Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
weitere Sprachen beibrachte. Zusammen mit Milo unterrichtete Noah mich in Selbstverteidigung. Er ließ mich alles lernen, was ich seiner Meinung nach beherrschen sollte.«
»Was glaubst du, weshalb er ein solches Interesse an dir hatte?«
Eden runzelte die Stirn. »Was meinst du?«
»Na ja, er hat reichlich Zeit und Geld in dich investiert, deshalb frage ich mich bloß …« Samara zuckte mit den Schultern, weil ihr auf einmal unbehaglich wurde. Hatte sie eine unangemessene Frage gestellt?
Eden lehnte sich vor, sah Samara in die Augen und sagte leise: »Noah tut das mit jedem LCR -Agenten.«
»Ausgeschlossen! Er muss mindestens hundert Leute haben, die für ihn arbeiten. Wie kann er …«
»Weil er Noah ist. Er nimmt Leute auf und formt sie zu den Besten, die sie sein können. Dann schickt er sie los, um andere Opfer zu retten.«
»Willst du damit sagen, dass alle LCR -Agenten eine ähnliche Vergangenheit haben wie du?«
»O Gott, nein, das hoffe ich nicht, denn meine war richtig beschissen. Aber obwohl ich weder Details kenne noch wissen will, weiß ich sicher, dass Noah sie alle aus furchtbaren Umständen gerettet hat und ihnen dieselbe Wahl ließ wie mir.«
»Und wenn sie Nein sagten?«
»Soweit ich weiß, waren das nur sehr wenige. Und Noah verhielt sich ihnen gegenüber, wie man es von einem Mann seines Formats erwartet. Er half ihnen, sich ein neues Leben einzurichten, und ging.«
»Aber … aber nicht jeder ist physisch in der Lage, das zu machen, was ihr tut. Wie …?«
»Noah glaubt, dass jeder Mensch eine Gabe hat und einen Beitrag leisten kann, wenn er es wirklich will.«
Gefühle regten sich in Samara und wollten dringend heraus. Dieser Mann, der sich benahm, als wäre er Abschaum, war der wertvollste, den sie kannte. Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie versuchte gar nicht erst, sie zurückzuhalten. Eden wusste, was sie für Noah empfand, und nun, da sie mehr über ihn erfuhr, wurde ihre Liebe zu ihm noch größer.
Schließlich aber verdrängte Samara die Emotionen, die sie im Moment nicht weiterführten, und konzentrierte sich wieder auf Eden, die vollkommen ruhig und gefasst vor ihr saß. »Wie schaffst du es, so gelassen zu bleiben, während Jordan es mit den übelsten Kerlen aufnimmt? Hast du keine Angst um ihn?«
»Ich gestatte mir nicht, darüber nachzudenken. Jordan ist einer der Besten überhaupt, und er hat eine Menge, für das es sich zu leben lohnt. Ich weiß, dass er genauso empfindet, wenn ich bei einem Einsatz bin, aber wir lassen beide nicht zu, dass es uns zerfrisst.« Ihre schönen grauen Augen blickten in die Ferne. »Hat man erst mal die Hölle gesehen, weiß man den Himmel umso mehr zu schätzen.«
Eine seltsame Stille legte sich bei Edens Worten über Samaras Körper. Die Liebe, die Eden und Jordan verband, war eine, die über den Tod hinausging, über alles, was der Verstand begreifen konnte. Und fraglos war es dieselbe Liebe, die Samara für Noah fühlte.
»Glaubst du, ich könnte eine LCR -Agentin sein?«
Eden neigte den Kopf, sodass ihr hellblondes Haar über ihre Schulter fiel, und betrachtete Samara nachdenklich. »Ob ich es glaube? Ich weiß es sogar. Du bist klug, gebildet und mutig. Ob ich glaube, Noah, der Chef von LCR , würde dich als Agentin für ihn arbeiten lassen? Niemals.«
Das hatte Samara bereits geahnt, aber sie wollte Edens Meinung hören, denn ihr war eine Idee gekommen. Noch nahm sie sich verschwommen und diffus aus, weshalb Samara sie lieber nicht laut äußern wollte. Aber sie war in den letzten Tagen durch die Hölle gegangen, und abgesehen von ihrem Wunsch, ein zwei Meter großer, dreihundert Pfund schwerer Footballspieler zu sein, der Mitchell und seinen Männern zeigen könnte, was eine Harke war, hatte sie sich verteufelt gut gehalten. Wozu wäre sie erst imstande, bekäme sie eine richtige Ausbildung?
Trotzdem würde sie mit solchen Anregungen ab warten, denn noch betete sie, dass Noah von allein zur Vernunft kam und erkannte, was zwischen ihnen möglich sein konnte. Falls nicht, musste sie ihn auf andere Weise überzeugen.
Noah stieß die Wagentür auf und stieg aus. Ein mittelgroßer Mann mit schütterem braunen Haar und fiesen, kalten Augen starrte ihn an. Da ihn vier Männer mit Automatikwaffen umstanden, konnte er nur Thomas Bennett sein, seines Zeichens Menschenhändler, Mörder und durch und durch übler Schurke.
Während der Truck auf seinen Platz in dem Lagerhaus rollte, setzte Noah seine beste Mitch-Miene auf und
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