Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
begreifen, dass das hier sein Job, sein Leben war, von dem sie niemals wieder ein Teil sein könnte.
»Ich …«
Ein Mann kam zu ihnen. »Hey, Noah, können wir dann?«
Noah sah nur Samara an, während er antwortete. »Ja. Ich bin gleich bei euch.« Mit jener Sanftheit, die sie an dem maskulinen Mann stets aufs Neue verblüffte, strich er ihr eine Locke aus der Stirn. »Ich danke dir, Samara. Für alles.«
Nein! Das durfte nicht sein. Sie konnte ihn nicht einfach so gehen lassen. Gott stehe ihr bei … Sie konnte nicht. Mit einem tiefen Atemzug, dem festen Glauben an ihre Gefühle und allem Mut, den sie aufbringen konnte, nahm sie ein gewaltiges Risiko auf sich.
»Ich liebe dich, Noah.«
Bedauern und noch etwas anderes flackerten in seinem Blick auf. »Mara … nicht … ich …«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, lehnte sich an ihn und legte beide Hände an seine Wangen. »Geh. Tu, was du tun musst, sei der Held, der du bist, aber komm zu mir zurück. Noah McCall ist mehr als der Kopf von Last Chance Rescue. Ich sehe auch den Mann, und ich liebe sie beide.« Sie küsste ihn sacht auf den Mund. »Komm zu mir zurück, Noah. Bitte.«
Sie musste von ihm weg, bevor sie vollkommen zusammenbrach, und kehrte ihm unvermittelt den Rücken zu. Da packte er sie, riss sie zu sich herum und presste seine Lippen auf ihre.
Samara schlang die Arme um ihn, während er ihren Mund mit seinem Kuss einnahm. Leidenschaft, Hitze und überwältigendes Verlangen mischten sich mit all der Liebe zu dem Mann, die in ihr loderte.
Als er sie schließlich wieder freigab, sah sie die Gefühle in seinem Blick, die er so verbissen bekämpfte. »Leb wohl.« Abrupt wandte er sich um.
Und das war es. Samara krallte die Zehen in die Erde, um ihm nicht nachzulaufen, verschränkte die Arme vor der Brust und biss sich auf die Zunge, damit sie nicht nach ihm schrie. Diese Entscheidung musste er treffen. Wenn er Bennetts Festnahme überlebte – Gütiger Gott, lass ihn überleben – und nicht zu ihr zurückkehren wollte, konnte sie nichts tun.
»Alles klar?«
Edens mitfühlende Miene verriet Samara, wie sie aussehen musste: wie eine zerzauste, zerschundene, hilflose Frau mit gebrochenem Herzen. Sie rang sich ein Lächeln ab. »Noch nicht.«
Eden nickte in die Richtung, in die Noah gegangen war. »Gib ihm Zeit, die Sache abzuschließen. Dass er reinen Tisch mit Mitchell macht, war längst überfällig, und es dürfte wohl das Härteste sein, was er jemals tun musste.«
»Ich weiß. Aber ich glaube nicht, dass es etwas daran ändert, wie er zu mir steht.«
Eden lächelte strahlend. »Nein, ich denke ebenfalls nicht, dass die Zeit Noahs Gefühle für dich vertiefen könnte.«
Samara zuckte zusammen. Was war denn mit ihrer sonst so mitfühlenden Freundin los? »Du bist ziemlich grausam.«
Eden lachte leise. »Nein, du missverstehst mich. Ich glaube nicht, dass Noahs Gefühle für dich noch tiefer werden könnten, weil ich überzeugt bin, dass sie bereits so tief sind, wie es überhaupt möglich ist.«
»Wirklich?«
»Ja. Lass ihm Zeit, und dann hol ihn dir.«
Eden hatte recht. Aufgeben war noch nie Samaras Art gewesen. Kampfloser Rückzug war ihr vollkommen fremd. Natürlich würde sie Noah Raum und Zeit geben, doch nur um sich ihm danach aus einem neuen Winkel abermals zu nähern. Falls Noah nicht zu ihr zurückkehrte, musste sie eben zu Noah gehen.
Nein, diese Geschichte war noch lange nicht vorbei.
In Handschellen und die Beine in Ketten, knurrte Mitch wütend, als er auf einen Van zugeschubst wurde. Verflucht, es war alles im Eimer! Seine Männer waren samt und sonders verhaftet worden, alle Mädchen weggebracht. Thomas Bennett würde ihn umbringen.
»Tut mir leid, dass es so enden musste, Mitch.«
Mitch drehte sich erbost zu dem Mann um, der für alles Unglück und Pech in seinem Leben verantwortlich war. »Dafür wirst du bezahlen, du Scheißkerl. Das schwöre ich.«
»Gib’s auf, Mitch. Du hattest deinen Spaß, für den eine Menge Leute verletzt oder getötet wurden. Jetzt nimm deine Strafe auch wie ein Mann an.«
Mitch stürzte sich auf diesen verlogenen, falschen Mist kerl von Bruder. Die Ketten an seinen Knöcheln und die festen Hände, die ihn bei den Schultern hielten, hinderten ihn leider, sich mehr als ein paar Zentimeter zu bewegen. »O ja, Strafe wird es geben, Michael, versprochen!«
Sein Bruder schüttelte den Kopf und starrte ihn mit diesem Ich-bin-besser-als-du -Blick an. »Bye, Mitch.«
Die beiden Männer
Weitere Kostenlose Bücher