Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
nicht umbringen«, knurrte eine tiefe Stimme ganz nahe. »Eine anständige Tracht Prügel sollte reichen.«
Samara drehte den Kopf und sah zu dem Mann auf dem Beifahrersitz. »Jordan?«
Er schenkte ihr jenes Lächeln, bei dem früher einmal ihr Herz schneller geschlagen hatte. Heute erwiderte sie es nur noch freundlich.
»Jordan«, sagte Eden, »das hatten wir schon. Mich trifft genauso viel Schuld wie Noah, dass Samara bei dieser Operation mitgemacht hat.«
»Mag ja sein, doch wie du weißt, könnte ich meiner bezaubernden Frau niemals böse sein. Noah hingegen würde ich liebend gern ein paar Dellen in sein dickes Fell schlagen. Außerdem hat er auch dir einige wesentliche Informationen vorenthalten.«
Samara wedelte mit einer Hand, um die Aufmerksamkeit der beiden zu gewinnen. »Entschuldigt mal, aber ich glaube, ihr vergesst da etwas. Ich hatte mich freiwillig bereit erklärt, bei der Sache mitzumachen. Niemand hat mich überredet, geschweige denn gezwungen.«
Eden schüttelte den Kopf. »Du hattest keine Ahnung, worauf du dich einlässt. Wir hätten nie eine Zivilistin in den Fall verwickeln dürfen.«
Samara setzte sich auf. Sie bemerkte ein leichtes Pochen hinter ihren Augen, das sie jedoch ignorierte. Angesichts ihrer unzähligen anderen Schmerzen war es unbe deutend. Jedenfalls ließ sie nicht zu, dass Noah die Schuld an diesem Desaster gegeben wurde. »Keiner konnte vor hersehen, was geschehen ist. Statt ihm Vorwürfe zu machen, sollten wir überlegen, wie wir ihn und die Mädchen dort rausholen.«
Eden und Jordan lächelten sich amüsiert an, und Eden sagte: »Du hast echt Mumm, weißt du das?«
Erschöpft sank Samara an die Rücklehne. Sie fühlte sich eigentlich gar nicht mutig. »Ja, das wurde schon ein- oder zweimal erwähnt.« Plötzlich wurde ihr klar, in welch gefährlicher Lage Noah sich befand, der in Mitchells Versteck zurückgekehrt war. Sie holte tief Luft und sah von Jordan zu Eden. »Wie ist unser Plan?«
Jordan zog eine Braue hoch. »Unser Plan ist, dich an einen sicheren Ort zu bringen. Dann kommen wir zurück und warten auf den Truck.«
»Ich muss euch helfen.«
Eden schüttelte den Kopf und sah in diesem Moment sogar noch arroganter als Jordan aus. »Du hast genug getan. Jetzt musst du dich ausruhen. Wir kümmern uns um Mitchell Stoddard und seine Leute. Und wir holen die Mädchen.«
»Was ist mit Noah?«
»Noah kann auf sich selbst aufpassen.«
Samara winkte ungeduldig ab. »Ich weiß, dass er das kann, Jordan. Aber was hat er vor, um Bennett zu schnapppen?«
Jordan drehte sich zu ihr um. »Er hat eine Strategie.«
Samara stiegen Tränen in die Augen. »Und die wäre?«
Eden legte eine Hand auf ihre Schulter. »Du musst dir keine Sorgen machen. Ruh dich aus und werde wieder gesund.«
»Hör auf, mich beschützen zu wollen, Eden. Ich finde, dass ich ein Recht habe, zu erfahren, was er vorhat.«
Eden betrachtete sie prüfend, als wüsste sie nicht, ob Samara die Wahrheit wirklich verkraften konnte. Samara wurde furchtbar mulmig, als würde ihr Magen mit ihrem Herzen kollidieren. Offensichtlich war Noahs Plan hochriskant, sonst würde Eden nicht so zögerlich reagieren.
»Jetzt sag schon.«
Eden nickte. »Du hast recht. Du solltest es wissen.« Detailliert beschrieb sie, wie Noah Mitchell und dessen Männer zur Strecke bringen und die Mädchen retten wollte. Und auch, wie er plante, Bennett dingfest zu machen, ein für alle Mal.
Am Ende war Samara schlecht vor Angst. Noah mochte der Einzige sein, der eine realistische Chance hatte, einen solchen Plan umzusetzen; sollte allerdings irgendetwas dabei schiefgehen, verwandelte sich das Ganze in eine Selbstmordaktion. Was Noah absolut bewusst war. Er hatte in dem Wissen mit ihr geschlafen, dass sie sich danach vielleicht nie wiedersahen.
Tränen schwammen in ihren Augen, weshalb sie rasch den Blick senkte. »Warum bin ich überall voller Blut?«
»Das ist nicht deines«, sagte Jordan. »Es ist Noahs.«
Entsetzt sah sie zu Eden auf. »Was?«
Eden schaute tadelnd ihren Mann an, dann wieder zu Samara. »Er hat sich wahrscheinlich die Haut ein bisschen eingeritzt und dich beschmiert, damit es für Mitchell echter aussieht. Ich verspreche dir, Noah geht es gut.«
Auch wenn sie es nicht aussprach, begriff Samara, welche Worte fehlten: im Moment.
Auf einmal brach alles über sie herein, all das, was seit dem Tag ihrer Entführung geschehen war. Die Schläge, mit anzusehen, wie jemandes Kopf explodierte, ihre
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