab, aber allein der Gedanke, dass Noah vielleicht nach ihr suchte, gab ihr Hoffnung.
Sie gingen in ein Gebäude, und Samara war für einen kurzen Moment froh, als der Riesenkerl sie von seiner Schulter zog und auf den Boden fallen ließ. Mit aller Kraft mühte sie sich, nicht einzuknicken, tapfer, mutig und stark zu sein. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und blickte wütend zu dem Mann auf, der für so viel Elend verantwortlich war.
Jeder Muskel, jede Zelle und jeder Nerv in ihr erstarrte vor Schock. Der Mann mit der vertrauten Stimme hatte die Augen eines kaltblütigen Mörders und ein durch und durch böses Grinsen, was jedoch nicht der Grund für Samaras lähmendes Entsetzen war.
Der Mann, der auf sie hinabblickte, hatte das Gesicht von Noah McCall.
8
Nachdem er sich kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt und eine Handvoll Aspirin geschluckt hatte, verließ Noah das Bad mit jener kalten, ehernen Entschlossenheit, für die er berühmt war. Jordan und Eden gingen redend im Wohnzimmer auf und ab.
Eine Hand am Türrahmen abgestützt, unterbrach Noah sie. »Erzählt mir, was bisher unternommen wurde.«
Zwar sah Jordan ihn an, als würde er Noah stattdessen lieber zusammenschlagen, aber er wusste natürlich, dass anderes Vorrang hatte. »Wir haben über unsere Kontakte dafür gesorgt, dass über die Schießerei nichts Näheres verlautbart wird, und unsere Verwundeten ins Krankenhaus gebracht. Die Behörden helfen uns wie immer, damit die Sache nicht in die Medien kommt.
Die beiden, die wir greifen konnten, sind in dem Lagerhaus. Einer von ihnen war lebensgefährlich verletzt. Wir mussten unseren Arzt holen. Ich habe eben Bescheid bekommen, dass er ins Koma gefallen ist, also erfahren wir von ihm gar nichts. Der andere hat eine Fleischwunde am Arm und eine Gehirnerschütterung, ist mithin noch gut beisammen. Gabe hat ihn bearbeitet, bisher jedoch noch nichts aus ihm rausgekriegt.«
»Was sagt die Presse?«, fragte Noah.
»Die bleiben vage. Kneipenschießerei mit mehreren Toten.«
Noah nickte. »Weiter?«
»Das ist alles. Wir haben keinen blassen Schimmer, wo sie Samara hingebracht haben.«
Noah zwang seine Beine, sich vorwärtszubewegen. »Bringt mich ins Lagerhaus.«
Den Blick, mit dem Jordan ihn bedachte, als sie aus der Tür gingen, ignorierte Noah. Ihm fehlte die Muße, Jordan zu erklären, dass seine Methode, Informationen zu erhalten, so gut wie unfehlbar war. Wenn er fertig war, und manchmal sogar schon bevor er überhaupt anfing, redeten die meisten mit Freuden.
Zum Lagerhaus brauchten sie knapp zehn Minuten, die sich allerdings wie ein Jahr anfühlten. Endlich kamen sie bei dem verlassenen Gebäude an, das vorn von zwei LCR -Agenten bewacht wurde. Zwei weitere standen an der Eingangstür. Geräusche von Fausthieben sowie Stöhnen vor Wut und Schmerz drangen ihnen entgegen. Aber keine Antworten.
Noah nickte den beiden Agenten zu, stieß die Tür auf und sah einen seiner besten Männer, der den Gefangenen zu Brei schlug. »Stopp.«
Gabriel Maddox fuhr herum. »Verdammt, Noah, was machst du hier?«
»Geh raus und lass mich mit ihm reden.«
Gabe wandte sich wieder dem Mann zu, der an der Decke hing, und spuckte ihn an. »War mir ein Vergnügen.«
Die Tür fiel hinter Noah ins Schloss, sodass er mit dem Schwein, das für Samaras Entführung – und die unzähliger anderer junger Mädchen – verantwortlich war, allein war. Er stand vollkommen ruhig vor ihm und schätzte den Gefangenen ein. Allein seine eiserne Ruhe raubte den Leuten zumeist schon die Nerven.
Das blonde, militärisch kurz geschnittene Haar war schweißverklebt. Der Mann war muskulös und fit … eindeutig militärtrainiert. Gabe hatte ihn heftig bearbeitet: Die Augen waren zugeschwollen, die Nase ein blutiger Klumpen, die Lippen aufgeplatzt. Er war bis auf die Unterwäsche ausgezogen, sein Oberkörper von Blutergüssen bedeckt. Am
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