Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
»Noah!«, schrie sie.
Sie hörte ihn rufen. »Mara, nein …« Als Nächstes krachte ein Schuss.
Ehe sie reagieren konnte, drückte ihr die Hand einen Lumpen auf den Mund. Sie rang nach Luft und würgte. Ein greller Lichtblitz blendete sie, gefolgt von … nichts.
Schmerz brannte, pochte und stach. Angestrengt hob er die schweren Lider, um die Albtraumbilder loszuwerden. Noah zwang sich aufzuwachen. Gedämpfte Stimmen von einer Frau und einem Mann, die aufgeregt abwechselnd auf Englisch und Französisch flüsterten. Er drehte seinen Kopf in die Richtung und erkannte verschwommen zwei Leute, die keine zwei Meter entfernt von ihm standen. »Was ist passiert?«, fragte er matt.
Ein leises Seufzen, ein übles Fluchen. Nun wurde das Bild klarer. Eden und Jordan beugten sich über das Bett. Eden wirkte besorgt, unsicher und wütend zugleich, Jordan nur zornig.
»Ah, der Mistkerl ist endlich wach.« Jordans erboste Stimme jagte eine frische Schmerzwelle durch Noahs Kopf.
»Hör auf, Jordan«, zischte Eden. »Deine Wut bringt Samara auch nicht zurück.«
Samara!
Noah schoss im Bett hoch, wobei ein flammendes Stechen seinen Kopf und die Seite durchbohrte, dass ihm übel wurde. Er biss die Zähne zusammen. »Wo ist sie? Was ist passiert?«
»Ich würde sagen, sie ist inzwischen ein paar Dutzend Male vergewaltigt worden, du Schwein.«
Eden fuhr ihren Mann an. »Solche Bemerkungen nützen niemandem etwas! Das einzig Wichtige ist, dass wir sie finden.«
Das Zimmer drehte sich um Noah und kam schleppend zum Stehen, während er die Füße vom Bett schwang und sich mit aller Kraft konzentrierte. Sie hatten Samara. Eine Qual, die entsetzlicher war als jede physische Pein, erfasste ihn.
Gütiger Gott, sie hatten Samara!
Mühsam rang er um Fassung, versuchte, seine Umgebung zu erkennen. Er war in Samaras Wohnung, in ihrem Gästezimmer. Vorsichtig richtete er sich auf, was Eden und Jordan nicht gleich bemerkten, weil sie noch stritten.
»Noah, du darfst nicht aufstehen! Du hast eine Gehirnerschütterung und eine gebrochene Rippe von einer Kugel, die deinen Brustkorb gestreift hat. Du bist nicht in der Verfassung, irgendetwas zu unternehmen.«
Er sah Eden wütend an. Ihre Sorge hin oder her, er musste Samara finden. Was zur Hölle war schiefgegangen? Eine Hand auf den Bettpfosten gestützt, hielt er sich aufrecht. »Erzähl mir genau, was geschehen ist.«
Anscheinend war ihr klar, dass sie ihn nicht überreden konnte, sich wieder hinzulegen, denn Eden gab ihm eine kurze Zusammenfassung. »Wir wissen nicht, ob sie die Falle durchschaut haben oder nicht. Auf die Männer, die du auf dem Parkplatz hattest, Peter und Eli, wurde geschossen. Sie sind beide ernsthaft verletzt, aber ihr Zustand ist stabil. Joseph wurde bewusstlos geschlagen, ihm geht’s allerdings wieder ganz gut. Keiner weiß, wo sie hin sind, nachdem sie Samara aus der Bar brachten. Ihren Wagen haben sie ein paar Blocks weiter stehen gelassen.«
»Dann wissen wir nicht einmal, mit was für einem Fahrzeug sie unterwegs sind?«
»Nein.«
Eine neue Schmerzwelle durchströmte ihn. Was hatte sie aufgeschreckt? Und was tat es noch zur Sache, wenn Samara höchstwahrscheinlich brutal gequält wurde?
»Wie lange ist es her?«
Jordan und Eden sahen sich an. »Über vierundzwanzig Stunden.«
Noah schloss die Augen. Scheiße! Er hob den Kopf, was selbiger ihm ziemlich übel nahm. »Konnten wir welche von ihren Leuten schnappen?«
Jordan nickte. »Zwei. Der eine ist recht angeschlagen, und der andere will uns kein Wort sagen.«
»Wo sind sie?«
»In einem verlassenen Lagerhaus ein paar Meilen von hier.«
Noah konnte nur mit Mühe seine Gefühle bändigen, als er aufs Bad zusteuerte. »Gebt mir fünf Minuten und bringt mich zu ihnen.«
Jordan stöhnte genervt. »Verdammt, Noah. Wir haben so ziemlich alles getan, außer sie umzubringen. Die reden nicht. Außerdem siehst du im Moment aus, als könntest du nicht mal einem Kaninchen Angst einjagen.«
Sehr vorsichtig, um ja nirgends anzustoßen, schaffte Noah es ins Bad und schloss die Tür hinter sich, noch ehe Jordan ausgeredet hatte. Er mochte erbärmlich aus sehen, doch er fühlte sich noch viel schlimmer, und daran konnte nichts und niemand etwas ändern. Samara war in den Händen der übelsten, perversesten Männer, die ihm jemals untergekommen waren. Er musste sie retten.
Die Vorstellung, was sie durchmachte, wurde noch grausamer durch das Wissen, wer sie entführte. Noah krümmte sich unter einer weiteren
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