Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
zusammenbrechen würde. Sie war nach Hause gekommen, ohne Umwege ins Bett gegangen und hatte fast drei Stunden lang erstaunlich tief geschlafen. Dann, als hätte jemand einen Scheinwerfer in ihrem Kopf eingeschaltet, war sie aufgesprungen, vollkommen sicher, dass in diesem Moment der Einsatz stattfand. Sie war aus ihrem Schlafzimmer gerannt und fand Eden im Wohnzimmer vor, wo sie ruhig Zeitung las. Es war Edens Vorschlag gewesen, dass Samara sich auf die Couch legte, ehe sie umkippte.
»Warum bist du nicht mit Jordan beim Einsatz?«
Eden schmunzelte. »Er befürchtet, ich könnte überreagieren, wenn ich Bennett wiedersehe.«
Die Striemen an Samaras Rücken brannten noch, weshalb sie sich bemühte, eine bequemere Liegeposition zu finden. »Warum das?«
»Er ist uns letztes Jahr entwischt … und verantwortlich für Milos Tod. Jordan weiß, dass ich mich leicht mal vergesse, wenn jemand betroffen ist, der mir etwas bedeutet. Er hielt es einfach für eine gute Idee, Bennett nicht meinem geballten Zorn auszusetzen.«
»Milo war Noahs bester Freund, sein Mentor. Kann er denn damit umgehen?«
Ein Anflug von Traurigkeit huschte über Edens Züge. »Noah ist ein Meister darin, seine Gefühle auszusperren, um das zu tun, was nötig ist. Ich kenne niemanden, der es so konsequent schafft wie er.«
Samara musste halb lachen, halb weinen. »Weshalb habe ich das Gefühl, dass das eine Warnung an mich sein soll?«
»Ganz und gar nicht. Du hast längst begriffen, wie starrköpfig Noah ist. Ich erzähle dir nichts, was du nicht schon am eigenen Leib erfahren hast. Du hast dir wahrlich einen besonders zähen Brocken ausgesucht.«
»Kannst du mir mehr erzählen … über Noah und LCR . Ich meine natürlich nur die Sachen, die du auch preisgeben darfst.«
Wie sie Samara so mit angezogenen Beinen im Sessel gegenübersaß, wirkte Eden sehr jung und beinahe sorglos.
»Ich lernte Noah einige Tage nach dem Überfall kennen. Damals war ich immer nur für kurze Phasen bei Bewusstsein, aber ich erinnere mich, diesen unglaublich schönen Mann neben meinem Bett stehen zu sehen.« Sie lachte leise. »Ich habe es Noah nie verraten, doch mein erster Gedanke war, dass ich im Himmel bin und er ein Engel ist.«
Beide Frauen kicherten, denn sie wussten nur zu gut, wie wenig engelsgleich Noah McCall war.
»Als ich wieder klarer wurde, kam Noah oft, setzte sich zu mir und redete.«
»Worüber?«
»Alles und nichts.«
»Hast du dich nicht gefragt, wer er ist?«
»Er hat sich mir als Krankenhauspsychiater vorgestellt.«
»Das ist illegal.«
Eden zog eine Braue hoch, und Samara verdrehte die Augen. Wie blöd! Als würde Noah sich um derlei Kleinigkeiten scheren!
»Wie dem auch sei, wir redeten über alles Mögliche. Er bemerkte mein Sprachtalent. Übrigens ist seines eben falls beachtlich, sodass wir uns manchmal stundenlang in einer anderen Sprache unterhielten. Jedenfalls war er schon einige Wochen mehr oder minder regelmäßig bei mir gewesen, bis er mir schließlich verriet, wer er wirklich war.«
»Warst du nicht wütend?«
»O doch, und wie! Und rate mal, was er tat, als ich vor Zorn explodierte?«
»Er hat gelacht?«
Eden kicherte. »Ja, du kennst Noah wahrlich gut. Meine Wut schien ihn zu entzücken. Allerdings muss ich gestehen, dass mich sofort faszinierte, was er tat und wer er war. Er fragte mich, ob ich für ihn arbeiten würde. Natürlich wollte ich Ja sagen, nur war ich furchtbar zugerichtet und hatte keine Ahnung, wie ich in dem Zustand LCR nützlich sein könnte.«
Ihre wunderschönen Lippen verzogen sich zu einem matten Lächeln. »Bis heute erinnere ich mich an seine blitzenden schwarzen Augen, als er mir sagte, es wäre meine Entscheidung. Ich könnte das Opfer meiner Vergangenheit sein oder zur Retterin anderer werden. Er meinte, meine Narben ließen sich leicht entfernen, meine Einstellung hingegen würde entscheiden, ob ich es schaffe oder zerbreche.«
»Also hast du beschlossen, eine Retterin zu werden.«
Eden hob eine Schulter. »Ich traf eine Wahl. Ich habe schließlich nur das eine Leben, und es war an mir zu bestimmen, wie ich es gestalten wollte. Noah nahm mich mit nach Paris, heuerte den besten plastischen Chirurgen an, den er finden konnte, und …« Sie wies auf ihr atemberaubendes Gesicht. »Das ist das Ergebnis. Während ich mich von den zahlreichen Operationen erholte, trainierten wir.«
»Worin hat er dich trainiert?«
»In allem, was er für nötig hielt. Er holte einen Lehrer, der mir noch
Weitere Kostenlose Bücher